Walter Kempowski und die Frauen, die sich überall reindrängen

Es dauert nicht mehr lange, bis in ARD und ZDF wieder den lieben langen Tag Wintersport übertragen wird, manchmal sieben, acht Stunden am Stück. Walter Kempowski (1929-2007) notiert dazu in seinem Tagebuch:

Diese Skiabfilmerei dauert jedes Jahr Monate. Tag für Tag Abfahrtsläufe. Daß sich das Leute überhaupt angucken?

Diese ausufernde Sportberichterstattung hat es also vor gut 30 Jahren schon gegeben, denn der Tagebucheintrag datiert vom 1. Januar 1991. Eine andere Bemerkung von Kempowski wirkt heutzutage, sagen wir: etwas unzeitgemäß:

Merkwürdig, daß es keinen Schanzensprung für Frauen gibt, sonst drängen sie sich doch überall rein. Boxen tun sie doch schon? Skisprung führt wohl zu Unterleibsverletzungen, da senkt sich die Gebärmutter irgendwie. Bei der Schießerei machen sie schon mit, ohne daß feministische Friedensvereine bisher Einspruch erhoben haben. «Biathlon» heißt das.

Mit der „Schießerei“ hat Kempowski recht, ein Jahr nach seinem Eintrag, bei den Winterspielen von Albertville, war das Biathlon der Frauen schon olympisch. Erst viel später wurde das Frauenboxen zu einer olympischen Disziplin, nämlich 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London.

PS: Hätte ich vor dem Kempowski-Zitat womöglich eine Trigger-Warnung einschieben müssen?

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