Knien gegen den Rassismus – das soll eine „respektvolle Geste“ sein?

Man kniet nur vor Gott. Es ist immer ein Gebet, eine Bitte, wenn man niederkniet. So ist es im Gottesdienst, so war es auch bei Willy Brandt, dessen Kniefall am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos 1970 eine Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen war.

Daß die deutschen Fußballer heute abend mit ihrem Kniefall „ein Zeichen gegen Rassismus“ setzen wollen, ist nur billige Nachahmung einer kleinen Minderheit der National Football League, die selbst in den USA umstritten ist. Aber die UEFA ist da sehr großzügig:

Jeder Spieler, der eine Gleichstellung von Menschen fordert, indem er sich niederkniet, hat die Erlaubnis dazu.

Was ist denn, um Himmels willen, die abstrakte „Gleichstellung von Menschen“? Und vor wem oder was und vor allem: warum soll ich da niederknien? Man kann nicht für etwas oder gegen etwas knien, das ist einfach nur ungehörig. Und vor allem: es blendet den schwarzen Rassismus komplett aus, der – von den USA ausgehend – inzwischen die linke Szene in Deutschland erreicht hat und das Märchen von einem „systemischen Rassismus“ in unserem Land propagandistisch anheizt. Dazu sollten sich unsere Fußballspieler nicht hergeben.

PS: Es ist ein typisches Beispiel der Säkularisierung religiöser Symbole und Handlungen, wie es übrigens auch der Regenbogen ist, der nach der Bibel ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen ist (Genesis 9, 12-16):

Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist.

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„Armin Laschet blamiert sich“ – aber Britt-Marie Lakämper und Sascha Lobo haben voll den Durchblick

Jeder Mensch blamiert sich manchmal. Natürlich auch Politiker. Annalena Baerbock hat sich in der kurzen Zeit ihrer Kanzlerkandidatur schon oft blamiert, Lindner sowieso, und der vom demütigen Bienenretter zum „harten Hund“ mutierte Söder erst recht. Jetzt hat sich also, wenn man der Welt glaubt, auch Armin Laschet blamiert.

Aber was hat er gesagt? Es geht um die sog. Delta-Variante des Corona-Virus, die von einigen Politikern und Virologen (Lauterbach immer vorneweg) schon wieder als Drohkulisse für künftige Einschränkungen ins Spiel gebracht wird.

Laschet sagte dazu:

Wenn trotz der Verbreitung der Delta-Variante die Inzidenz nicht steigt, sondern jede Woche immer weiter sinkt, scheint ja die Auswirkung nicht so groß zu sein.

Was erlauben Laschet! – möchte man da ausrufen. Und das tut Frau Lakämper von der Welt auch und tadelt Laschet deshalb scharf. Alle, schreibt sie, hätten immer einen Virologen an ihrer Seite, wenn sie vor die Kameras träten. Nur Laschet nicht. Und dann wagt der es auch noch, die Menschen zu beruhigen! Das geht gar nicht. Jetzt hätte Laschet natürlich etwa den Virologen Klaus Stöhr zitieren können, hat er aber nicht. Stöhr sagte in einem Interview mit dem MDR (hier nachzulesen):

Die Bekämpfungsmaßnahmen werden auch weiter funktionieren, die RNA-Viren – und dazu gehören auch die Coronaviren – haben diese Möglichkeit, sich zu irren, wenn sie sich vermehren. Dadurch gibt es hier und dort mal ein paar andere Aminosäuren. Zum Glück sehen wir jetzt, und das sind die Zahlen aus England, dass sich die Delta-Variante höchstwahrscheinlich etwas leichter übertragen lässt, aber die Erkrankungsschwere scheint vierfach geringer zu sein. Das sind noch vorläufige Daten. Also dass mehr Hospitalisierungen auftreten, weil die Erkrankung vielleicht schwerer verläuft, das trifft nicht zu.

