Es war einmal ein Unflat, der hieß Donald. Er hatte von seinem Vater ganz, ganz viel Geld geerbt, und weil er kein besonders gescheiter Kopf war, trat er erst einmal in die Fußstapfen seines Vaters und vertrieb sich die Zeit damit, von dem ererbten Geld Häuser und Golfplätze zu kaufen. Das langweilte ihn freilich bald, er wollte ja hoch hinaus, also rief er eines Tages arme polnische Arbeiter zu sich und sagte zu ihnen: „Reißt dieses alte Kaufhaus nieder und baut mir einen Turm, der bis in den Himmel ragt, denn dieser Turm soll meinen Namen tragen, auf daß die Welt mich preise bis ans Ende aller Tage!“ Und die polnischen Arbeiter bauten ihm einen Turm, und er richtete sich ganz oben mit Weib und Kindern wohnlich ein. Aber bald langweilte sich Donald wieder, und er baute noch höhere Türme, verlor viel Geld, war mit Schulden überhäuft, zog aber, gewieft wie er war, seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge. Das machte ihn noch dreister, er bekam eine eigene Fensehsendung, veranstaltete Schönheitswettbewerbe, ging in die Politik, wurde Präsident …
Soweit war ich in der Wahlnacht noch gekommen – und dann, am Morgen darauf, hatte ich ich wirklich keine Lust mehr, den Artikel weiterzuschreiben. Das eigentliche Rätsel ist ja nicht Trump – der bleibt, was er war und immmer sein wird: ein unflätiger, böser alter Mann mit bescheidenem Verstand und noch bescheidenerem Wortschatz, der in die Geschichte seines Landes eingehen möchte, der sich aber mit seiner ausgeprägten narzißtischen Persönlichkeitsstörung mit einen Platz in in den Lehrbüchern der Psychopathologie wird begnügen müssen. Nein, nicht Trump ruft Erstaunen hervor, sondern die Bürger, die ihn nun schon zum zweiten Mal gewählt haben.
Wenn man sieht, wie es zur Zeit – beileibe nicht nur in den USA, sondern auch hier im alten Europa – den Simplifikateuren und Marktschreiern gelingt, die Massen zu mobilisieren (auch in Dresden, Görlitz, Erfurt und anderswo!), dann bleibt man mit seinem positiven Menschenbild einigermaßen ratlos zurück. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“, so beginnt ein Gedicht von Goethe, aber der Dichter war kein naiver Phantast, nicht „ist“, sondern „sei“ heißt es hier, es ist ein Wunsch, eine Hoffnung, mehr nicht.
Und die Hoffnung höret bekanntlich nimmer auf.