Oberirdisch, unterirdisch, überirdisch, außerirdisch

Es ist, glaube ich, nützlich, wenn man von Zeit zu Zeit bestimmte Wortgruppen mit verwandten oder doch ähnlichen Wörtern unter die Lupe nimmt, die oft miteinander verwechselt werden. Anlaß dieser Zeilen ist eine Fundstelle in der F.A.Z., wo es hieß, daß eine S-Bahn nicht in einem Tunnel, sondern „überirdisch“ verlaufe.

Kann man das sagen?

Laut Duden und Wahrig ja. Aber beide sind längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Vor allem die Duden-Redaktion, die sich ja auch die unsägliche „Neue Rechtschreibung“ gar nicht schnell genug zu eigen machen konnte, versteckt sich bei der Aufnahme neuer Wörter immer öfter hinter der Statistik. Wenn nur ein Wort häufig genug in den herangezogenen Texten auftaucht, wird es übernommen. Dabei wird man offenbar immer großzügiger. Normatives spielt (anders als etwa in Frankreich, wo die Pflege der eigenen Sprache zur Staatsraison gehört) beim Duden kaum noch eine Rolle.

Aber zurück zu unserer Wortgruppe. Am einfachsten verhält es sich noch mit dem Wort unterirdisch. Alles, was sich unter der Erde befindet oder bewegt, kann man bedenkenlos als unterirdisch bezeichnen. Fehler kann man da nicht machen.

Auch außerirdisch hat eine klar umrissene Bedeutung. Es entspricht dem englischen extraterrestrial und bezeichnet alles, was sich außerhalb unseres Planeten befindet oder von dorther zu uns kommt. Deshalb rätselt man, ob es außerirdisches Leben gibt, und die Gestalt des „Außerirdischen“ ist zu einem festen Bestandteil der Science Fiction-Literatur geworden.

Sehr viel schwieriger wird es mit dem Wortpaar „oberirdisch“ und „überirdisch“. Für den Duden und Wahrigs Deutsches Wörterbuch sind die beiden Begriffe fast austauschbar. Für mich nicht.

Sehen wir uns einmal an, wie der Duden „überirdisch“ definiert:

1. sich den irdischen Maßstäben entziehend, der Erde entrückt

2. oberirdisch

Unter „oberirdisch“ heißt es:

über dem Erdboden liegend; sich über dem Erdboden befindend.

Die Bedeutung von „oberirdisch“ ist unstrittig. So wie „unterirdisch“ alles bezeichnet, was sich unter der Erde befindet oder zuträgt, so faßt „oberirdisch“ alles zusammen, was (räumlich) über der Erdoberfläche liegt. Als „überirdisch“ dagegen würde heute niemand zum Beispiel eine Stromleitung bezeichnen, die über dem Erdboden verläuft. Da ist der tatsächliche Sprachgebrauch eindeutig, sie verläuft oberirdisch.

„Überirdisch“ sollte deshalb der Bedeutung vorbehalten bleiben, die der Duden zurecht „der Erde entrückt“ nennt, durchaus auch adverbial in Zusammensetzungen wie „überirdisch schön“.

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A b’soffene Gschicht‘

Das Österreichische (vor allem das Wienerische!) hat zwar oft etwas leicht Morbides, aber man kann ihm auch eine gewisse Gemütlichkeit nicht absprechen. „A b’soffene Gschicht“: das läßt sich kaum ins Hochdeutsche übersetzen.

Das klingt so, als habe man den armen Herrn Strache abgefüllt, damit er nicht mehr Herr seiner Sinne und seines Verstandes sei.

Die alten Römer wußten es besser:

In vino veritas.

Aber vielleicht war es ja gar kein Wein, sondern der Wodka der Oligarchennichte, der Strache die Zunge gelöst hat.

PS: Der Alkohol scheint auch sprachlich bei der FPÖ eine große Rolle zu spielen. Soeben hat Innenminister Kickl dem Koalitionspartner ÖVP „Machtbesoffenheit“ vorgeworfen.

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Walnussnüsse

Auf so ein Wort kann auch nur das wunderbare Portal heilpraxisnet.de kommen.

Walnussnüsse!

Ein Wortkünstler namens Sebastian Bertram hat die Kreation hier veröffentlicht.

Walnussnüsse sollen beim Abnehmen helfen. Aber funktioniert das nicht auch mit Haselnussnüssen? Oder mit Birnbaumbirnen oder Apfelbaumäpfeln?