Jetzt muß man Frau Lakämper aber zugutehalten, daß sie – schon, um sich nicht selbst zu blamieren! – auch einen Fachmann an ihrer Seite hat. Es ist der Blogger und Werbetexter Sascha Lobo, der in den Talkshows als „Internetfachmann“ herumgereicht wird und eine Irokesenfrisur trägt, um „einen höheren Wiedererkennungswert zu erzielen“ (Wikipedia). Also genau der richtige Fachmann!

Und natürlich, so die Welt-Journalistin, erntet Laschet für seine unaufgeregten Worte „Spott und Entsetzen im Netz“. Was sagt „das Netz“? – das ist offenbar auch für eine ausgebildete Welt-Journalistin heutzutage der entscheidende Prüfstein für Qualität. So wenden sich überall gestandene Journalisten an „das Netz“, als sei es ein göttliches Orakel, die Pythia von Delphi womöglich – dabei sind es doch, wenn man ihre Kommentare aufmerksam liest, mehrheitlich von Bosheit und Dummheit nur so strotzende Menschen, die im Schutz der Anonymität das herauslassen, was man umgangssprachlich „die Sau“ nennt.

Ein Journalist, der noch (Berufs-) Ehre und Anstand hat, sollte sich zuallerletzt darum kümmern, was „das Netz“ sagt.

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Safe the Queen

Aus einem heute in der Welt erschienenen, mit „AFP/säd“ gekennzeichneten Beitrag über eine Rede Donald Trumps::

Der Republikaner trat am Samstagabend in der Stadt Wellington im Bundesstaat Ohio unter dem Motto „Safe America!“ – „Rettet Amerika!“ – vor Tausende Anhänger.

Ja, die englische Sprache müßte man beherrschen. Oder wenigstens das eigene Foto über dem Artikel betrachten, auf dem gleich viermal das (richtig geschriebene) Motto „Save America!“ zu lesen ist.

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Keine Regenbogenfarben an der Allianz-Arena – das war wahrhaftig die Top-Meldung der Tagesschau!

Bei mir mehren sich in letzter Zeit seltsame Gedanken. Lebe ich vielleicht – so kommt es mir immer öfter vor – in Absurdistan, einem Land, das mit jedem Tag skurriler und lächerlicher wird? Es hat eine Zeit gegeben, da hatte man auf der ganzen Welt Angst vor den Deutschen. Das war nicht schön, und es kommt hoffentlich nie wieder vor. Aber es ist auch nicht angenehm, wenn tout le monde lacht über dieses merkwürdige Völkchen, das nur noch aus Musterschülern und Moralaposteln besteht. Daß früher einmal am deutschen Wesen die Welt genesen sollte, war nicht gut. Jetzt wollen wir also – wenigstens das! – die Welt retten.

Da wollte die Stadt München aus Protest gegen die ungarische Homosexuellenpolitik ihr Stadion in regenbogenfarbiges Licht tauchen. Der rein politische Grund war im Antrag an die UEFA ausdrücklich angegeben. Daß der zur Neutralität verpflichtete Verband diesen Antrag ablehnen mußte, war jedem Menschen mit durchschnittlicher Intelligenz klar. Aber der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stellte sich gleich darauf – scheinbar fassungslos – vor die Kameras und sagte folgendes:

Ich finde es beschämend, dass die UEFA es uns verbietet, hier in München ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Solidarität mit der LGBTIQ-Community zu setzen.

Soviel ideologisches Vokabular in einem einzigen Satz! Und wie flüssig ihm die LGBdingsda-Abkürzung in englischer Sprache (hier einzusehen) über die Lippen geht!

Ich muß zugeben, daß ich es kaum mehr ertragen kann, wie so schöne Wörter wie Weltoffenheit, Toleranz, Solidarität usw. von einer Minderheit in ihrer Bedeutung immer mehr eingeengt und fast nur noch im Hinblick auf sexuelle Praktiken verwendet werden. Es gibt nämlich, liebe Regenbogenfreunde, jenseits der Sexualität auch noch andere wichtige Dinge in der Welt! Als Orbán die Presse gleichgeschaltet hat und von der Demokratie nur noch eine Fassade hat stehenlassen, da hat niemand von euch irgendein Gebäude anstrahlen wollen. Erst sein Homosexuellengesetz hat euch in Erregung versetzt.

