Das Kreuz und die deutschen Bischöfe – eine Meinung aus Österreich

Der Nuntius des Vatikans in Österreich, Erzbischof Zurbriggen, sagte zur Reaktion der deutschen Bischöfe auf Söders Kreuzerlaß:

Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen.

„Diese religiöse Correctness geht mir langsam auf den Nerv“, sagte er und lobte den Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, der kürzlich bei seinen Gesprächen in Saudi-Arabien nicht im Traum daran dachte, sein großes Brustkreuz („zweimal so groß wie meines“, sagte Zurbriggen) abzunehmen – anders als die deutschen Kirchenführer Marx und Bedford-Strohm, die bei ihrem Besuch des Tempelbergs ihr Kreuz „aus Höflichkeit gegenüber ihren muslimischen Gastgebern“ schamhaft versteckt haben.

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Die „Köttbullar-Lüge“

Vor ein paar Jahren ist die Nachricht, die deutsche Sprache sei in Anatolien entstanden, wie eine Tatarenmeldung durch alle deutschen Blätter gegangen („Die deutsche Sprache ist gebürtige Türkin“, hieß es damals im Stern). Es waren fake news im schlechtesten Sinne des Wortes: praktisch alles an der Meldung war falsch, vor allem, daß es überhaupt um die deutsche Sprache ging. Die wissenschaftlichen Mutmaßungen, die der Nachricht zugrundelagen, betrafen allein die Herkunft der indogermanischen Sprache, also der Vorvorgängerin des Deutschen. Aber eine seriöse Darstellung solcher Petitessen hat natürlich keinen Nachrichtenwert, also hat man auch in den Blättern, die im Artikel selbst die Sachlage einigermaßen korrekt geschildert haben, zu den bizarrsten Überschriften gegriffen.

Ein auch nur halbwegs gebildeter Mensch aus dem analogen Zeitalter unserer Kultur (ich danke Gott, daß ich in ihr noch den größten Teil meines Lebens zugebracht habe!) hätte für eine solche Meldung nur homerisches Gelächter übriggehabt. Aber der kluge, analog gebildete Mensch, der einzige, den man wirklich Homo sapiens nennen darf, steht vor dem Aussterben, und keine Rote Liste bewahrt ihn davor.

Und was hat das mit den Köttbullar aus Schweden zu tun? Weil auch das wieder so eine Meldung ist, die wie ein Tsunami die User im Netz ergreift. Hier ein paar Überschriften aus dem Theater des Absurden:

Schweden stellt klar: Kötbullar gar nicht aus Skandinavien (shz)
Die Wahrheit über Köttbullar (Süddeutsche)
Köttbullar eigentlich türkisch? (Focus)
Fleischbällchen-Lüge! Schweden geben zu: Köttbullar stammen aus anderem Land (derwesten.de)
Schweden legt Geständnis ab (RT deutsch)
Schweden klauen Rezept (Bild)
Köttbullar stammen offenbar aus der Türkei (Spiegel)
Ikea-Lüge schockt das Netz (oe24.at)

Man sieht, daß auch Journalisten, die es besser wissen müßten, gar nicht schnell genug im Zirkus der digitalen Oberflächlichkeit mitmachen können. Da hat also irgendjemand (natürlich „im Netz“) auf Twitter und Facebook folgende Sensation verbreitet:

Swedish meatballs are actually based on a recipe King Charles XII brought home from Turkey in the early 18th century.

Schweden hat seine Köttbullar also gar nicht selbst erfunden, es hat ein türkisches Rezept gestohlen? Ach du lieber Gott – als ob das Kochen sich je an Landesgrenzen gehalten hätte! Wie dumm muß man eigentlich sein, um so eine Diskussion zu entfachen und am Leben zu halten? Nur um ein paar mäßig witzige Pointen („sagt, daß das nicht wahr ist!“) zu posten?

Fast jedes Land der Welt hat seine Hackfleischrezepte, und es gibt diese leckeren Bällchen in tausenden von Variationen, mit allen nur erdenklichen Zutaten und Gewürzen und in allen Formen: kugelrund, plattgedrückt, zylindrisch, groß und klein, und mit hundert verschiedenen Namen:

Frikadelle, Bulette, Hacksteak, Fleischküchle, Fleischpflanzerl (Deutschland), Pljeskavica, Cevapcici (Balkan), Keftedes (Griechenland), Köfte (Türkei), und eben auch Köttbullar (Schweden).