Fragen über Fragen.

Nachtrag 21. Mai: Aus den Walnußnüssen sind jetzt auch bei heilpraxisnet.de wieder ordentliche Walnüsse geworden.

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Eurovison Song Contest 2019

Ich habe nur zwei Fragen zum gestrigen Abend.

Wie viele Pillen hätte man einwerfen müssen, um eine solche Veranstaltung bei guter Gesundheit zu überstehen?

Und wie viele Jahre müßte man in einer Zeitmaschine zurückreisen, um nicht kindisches Gehampel und alberne Lichteffekte, sondern Stimmen zu erleben? Denn das hat es auch einmal gegeben, damals, als Vicky Leandros, Udo Jürgens und Abba gesiegt haben.

Da hieß der Wettbewerb freilich noch Grand Prix d’Eurovision. und der Sänger durfte auf der Bühne nichts einsetzen außer seiner Stimme: keine Showeinlagen, keine Effekte, keine Lichtkaskaden. Nichts – nur die eigene Stimme. Wie unter diesen Bedingungen die Teilnehmer des gestrigen Abends geschrumpft wären, kann man sich vorstellen.

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Der kleine Kevin gräbt die SPD zu Grabe

In der Politik geht es ja nicht nur um die Wahrheit. Man muß auch wissen, was man wann sagt oder nicht sagt. Wer kein Gespür für das richtige Timing hat, wird in der Politik scheitern. Martin Schulz ist ein trauriges Beispiel dafür. Ihm sind die Sympathien der Bevölkerung entgegengeflogen, weil man gemerkt hat: da ist endlich einmal ein redlicher, ehrlicher Mensch in der Politik. Aber er hat den richtigen Zeitpunkt verpaßt, über die Inhalte und Ziele seiner Politik zu sprechen.

Kevin Kühnert will Unternehmen enteignen, jetzt möchte er auch noch die Bundeswehr abschaffen. Die Linken in der SPD, offenbar von einer Art Todessehnsucht getrieben, unterstützen ihn auch noch. Kein Mensch mit politischem Verstand würde kurz vor einer wichtigen Wahl zu Experimenten aufrufen, die niemals eine Mehrheit im Bundestag finden würden.

Einer wie Schulz hätte der SPD gutgetan. Einer wie Kühnert beschleunigt ihren Niedergang.

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Na, Wladimir Wladimirowitsch,

hast schon lange kein Land mehr überfallen! Bist wohl müde geworden auf Deine alten Tage. Dabei gäb’s doch noch so viel zu erobern bei Deinen Nachbarn.

Schon rein alphabetisch wäre nach G (wie Georgien) und K (wie Krim) so einiges möglich: L wie Lettland zum Beispiel, oder M wie Moldawien. Oder sogar W wie Weißrußland.

Ich hege freilich den Verdacht, Wladimir Wladimirowitsch, daß Du jetzt erst einmal Deinen allergrößten Gegner, das freie, demokratische Europa, in die Knie zwingen willst. Dazu brauchst Du nicht einmal Soldaten, da fließt kein Blut, und keine Witwe muß um einen Toten trauern.

Da hat man doch so seine Mittel in der digitalisierten Welt, gell? Und Dumme, die Dich verehren, gibt’s in der EU reichlich, bei Links- und Rechtsextremen gleichermaßen.

Autoritäre Herrscher haben heutzutage Hochkonjunktur.

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Darf eine fanatische Israelfeindin einen europäischen Kulturpreis erhalten?

Die ägyptisch-britische Schriftstellerin Ahdaf Soueif ist mit dem von der Amsterdamer European Cultural Foundation vergebenen, mit 25.000 Euro dotierten „ECF Princess Margriet Award“ ausgezeichnet worden. Ihr „Aktivismus“ wird von der Jury lobend erwähnt.

Marco Stahlhut berichtet darüber in der heutigen F.A.Z. Sein Artikel „Auszeichnung für fanatische Israel-Gegnerin“ kann hier online gelesen werden.

Nur ein kleines Zitat daraus:

Dass Soueif von dem privaten, aber mit dem niederländischen Staat und Königshaus verbundenen ECF als „Vermittlerin“ zwischen Okzident und Orient gelobt wird, ohne ihren unversöhnlichen „Antizionismus“ auch nur zu erwähnen, ist schockierend. Dabei musste man am Tag der Preisverkündung nur auf Soueifs Twitter-Feed klicken (auf den die Preisgeber selbst verlinken), um einen Eindruck davon zu erhalten.