Wer „weltoffen“ ist (so wird das Wort zum Beispiel im Wahrig definiert), ist „voller Interesse für alles, was in der Welt geschieht“. Was für eine schöne Formulierung, besser kann man es nicht sagen! Man ist doch nicht weltoffen, nur weil man auch noch die letzte sexuelle Spielart oder „Orientierung“ voller Begeisterung begrüßt. Und dann erst „Toleranz“ und „Solidarität“! Das sind Wörter, die zu den Wurzeln und zum Wesenskern der europäischen Kultur gehören. Es ist ein Akt der Kultur- und Geschichtslosigkeit, ja geradezu ein Frevel, mit ihnen nur noch den Gedanken an sexuelle Minderheiten zu verknüpfen. Die ganze Einseitigkeit dieser vom linken und grünen Lager forcierten Kampagne erkennt man schon daran, daß gegen Ungarn ein maßloser Zorn entfacht und das Verbot der Regenbogenbeleuchtung am Abend zur wichtigsten Meldung der Tagesschau (!) erhoben wurde, während bei den EM-Spielen von Rußland und der Türkei keine Rede von Menschenrechtsverletzungen war. Für die Opfer von Putin und Erdogan wurde nicht einmal ein Kerzlein angezündet – so erfolgreich ist die Lobbyarbeit der Schwulen- und Lesbenverbände, deren Ideologie inzwischen sogar tief in die CDU eingedrungen ist.

Wenn man nur für ein einziges Thema ficht, dann ist man nicht weltoffen, sondern borniert, nicht weitherzig, sondern eng im Geiste – und schlimmstenfalls plappert man nur nach, was einem die Lobbyverbände und ihre politischen Handlanger vorsagen.

Am Anfang war das Wort – mit den Wörtern fängt alles an, wie es auch in dem Zitat heißt, das die Schriftstellerin Ulla Hahn vor einiger Zeit in einem Artikel erwähnt hat, und das, wohl fälschlich, dem Talmud zugeschrieben wird:

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Das sei Oberbürgermeistern und Journalisten ins Stammbuch geschrieben.

PS: Sexueller Mißbrauch an Menschen wird bestraft. Wer die Sprache mißbraucht, bleibt straffrei.

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Da werden Iraner zu Iraner:innen

Wer auf Youtube etwas über die „Wahlen“ im Iran erfahren wollte, stieß vor kurzem auf diese Überschrift eines Tagesschau-Berichts:

Iraner:innen wählen Rouhani-Nachfolger.

Die Tagesschau gendert also im Begleittext zu ihrem eigenen Video auf Youtube, wenn man aber ihrem Link folgt, findet man einen völlig ungegenderten, seriösen Tagesschau-Artikel (hier nachzulesen).

Es ist ein Zeichen dafür, wie – erst durch die dumme „Neue Rechtschreibung“, dann durch das absurde Gendern – die deutsche Sprache zur Verfügungsmasse für Ideologen und Aktivisten geworden ist, die selbst mit der Sprache als historischem Produkt und Kulturgut nichts anzufangen wissen. Unter dem Schlachtruf Fiat iustitia, et pereat lingua zerstören sie die eigene Sprache, und es sind auch diesmal wieder nicht die Sprachwissenschaftler und Germanisten, die Schriftsteller und Journalisten, die ihnen Grenzen setzen, es sind die normalen Bürger unseres Landes, die sich mit großer Mehrheit das Gendern verbitten. Es ist dennoch ein Kampf mit ungewissem Ausgang, aber der Kampf für die eigene Kultur und gegen radikale Ideologen hat sich noch immer gelohnt. Er ist aller Mühe wert.

PS: Man beachte auch, wie selbst in der links-feministischen Hauspostille taz alles beliebig geworden ist. So lautet eine Überschrift:

Angriff auf Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen: Schütze im Ku-Klux-Klan-Gewand
In Sachsen-Anhalt schießt eine Person in Ku-Klux-Klan-Kluft mit einer Softair-Waffe auf Klimaaktivisten.