Und das sind nur die gebräuchlichsten europäischen Namen – von den vegetarischen Brätlingen ganz zu schweigen. Wer will da sagen, wo welches Gericht entstanden und wohin es irgendwann ausgewandert ist?

In Griechenland zum Beispiel gehören Tomaten und Paprika an jeden choriatiki. Aber beide Gemüsesorten sind erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gekommen. Vor Jahren habe ich einmal nachforschen wollen, wann die erste Tomate in Griechenland aufgetaucht ist, und seit wann sie praktisch zu den griechischen Grundnahrungsmitteln gehört. Keine Chance! Kochen ist eben keine Haupt- und Staats-Aktion, deshalb findet man darüber nichts in den Staatsarchiven.

Aber wie spannend wäre es, über die kulinarischen Beziehungen zwischen den Ländern mehr zu erfahren.

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Der Brandenburger „Polizeiruf“ vom Sonntag

Nichts war psychologisch nachvollziehbar oder sehenswert an diesem schrecklichen „Polizeiruf“ aus Brandenburg – es war wieder einmal von vorn bis hinten ein einziger Schmarrn. Schade um die Zeit.  Wie können Schauspieler wie Jürgen Vogel und Maria Simon solche Rollen spielen?

Bin ich eigentlich der einzige, der sich ärgert, daß immer mehr Fernsehkrimis den Mainstream und alle „normalen“ Kriminalfälle meiden und nur noch Gekünsteltes vorführen?

Da werden in einem fort aktuelle politische oder soziale Themen mehr oder weniger plakativ abgehandelt – jahrelang war es der Kindesmißbrauch, auch von Grund auf böse Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche waren schon immer beliebt (gern im Doppelpack mit radikalen Umweltaktivisten), und seit ein, zwei Jahren sind es Flüchtlinge aus Syrien oder Afrika, die zwar oft verdächtig sind, die sich aber am Ende immer als unschuldig erweisen.

Und weil das Feuilleton die „Verletzlichkeit“ der Olga Lenski so betont: auf mich jedenfalls hat gerade das outriert und völlig unrealistisch gewirkt. Da bricht also eine erfahrene Kommissarin körperlich und seelisch zusammen, weil jemand nachts in ihre Wohnung eingebrochen ist? Weil sie, wie immer wieder gesagt wird, „nicht einmal ihr Kind hat schützen können“?

Keine Person in diesem Film handelt, redet und denkt, wie über 90 % der Menschen handeln, denken und reden würden. Wer erleben will, wie im Krimi „Verletzlichkeit“ großartig und ganz ohne übertriebene Gesten  dargestellt werden kann, der sollte sich einmal die britische Reihe „Vera“ im ZDF ansehen, wo Brenda Blethyn (übrigens auch hervorragend synchronisiert!) das alles mit einem kleinen Abgleiten ihrer Mimik ausdrücken kann, ohne sich auf dem Boden zu wälzen.

Dieser „Polizeiruf“, meint die Süddeutsche Zeitung, sei ein „angenehm ungewöhnlicher Krimi“ gewesen. Jetzt weiß ich, warum ich die „gewöhnlichen“ Krimis“ so mag.

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Ein Wunder, ein Wunder! Alles, was links, grün, liberal und „humanistisch“ ist, entdeckt auf einmal seine Liebe zum Kreuz!

Seit Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion erhoben hat, diskutiert man (und zwar zurecht!) darüber, ob damit nicht der christliche Glaube zu seinem eigenen Nachteil vom Staat vereinnahmt und (wie man heute sagen würde) instrumentalisiert worden ist. Dabei ist das Verhältnis von Staat und Kirche ja schon durch ein Jesuswort (Matthäus 22,21) thematisiert worden:

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.

Erledigt war das Problem damit freilich nicht, und die Spannung zwischen dem christlichen und dem bürgerlichen Leben wird vermutlich bleiben, solange es den Menschen und die Religion gibt.

Eine eher komische Variante dieser Diskussion findet gerade im Deutschland des Jahres 2018 statt. Hier könnte man fast an die Bemerkung von Karl Marx im „Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte“ denken: daß nämlich geschichtliche Ereignisse zweimal stattfinden – „das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“.

