Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine Schriftstellervereinigung, die ihre Satzungsziele so definiert:
Es setzt sich für politisch, rassisch, religiös oder wegen ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft Verfolgte ein, insbesondere für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Übersetzerinnen und Übersetzer, Herausgeberinnen und Herausgeber, Journalistinnen und Journalisten und Publizistinnen und Publizisten in aller Welt, die wegen freier Meinungsäußerung bedroht und verfolgt werden.
Schon an dieser Formulierung – fünf närrische Gender-Doppelformeln hintereinander! – sieht man, daß leider auch hier von der (von mir immer wieder herbeigewünschten!) Bewahrung der deutschen Sprache durch die Schriftsteller keine Rede mehr sein kann. Ich weiß nicht, wer die bewährte Satzung wann in diesem Sinne verändert hat; für die sprachliche „Sichtbarkeit“ der Frauen (vorher waren sie offenbar völlig unsichtbar, niemand wußte, daß es Frauen überhaupt gab!) hat wohl die Neufassung der Satzung vom 27. Mai 2019 gesorgt. Mitglied kann übrigens nur werden, wer „aufgrund besonderer schriftstellerischer Leistungen“ hinzugewählt wird, das sind inzwischen, wenn ich richtig gezählt habe, gut 700 Autoren.
Zu ihnen zählt Nina George. Obwohl zu ihren Werken so interessante Titel wie „Sag Luder zu mir“, „Warum Männer so schnell kommen und Frauen nur so tun als ob“ oder „Sex für Könner“ gehören, habe ich – ich gesteh’s zu meiner Schande – noch nie von ihr gehört. Erst durch ein Interview im Börsenblatt („Das Fachmagazin der Buchbranche“) bin ich auf sie aufmerksam geworden (hier nachzulesen). Nina George ist, wie es in der Einleitung des Interviews heißt,
Beirätin des PEN-Präsidiums und Beauftragte des Womens Writers Commitee des PEN-Zentrum Deuschland.
Sie ist also kein gewöhnliches Mitglied, sondern spricht, so muß man vermuten, auch in diesem Interview als Präsidiumsmitglied für das PEN-Zentrum als Ganzes. Oder doch nicht?
„Das Binnen-I nutze ich in Facebookchats, die Stern*chen vermeide ich“, sagt sie. Am liebsten sind ihr offenbar die Doppelformen, zu deren Verwendung sie alle Verlage energisch auffordert: diese sollen gefälligst
allesamt mal ihre Webseiten überarbeiten und zum Beispiel sagen, unsere Autoren und Autorinnen auf der Frankfurter Buchmesse oder möchten Sie mehr über die Autorinnen und Autoren wissen. Ich wünsche mir, dass die Verlage sich auf ihren öffentlichen Seiten die Mühe machen, so etwas präzise auszuschreiben. Außerdem wünsche ich mir, dass sie auf gar keinen Fall bei dieser seltsamen Erklärung des Vereins Deutsche Sprache (VDS) mitmachen, die gerade überall herumgeistert.
Die „seltsame Erklärung“, die (gottlob!) „überall herumgeistert“, ist ein Aufruf gegen die Duden-Redaktion, die ohne Sinn und Verstand damit begonnen hat, das generische Maskulinum aus der deutschen Sprache auszumerzen, weil eine kleine, aber rabiate feministische Minderheit, zu der auch die neue Duden-Chefin gehört, das durch administrativen Druck durchsetzen will. Den „seltsamen“ Aufruf, der längst überfällig war, und den inzwischen mehr als 33.000 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung unterschrieben haben, nennt Nina George allen Ernstes „ein Symptom für gelebte Misogynie“.
Vielleicht kennt der eine oder andere dieses Fremdwort gar nicht, man kann aber auf der Online-Seite des Duden nachlesen, was es bedeutet:
1. krankhafter Hass von Männern gegenüber Frauen (Gebrauch: Medizin, Psychologie)
2. Frauen entgegengebrachte Verachtung, Geringschätzung; Frauenfeindlichkeit (Gebrauch: bildungssprachlich)
Das ist nun freilich ein starkes Stück. Wer (wie übrigens in allen Umfragen die Mehrheit der Deutschen) gegen das dumme Gendern von sprachlich unbedarften Ideologen sein Wort erhebt, tut das, so das Präsidiumsmitglied des deutschen PEN-Zentrums, aus krankhaftem Haß gegenüber Frauen und/oder (bildungssprachlich) aus Frauenfeindlichkeit. Eine solche Pathologisierung des Andersdenkenden kannte man bisher nur von totalitären Regimen, etwa der Sowjetunion, die ihre Dissidenten in der Psychiatrie unterbrachte, oder von Minderheiten, die bis heute jede anderen Meinung als Phobie abtun. Wer Kritik am Islam übt, ist dann islamophob, wer einen Mohrenkopf Mohrenkopf nennt, ist rassistisch, und wer sein Zigeunerschnitzel weiter in Zigeunersoße gart, ist ziganophob. Und – nicht zu vergessen! – wer Frauen Komplimente macht, ist sexistisch. Da genügt ein harmloses Gedicht, das Frauen mit Blumen vergleicht, um den gerechten Zorn des weiblichen Geschlechts zu erregen. Eugen Gomringer, durch dessen Gedichtzeile
avenidas y flores y mujeres y un admirador
Generationen von Berliner Studentinnen traumatisiert wurden, ist übrigens Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, genau wie Friedrich Denk und Peter Schneider, die zusammen mit vielen anderen Schriftstellern die „seltsame Erklärung“ gegen die Duden-Redaktion unterschrieben haben.
Bisher in der Reihe „Der lange Marsch des Feminismus durch die Institutionen“ erschienen:
(1) Kathrin Kunkel-Razum, Chefin der DUDEN-Redaktion
(2) Katja Thorwarth und die Frankfurter Rundschau.