Ach, ist doch alles wurscht, wie wir schreiben. Hauptsache gendersensibel.

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„Klima-Pledge“ – Post von der NABU-Campaignerin

Je näher die Bundestagswahl rückt, umso dreister wirbt die NABU-Spitze für die Wahl der Grünen. Im Januar ist ein gemeinsames „Strategiepapier“ des NABU-Chefs Jörg-Andreas Krüger mit den Grünen zur Forcierung der Windkraft nur durch Zufall in die Öffentlichkeit geraten. Das Papier ist (hier nachzulesen) „ohne Rückendeckung durch Basis und Gremien“ beschlossen worden. „Selbst einige Landesvorsitzende waren nach eigener Auskunft völlig überrascht.“ In der NABU-Bundesgeschäftsstelle in Berlin-Mitte dagegen, so ist zu lesen,

war man spürbar stolz auf den Coup des neuen Präsidenten. Über Monate hinweg hatte ein kleiner Kreis um NABU-Chef Jörg-Andreas Krüger an einer abgestimmten Position zwischen NABU und der engen Partei- und Fraktionsspitze der Grünen zum Ausbau der Windenergie gearbeitet.

Man sieht, wie Demokratie in solchen Verbänden funktioniert. Die vielen, vielen Mitglieder an der NABU-Basis, die eine unverzichtbare Arbeit für den Naturschutz leisten, werden gar nicht erst gefragt – weder, ob sie den Naturschutz komplett dem Klimaschutz opfern wollen, noch etwa, ob ihnen das peinliche Gendern der NABU-Spitze in allen Publikationen gefällt. Hier wird die gesamte Mitgliedschaft des NABU von dessen nur noch an Politik interessierter Spitze ungefragt einer politischen Partei zugeführt.

Wie das funktioniert, zeigt das Anschreiben einer gewissen Thea Ehlich an alle Empfänger des NABU-Newsletters.

Wahlkampf auf Kosten von Klima- und Naturschutz ist nicht nur unmoralisch, sondern hochgradig gefährlich. Leider sehen wir gerade genau dieses Vorgehen in der Politik, wie unsägliche Polemik und Falschaussagen zum CO2-Preis zeigen. Egal ob Klimakrise oder Artensterben, alle Parteien müssen klare Konzepte vorlegen, wie sie unsere Lebensgrundlagen retten wollen. Senden Sie jetzt ein klares Signal und versprechen Sie, bei der Bundestagswahl der Partei Ihre Stimme zu geben, die sich aus Ihrer Sicht am überzeugendsten für Klima und Natur einsetzt.
Sie haben bereits unterschrieben? Großartig! Dann bestellen Sie jetzt ein kostenloses Materialpaket mit Fahrradwimpel, Stickern und FFP2-Maske, um auf die verbändeübergreifende Aktion aufmerksam zu machen. Sind Sie NABU-Mitglied? Dann können Sie im NABU-Netz auf exklusive Inhalte und Angebote rund um die Bundestagswahl zugreifen.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement. Gemeinsam werden wir die Bundestagswahl zur Klima- und Naturschutzwahl machen.
Thea Ehlich
Online-Campaignerin.

Liebe Campaignerin,
ich soll also der Partei meine Stimme geben, die sich „am überzeugendsten für Klima und Natur einsetzt“. Und ich soll das Ihnen, der „Campaignerin“, und dem NABU-Chef feierlich versprechen („Klima-Pledge“). Ich werde nichts davon tun. Ich werde weiter ehrenamtlich meine Arbeit für den wirklichen Naturschutz machen, und ich werde weiter alles tun was in meiner Kraft steht, um weitere Windkraftanlagen in unserem schönen Land zu verhindern. Und ich werde, dazu gebe ich Ihnen mein feierliches Versprechen, bis an mein Lebensende keinen einzigen gegenderten Satz niederschreiben.
Und ich werde weder mit Ihnen noch mit ihrem Chef irgendetwas gemeinsam machen. Ich weiß mich dabei mit einer Mehrheit auch der NABU-Mitglieder einig, die Sie mit ein paar Fahrradwimpeln zum Stimmvieh der Grünen degradieren wollen.
Diese Rechnung wird nicht aufgehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Naturfreund Lupulus.