Der neue bayerische Ministerpräsident Söder hat bekanntlich angeordnet, daß im Eingangsbereich aller Behörden in Bayern ein Kreuz anzubringen sei. Das ist eine Entscheidung, die natürlich auch mit den kommenden Wahlen zusammenhängt, aber doch nicht nur. Es ist eine Kampfansage, ja – aber gar nicht so sehr gegen andere Religionen (ich habe bisher noch keinen Aufschrei von Muslimen, Buddhisten, Hindus u.a. gegen Söder gehört), sondern gegen die Religionsfeinde im links-grün-liberalen Milieu, die immerfort alle Religionen der Welt beschützen möchten (den Islam vor allem!), nur nicht unsere eigene Religion, das Christentum.

Man möchte sich kugeln vor Lachen, wenn man jetzt liest, wer alles das Kreuz und das Christentum gegen Söder (!) verteidigt.

Zum Beispiel die FDP. Söder, so der FDP-Chef Lindner (von dem man in letzter Zeit gottlob nicht mehr viel gehört hat), habe

das Kreuz zu einem Symbol unserer Kultur, unseres Staates erklärt, damit profanisiert.

Lindner kennt offenbar nicht einmal das richtige Wort: profanieren heißt es nämlich im Deutschen, also entweihen, entwürdigen, und nicht etwa profanisieren. Lindner weiter:

Gläubige Christen muß es empören, daß er aus ihrem Symbol ein Symbol des Staates macht.

Ja, die FDP war schon immer eine Heimstatt des christlichen Glaubens, gell?

Auch die Grünen toben wie die Heiden:

Das Kreuz ist das wichtigste christliche Zeichen. Dieses Symbol wird durch plumpes Wahlkampfgetöse von Markus Söder missbraucht. Wem nützt es, den Amtsstuben, den Menschen ein Kreuz aufzuzwingen? Das Kreuz ist nicht Folklore. (Katrin Göring-Eckardt)

Das Neue Deutschland, das beim Lesen nicht etwa einem neuen, sondern eher einem ziemlich alten, abgestandenen Deutschland gleicht, spricht in ehrlicher Offenheit von der

gar nicht so unsympathischen Kunstfigur Jesus,

und tischt dann, gewohnt vulgär, das linke Märchen auf, daß im Grunde das Abendland ohne den Islam – ein Nichts wäre:

Die vom Christentum zunächst so hartnäckig bekämpften Wissenschaften stammten in erheblichen Teilen entweder aus dem arabisch-osmanischen Raum oder hatten dort als Erbe der griechischen Antike überwintert, bis man sie in der früheren Neuzeit in den »Westen« importierte oder »wiederentdeckte«. Denn anderswo herrschte, während in Europa Häretiker gefoltert und Hexen verbrannt wurden, ein offeneres Klima.

Dem Herrn Redakteur, der solche Gelehrsamkeit verbreitet (er heißt Velten Schäfer und ist, wie ihn sein eigenes Blatt beschreibt, ein „passionierter Skateboarder“, der „kenntnisreich“ die politische Geschichte kommentiert), ist das erfreuliche Eintreten der CSU für das Christentum, das im übrigen auch der CDU gut anstünde, nur „Geschichtsblödsinn“.

Da erübrigt sich jeder Kommentar.

Nicht fehlen dürfen bei diesem Thema jene Berufsatheisten, die sich unter ihrem Häuptling Michael Schmidt-Salomon (ausgerechnet!) den Namen Giordano-Bruno-Stiftung gegeben haben. Söders Vorstoß sei ein „klarer Verfassungsbruch“:

Tatsache ist nämlich, dass die deutsche Rechts- und Gesellschaftsordnung seit der Entfernung christlicher Sittlichkeitsparagraphen aus dem Strafgesetzbuch … nicht mehr christlich geprägt ist.

Deshalb soll es Söder jetzt an den Kragen gehen:

Wir fordern die bayerische Staatsregierung auf, den Beschluss zurückzunehmen. Ansonsten werden wir als Humanisten und Konfessionsfreie alle Mittel einsetzen, um das Anbringen von Kreuzen zu verhindern. Die Palette der Maßnahmen ist groß und reicht vom Boykott des Betretens öffentlicher Einrichtungen bis hin zum Rechtsweg durch alle Instanzen.

Also, da wird die bayerische Staatsregierung jetzt aber zittern vor Angst! Besonders die Drohung, Behörden, die mit einem Kreuz versehen sind, nicht mehr zu betreten, wird Söder endgültig in die Knie zwingen.

Die AfD hat ja schon vor längerer Zeit ihre Anhänger aufgerufen, aus den christlichen Kirchen auszutreten (Armin Paul Hampel: „In dem Verein sollte keiner von uns mehr Mitglied sein“). Da freut man sich fast, daß nicht auch noch Frau Dr. Alice Weidel das Kreuz in Schutz nimmt:

Das christliche Kreuz verkommt zu einem Wahlkampf-Accessoire, während die Union nicht gewillt ist, unsere Grundwerte mit echten Taten zu schützen. Viel wichtiger als ein Kreuz im Eingangsbereich ist die Frage, wer unter diesem hindurch schreitet, um sich vom deutschen Sozialsystem zu bedienen, während er gleichzeitig unsere Kultur und Werte verachtet … Weder wird die Kriminalitätsrate durch solche Schaufenster-Aktionen sinken, noch werden die gigantischen Probleme für unser Sozialsystem dadurch gelöst. Hier bedarf es des Willens, politisch durchzugreifen.

Wie gut, daß man dieser armseligen Ein-Thema-Partei niemals die Chance geben wird, „politisch durchzugreifen“.

Und was sagt „das Netz“ zur Kreuz-Affäre?

„Im Netz“, liest man auf tagesschau.de, „fängt sich Söders Vorstoß reichlich Häme und Kritik ein“.

Aber jetzt muß ich dich, liebe Tagesschau, schon einmal fragen: hast du es wirklich nötig, immerfort zu fragen, was „das Netz“ zur Politik sagt? Hast du nicht eigene Journalisten genug? Hast du vielleicht noch gar nicht gemerkt, daß „das Netz“ nicht etwa ein Ort voll kluger Einsichten und bedenkenswerter Wortmeldungen ist, sondern ein Ort, wo sich Dummköpfe, Verschwörungstheoretiker, Analphabeten, die nicht einen einzigen fehlerfreien Satz zustandebringen, und überhaupt geistig Arme jeder Couleur ein Stelldichein geben? Wo nur noch Haß und Häme herrschen? Wo jeder Andersdenkende sofort niedergebügelt wird?

Aus solchen Wortmeldung zu zitieren, ist einfach unanständig. Ein guter Journalist hat das nicht nötig.

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Ein Zeitalter des Friedens in Korea?

„Jetzt beginnt eine neue Ära“, schrieb Kim Jong-un gestern ins Gästebuch im Haus des Friedens an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea: „ein Zeitalter des Friedens“.

Wer die Welt nicht durch eine rosarote Brille betrachtet, muß da an die Worte des britischen Premierministers Neville Chamberlain denken, der nach den Verhandlungen mit Hitler am 30. September 1938 vor seinem Amtssitz in der Downing Street folgendes sagte:

My good friends, for the second time in our history, a British Prime Minister has returned from Germany bringing peace with honour. I believe it is peace for our time. We thank you from the bottom of our hearts. Go home and get a nice quiet sleep.

Das war ein Jahr vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wir sollten uns also besser nicht schlafen legen.

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Heribert Prantl beschuldigt Markus Söder der Ketzerei

Nein – „Verbrennt ihn!“ hat er natürlich nicht geschrieben in seiner Süddeutschen, der Prantl Heribert. Aber sinngemäß liest man heraus:

A Ketzer is er scho, der Söder.

Natürlich geht es wieder einmal um das sichtbar angebrachte Kreuz in bayerischen Schulen und Behörden, das jetzt zur Pflicht werden soll.

Prantl schreibt (hier nachzulesen):

Die bayerische CSU-Staatsregierung … hat angeordnet, das Kreuz als „Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns“ in jeder staatlichen Behörde im Eingangsbereich jedes Dienstgebäudes „deutlich wahrnehmbar“ anzubringen. Dies ist keine Respektbezeugung, das ist ein Missbrauch, das ist die politische Instrumentalisierung einer religiösen Kernbotschaft. Die CSU macht aus dieser Kernbotschaft die billige Botschaft „Mia san mia“. Das ist nicht christlich, das ist Ketzerei – weil es das Kreuz verstaatlicht und damit säkularisiert.