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Wichtige Nachricht vom Deutschen Wetterdienst

Diese Eilmeldung hat er mir heute aufs Handy geschickt:

Amtliche Warnung:
Starke Wärmebelastung.

Wie gut, daß ich jetzt auch die amtliche Bestätigung habe, daß es heiß ist!

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Carolin Emcke und das Gendern in mündlicher Rede

Carolin Emcke, der 2016 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde, hat auf dem Parteitag der Grünen eine Rede gehalten. Ein einziges Zitat daraus hat für große Aufregung gesorgt. Im Focus wird es so wiedergegeben:

Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen und die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.

So wird Encke in allen mir zugänglichen Meiden zitiert – nur nicht in der Wikipedia. Dort heißt der Schlußsatz:

Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscher.

Hat Emcke also wider Erwarten gar nicht gegendert? Die Wikipedia gibt als Quelle für diesen Wortlaut den Spiegel an, und tatsächlich wird das Zitat dort ungegendert („Virologen“, „Klimaforscher“) wiedergegeben.

Aber Emcke hat natürlich gegendert. Der Beweis liegt vor, der entsprechende Ausschnitt findet sich auf Youtube (hier im Original zu betrachten). Man sieht aber auch, welches irrsinnige Chaos die feministische Sprachzerstörung hier anrichtet. Bei den Wörtern „Feministinnen“ und „Virologinnen“ gibt Emcke mit ihren Fingerbewegungen zu erkennen, daß sie die Wörter in Anführungszeichen setzen will, beim Rest der Sätze nicht. Sind bei ihrem Wort „Virologinnen“ jetzt auch Drosten und Streeck mitgemeint? Oder geht es nur um die weiblichen Virologen? Und schließt sie bei den Klimaforscherinnen Mojib Latif aus, weil er nur ein Mann ist? Und warum spricht sie dann nicht auch von Jüdinnen und Kosmopolitinnen?

Allein schon an einem solchen Fall läßt sich belegen, daß beim gegenderten Deutsch von der Präzision der deutschen Sprache – von ihrer Schönheit und Klarheit ganz zu schweigen – kaum mehr etwas übrig ist. Im Grunde kann jeder den Absatz von Emckes Rede nach eigenem Gutdünken in jede beliebige schriftliche Form bringen.

Wer einmal die unerhörte sprachliche Präzision des Deutschen, etwa bei Kant und Schopenhauer, zur Kenntnis genommen hat, den erfaßt beim Betrachten dieser modischen Sprachzerstörung eine tiefe Traurigkeit.

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Shaun King und der Gerechtigkeitsfanatismus

Kennen Sie Shaun King? Nein? Wenn Sie etwas über ihn wissen wollen, hilft für den Anfang ein Blick in die Wikipedia. King, Jahrgang 1979, wird dort als

an American writer, civil rights activist and co-founder of Real Justice PAC

beschrieben, also als Schriftsteller, Menschenrechtsaktivist und Mitbegründer eines Komitees, das mit einer Art Crowdfunding, also mit sehr viel Geld linke Kandidaten in das Justizsystem der USA einschleusen will. Vor allem die von der Bevölkerung gewählten Bezirksstaatsanwälte (district attorney) sind das Ziel dieser Aktivisten. Das Time Magazine zählt King zu den 25 einflußreichsten Personen in der Welt des Internets. Als Aktivist der „Black lives matter“-Bewegung legt er Wert darauf, daß sein biologischer Vater ein Farbiger war, wenn auch ein „light-skinned black man“, also ein hellhäutiger Schwarzer. Solche Nuancen sind offenbar wieder wichtig geworden beim people of color.

Vor einem Jahr hat Shaun King (hier nachzulesen) gefordert, alle Jesus-Statuen niederzureißen, in denen dieser als Weißer dargestellt wird:

Yes, I think the statues of the white European they claim is Jesus should also come down. They are a form of white supremacy. Always have been.