Heribert Prantl verteidigt also das Kreuz gegen dessen „Säkularisierung“ durch die CSU. Darauf muß man erst einmal kommen!

Das ist genauso absurd wie das Verhalten der AfD, die ihre Mitglieder und Anhänger zum Kirchenaustritt auffordert – und damit das „christliche Abendland“ retten will.

Mir jedenfalls graust es vor dem Säkularismus Prantls genauso wie vor der AfD, aber Markus Söder wünsche ich gutes Gelingen!

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Der Muslim und die Haare der Frauen

In der Diskussion, ob Mädchen schon in der Grundschule ein Kopftuch tragen sollen, meldet sich (hier nachzulesen) auch ein Junge namens Mohammed zu Wort, der ein Gymnasium (!) in Wuppertal besucht:

Wenn man einen Mann hat als Frau, dann können ja andere Männer die Haare sehen, und das ist wegen der Religion nicht gut.

Lieber Mohammed, wenn das wirklich Deine Ansicht ist, solltest Du ganz, ganz schnell mit deinen Eltern nach Saudi-Arabien oder in ein anderes islamisches Land auswandern. Hier bei uns gelten unsere  Regeln, nicht die des Orients. Kleine Mädchen tragen bei uns kein Kopftuch, und große Mädchen erst recht nicht. Und ob ein Mann die Haare einer Frau sehen darf, ist nun wirklich keine Frage der Religion. So läuft das hier nicht.

Und sag deinen Eltern, daß wir hier in Europa im 21. Jahrhundert leben und nicht mehr im Mittelalter.

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Ein Spiel dauert 90 Minuten? Nicht bei ARD und ZDF!

„Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten“ – dieser Satz wird Sepp Herberger zugeschrieben. Nachweisbar ist die Herkunft nicht, aber das geht ja vielen Zitaten so, ich erinnere an Luthers „Apfelbäumchen“ und Einsteins angebliche Bemerkung über die Dummheit des Menschen.

Aber dauert ein Fußballspiel wirklich nur 90 Minuten?

Heute abend dauert das Spiel Bayern München gegen Real Madrid im ZDF nicht 90, sondern 170 Minuten, also fast doppelt so lang. Mit der Bedeutung des Spiels hat das fast gar nichts zu tun: auch Freundschafts- und Abschiedsspiele werden bei ARD und ZDF abendfüllend übertragen.

Muß das eigentlich sein? Muß jedes Detail des Fußballspiels totgeredet werden? Will sich irgendjemand diese peinlichen „Interviews nach dem Spiel“ wirklich anhören, bei denen man man manchmal aus Scham einfach nur den Ton abstellen möchte?

Fußballer sind doch keine Intellektuellen, keine Philosophen, aber man nötigt sie nach dem Spiel zu Aussagen, die über ihren Horizont weit hinausgehen.

Höre also, ARD! Und höre, ZDF! Fußballer sind Fußballer! Das können sie, das ist ihr Beruf. Warum zwingt man sie, dumme Antworten auf dumme Fragen zu geben? Und die Fragen der Sportjournalisten („was ging in Ihnen vor, als …“), das wollen wir hier einmal klarstellen, sind in der Regel noch dümmer als die Antworten, die sie bekommen.

Soll hier einfach nur der ganze Abend mit „Programm“ gefüllt werden?

Laßt uns zu den Anfängen zurückkehren und mit Sepp Herberger darauf bestehen, daß ein Spiel nur 90 Minuten dauert. Bei einem guten Spiel braucht es kein Brimborium, kein Geschwätz, man muß das Spiel auch nicht aufblähen und aus Fußballern Übermenschen machen.

Reicht es denn nicht, wenn sie gut Fußball spielen?

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Eine kleine Liebeserklärung an den Odenwald

Es ist schon eine langjährige Tradition in unserer Familie, daß wir einen gemeinsamen Osterspaziergang machen – obwohl Osterspaziergang oft gar nicht zutrifft. So ist es eben bei beweglichen Festen: manchmal ist es noch zu früh im Jahr, es ist kühl und regnerisch, und wer will da durchs Gebirge wandern? Also warten wir besseres Wetter ab, auch wenn es darüber April oder Mai wird.

Aber dann! Dann werden Käsebrote geschmiert, dann wird der Paprika in Streifen geschnitten und Kaffee gekocht, und ab geht es in den Odenwald.

Ach, der Odenwald! Es ist einfach die schönste Landschaft, die es gibt weit und breit. Sehen Sie selbst:

Am schönsten ist der Odenwald da, wo er im Westen beginnt. In der Rheinebene zieht an seinem Fuß die Bergstraße von Nord nach Süd, und die kleinen Städte darin – Seeheim-Jugenheim, Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim (eine schöner als die andere!) laden alle zum Verweilen ein. Weinberge ziehen sich am Hang bis ins Gebirg hinauf, und die Natur ist immer ein bißchen milder als anderswo, sogar wärmer noch als im Herzen des Rhein-Main-Gebiets.

Wenn man endlich die Weinberge bis hinauf zur Anhöhe durchquert hat, betritt man das eigentliche Gebirge. Hier beginnt eine Landschaft, die man sich lieblicher nicht vorstellen kann: alles ist sanfthügelig, Buchenwälder wechseln sich mit Wiesen und Weiden ab, die ersten Apfelbäume blühen im April und verströmen ihren Duft, und nirgendwo ist Langeweile. Es ist eine Landschaft, in der sich Natur und Kultur auf eine ganz wunderbare und stille Art miteinander verbinden. Kleine Bäche plätschern am Wiesengrund, von Sumpfdotterblumen und Schlüsselblumen gesäumt, und alle Wiesen strahlen mit den goldenen Blüten des Löwenzahns. Überall singen Vögel, ein Rotmilan fliegt über die Wipfel, und der silberne Glanz der alten Buchenstämme begleitet den Wanderer:

Immer einmal trifft man auf alte Baumstümpfe, wie hier in der Nähe von Ober-Hambach, die von Moosen und Flechten überwachsen sind:

Die alten Römer hatten für so eine Landschaft das schöne Wort amoenus. Karl Ernst Georges hat dafür in seinem Lateinisch-deutschen Handwörterbuch die deutschen Entsprechungen gesammelt:

anmutig, reizend, lachend, wonnig, lieblich, gefällig.

Besser kann man den Odenwald zwischen dem Melibokus im Norden und der Starkenburg im Süden nicht beschreiben.

PS:  Und am schönsten: auf der ganzen Wanderung, die uns von Ober-Hambach über die Jägerrast zu den kleinen Dörfern Mittershausen und Scheuerberg und wieder zurück zum Parkplatz Goldbrunnen geführt hat, haben wir nicht eine einzige Windkraftanlage gesehen!

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China unter Xi Jinping: eine Parteidiktatur alten, sehr alten Stils!

China ist seit der Machtergreifung Mao Tse-tungs eine Parteidiktatur – und es ist bis auf den heutigen Tag eine Diktatur geblieben. Das wird von der Partei selbst nicht etwa verbrämt oder beschönigt (wie früher in manchen Ländern des Ostblocks), nein: man brüstet sich sogar damit.

Xi Jinping, der neue Kaiser von China, dessen Macht (politisch und zeitlich) praktisch unumschränkt ist, will jetzt auch noch die letzten zaghaften Versuche, ein ganz klein wenig Demokratie zu wagen, energisch ausrotten.

Interdienstleister, so liest man heute in der F.A.Z., müssen ab sofort verhindern, daß

schädliche, falsche und provokative Informationen

verbreitet werden. Und weiter: die Medien im Internet sollten nur noch

positive Informationen verbreiten, die politisch korrekte Richtung einhalten und die öffentliche Meinung in die richtige Richtung lenken.

Da ist die brave new world Aldous Huxleys offenbar in greifbare Nähe gerückt.

PS:  Finden Sie nicht auch, daß der „freie Westen“ mit China ausgesprochen behutsam und liebevoll, man könnte auch sagen: devot umgeht? Darf man denn eine Diktatur, nur weil sie wirtschaftlich und militärisch fast schon eine Großmacht ist, nicht mehr Diktatur nennen?

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