In the Bible, when the family of Jesus wanted to hide, and blend in, guess where they went? EGYPT! Not Denmark.

Tear them down.

Reißt sie nieder, heißt das. Und der Herr Aktivist will entscheiden, welche Statuen stehenbleiben dürfen und welche nicht. Und er möchte in seiner Selbstherrlichkeit am liebsten die ganze westliche – weiße! – Kultur niederreißen.

Unter solchen Aktivisten geht es schon lange nicht mehr um das, was wir im alten Europa als Aufklärung bezeichnen. Die forderte nämlich, daß die Menschen aller Rassen friedlich und gleichberechtigt zusammenleben sollten. Das ist schwer genug, und mit Niederreißen ist es dabei nicht getan. Aber wir waren auf einem guten Weg. Und von dem sollten wir uns von keinem Aktivisten der Welt abbringen lassen.

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Der lange Marsch des Feminismus durch die Institutionen (6): Johanna Rahner, das Rumgesumse und die katholische Kirche

Johanna Rahner ist in der katholischen Welt nicht irgendwer – sie ist Professorin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen, wo auch schon Hans Küng und Joseph Ratzinger gelehrt haben. In einer Veranstaltung des Bistums Rottenburg-Stuttgart hat sie sich ausgerechnet auf die amerikanische Soziologin und „Aktivistin“ Robin DiAngelo bezogen, von der zum Beispiel diese dummen Sätze stammen:

Rassismus ist ein Problem der Weißen. Er wurde von Weißen konstruiert und geschaffen, und die letztendliche Verantwortung liegt bei den Weißen.

Wenn man uns lehrt, Frauen hätten 1920 das Wahlrecht erhalten, ignorieren wir, dass damals weiße Frauen uneingeschränktes Wahlrecht erhielten, weil weiße Männer es ihnen zugestanden.

Sie prägte den durchweg abwertend gemeinten Begriff der „Whiteness“ und gründete die „Weißseinsforschung“ (Whiteness Studies), die in der Wikipedia wahrhaftig mit dem Attribut „kritisch“ geadelt wird. Wer je in der „neuen“ Schwarzen- und Frauenbewegung etwas Humanistisches, Aufklärerisches gesehen hat, muß sich, um eines Besseren belehrt zu werden, nur einmal mit diesem völlig unhistorischen Konstrukt der „Whiteness“ beschäftigen, das DiAngelo in die Welt gesetzt hat – und natürlich mit der sich immer mehr radikalisierenden „Black lives matter“-Bewegung. Der Begriff der „Rasse“ feiert auf einmal wieder fröhliche Urständ – aber natürlich nur, wenn es sich um Weiße handelt. In diesem schlichten Weltbild, das nur Konstrukte bildet und keine historischen Zusammenhänge mehr kennt, gibt es nur noch Gut und Böse, und böse sind natürlich nur die Weißen, egal, was sie tun. Das alles ist, ganz buchstäblich, billige Schwarz-Weiß-Malerei.

Und ausgerechnet auf diese Aktivistin beruft sich also eine Professorin der katholischen Dogmatik (hier nachzulesen), um dann hinzuzufügen: wer an der Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche nichts ändern wolle, sei „nichts anderes als ein Rassist“.

Ein Bischof immerhin hat ihr sofort energisch widersprochen, der Bischof von Passau, Stefan Oster. Wie Rahner darauf reagiert hat, zeigt zugleich den hämischen Triumphalismus, der den erfolgreichen Gang des Neufeminismus durch die Institutionen immer öfter begleitet. Der Bischof solle sich bei ihr entschuldigen, und zwar „ohne beschwichtigende Floskeln und pastorales Rumgesumse“. Nirgendwo habe sie eine Verbindung von Rassismus und der Ablehnung der Frauenordination hergestellt. Aber – und jetzt wird es wirklich absurd: der Begriff Rassist tauge „prächtig zur öffentlich inszenierten Empörung“. Ja, und wer hat denn diesen Begriff einen Tag zuvor in die Diskussion eingeführt?

Am feministischen Jargon mit seinen sprachverhunzenden Doppelformen, Sternchen und Sprechpausen mitten im Wort hat man ein relativ zuverlässiges Kriterium, wie weit auch die zugrundeliegende Ideologie schon in eine Organisation eingesickert ist. Da schreibt etwa eine Schwester Jakoba vom „Christ- und Christin-Sein“, und eine wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Systematische Theologie der Kölner Universität forscht zum Thema „Leib Christi – gendertheoretische Dekonstruktion eines zentralen theologischen Begriffs“. Der Theologe Gerhard Marschütz fordert, die der Frau zugeschriebenen Wesenszüge wie „liebende Hausfrau und Mutter“ zu revidieren und die Erwerbstätigkeit der Frau stärker zu betonen. Eine Schwester Jakoba ist auf der Suche nach „guten Hirtinnen und Hirten“ (da will offenbar die gute Hirtin nicht mehr bloß mitgemeint sein!), und die taz, die bisher nicht für ihre Frömmigkeit bekannt war, ist begeistert, daß die „Störer*innen“ von Maria 2.0 immer mehr „Anhänger*innen“ gewinnen. Auch Bascha Mika sorgt sich neuerdings um das Wohl der Kirche: „In Scharen verlassen Katholik:innen Mutter Kirche, weil sie deren monsterhafte Züge nicht mehr ertragen.“ Die Bundesvorsitzende der katholischen Landjugendbewegung ist sich sicher, daß „Kirche sein vor allem auch politisches Handeln bedeutet“ – und ich dachte, naiv wie ich bin, daß die Kirche vor allem eine (frohe) Botschaft verkünden sollte. Ist das nicht, wie ein Unternehmensberater sagen würde, ihr „Markenkern“?

Nehmen wir einmal an, daß alle Träume des Feminismus in der katholischen Kirche in Erfüllung gehen. Stünde es dann besser um die Kirche? Kein bißchen. Dann hätten wir weibliche Pfarrer, vielleicht sogar in hundert Jahren „Päpst:innen“. Aber die Botschaft selbst würde dann ebenso wenig Gewicht haben wie bei den Protestanten, die das alles – Pfarrerinnen, Frauen in verantwortlichen Positionen auf allen Ebenen der Kirche usw. – schon immer hatten und heute auf jeden Zug des Zeitgeistes aufspringen, in ihren Predigten bloß seichte Lebensberatung kultivieren und in der Auseinandersetzung mit der säkularen Arroganz unserer Zeit noch mehr versagen als die katholische Kirche.

Ich bin auch gegen den Zwangszölibat. Ein freiwilliger Zölibat wäre eine gute Lösung fürs erste – „wer es fassen kann, der fasse es“. Verheiratete Priester wären mit ihrer Lebenserfahrung sicher eine Bereicherung der Kirche. Und auch die Ordination von Frauen wird kommen, wenn auch nicht mehr zu meinen Lebzeiten. Aber das alles ist nur ein Nebenkriegsschauplatz, denn wenn es nur um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ginge, stünde die evangelische Kirche ganz wunderbar da. Tut sie aber nicht.

Entscheidend ist und bleibt die Vereinbarkeit von Glaube und Vernunft, von Glaube und Wissenschaft. Das war auch das große Thema von Benedikt XVI. Wenn es nicht gelingt, beide auf eine ehrliche Art miteinander zu versöhnen, wird die Verweltlichung in unserem säkularen Zeitalter weitergehen. Und dabei ist es völlig unwichtig, ob Frauen oder Männer diese Versöhnung schaffen. Was spricht eigentlich dagegen, daß sie diese Aufgabe gemeinsam in Angriff nehmen?

Die bisher erschienen Folgen der kleinen Reihe „Der lange Marsch des Feminismus durch die Institutionen“ finden Sie hier:

Kathrin Kunkel-Razum, Chefin der DUDEN-Redaktion
Katja Thorwarth und die Frankfurter Rundschau
Nina George und das PEN-Zentrum Deutschland
Lena Hornstein und wetter.com
Susanne Baer und das Bundesverfassungsgericht

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