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Armbrüste?

Jetzt ist überall zu lesen, daß die drei Toten von Passau durch Pfeile aus „Armbrüsten“ zu Tode gekommen seien.

Es tut mir leid, aber an den Plural „Armbrüste“ kann ich mich, auch wenn er den Segen des Duden hat, nicht so recht gewöhnen. Man sollte ihn elegant umschiffen.

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Voll peinlich, der Typ!

Die Online-Ausgaben vieler Tageszeitungen werden heute, wie es scheint, nicht mehr von Journalisten gemacht, sondern von – ja von wem eigentlich? Von Marktschreiern? Knallchargen, die Journalist spielen? Werbetextern, die nicht einmal richtig Deutsch schreiben können?

Selbst wenn sie sich einmal in die Welt der richtigen Politik verirren (und nicht, wie sonst, nur über empörte Aldikunden, Lena Meyer-Landruth oder Whatsapp schreiben), merkt man ihnen die geistige Schlichtheit an.

Nehmen wir nur einmal das Nachrichtenportal derwesten.de, das zur Funke-Mediengruppe gehört.

Da hat der Kabarettist Dieter Nuhr folgendes über Kevin Kühnerts Kollektivierungsphantasien gesagt:

Die Welt diskutiert über ihre Zukunft, über Bio-Diversität, CO2-Reduktion, geostrategische Konzepte, aber in Deutschland diskutiert man mit einem pausbäckigen Studien-Abbrecher über die Enteignung von BMW.

Natürlich schießt Kühnert, wie die beiden Autoren von derwesten.de, Serafima Sobinina und Peter Sieben, freudig registrieren, „knallhart zurück“, und zwar mit einem kräftigen „Fresse halten“.

Haben Sie das übrigens auch schon gemerkt? Das Wort „Fresse“ wird in der SPD (Nahles etc.) immer beliebter. So will man wohl den proletarische Zielgruppen der SPD auch sprachlich entgegenkommen.

Aber jetzt beginnt für die beiden Autoren erst die harte journalistische Recherchearbeit. Auf dem Redaktionscomputer geben sie die Suchbegriffe „Kühnert“ und „Nuhr“ ein, und nach langem, gründlichem Googeln kommen sie zu folgendem Schluß:

Nutzer stehen auf Kühnerts Seite.

Sie belegen das mit drei User-Kommentaren über Dieter Nuhr (alles wie immer in der Original-Orthographie):

Dieter Nuhr ist doch schon lange nur noch Steigbügelhalter für besorgte Dieselbürger und Menschen, die Angst vor Veganern haben. In seinen jüngsten Beiträgen faselte er teils unhaltbaren Unsinn und scheint nun unter die Verkehrsesoteriker gegangen zu sein.

Bei dem Typen läuft schon seit einiger Zeit was schief. Aber das kommt davon, wenn man schon seit Jahren gegen die Bedeutungslosigkeit ankämpfen muss. Nuhr war schon immer zweitklassige (sic!), wird nur noch schlimmer mit der Zeit.

Bei dem müssen Sie irgendwas massiv getriggert haben. Voll peinlich der Typ.

Vor allem der politisch anspruchsvolle Satz „Voll peinlich, der Typ“ hat es mir angetan, weil er auf fast klassiche Art zeigt, wie selbst ein Erwachsener sich die Kindlichkeit in Sprache und Denken bewahren kann.

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Wem gehört eigentlich der Bodensee?

Das fragt heute die Stuttgarter Zeitung. Und wundert sich offenbar über die Antwort eines Juristen, nämlich von Marten Breuer, Professor am Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Universität Konstanz:

Nach meinem Eindruck gab es keinen wirklich zwingenden Grund, die Frage zu regeln. Das heißt, man ist bislang offenbar auch ohne Festlegung des Grenzverlaufs ganz gut klar gekommen.

Und auch Harald Hetzenauer, Vorsitzender des Sachverständigenkreises der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB), pflichtet ihm bei:

Weil es gut klappt ohne Regelung. Nur in den Bereichen, in denen es einen Nutzungsdruck gab, hat man nach und nach Vereinbarungen getroffen.

Das ist Europa – und genau so soll unser Europa in Gottes Namen bleiben. Diese freundschaftliche, von gegenseitiger Achtung getragene Haltung haben sich die europäischen Länder nach dem Weltkrieg erarbeitet, und wer etwas älter ist, weiß wie schwierig das war. Aber es ist gelungen. Europa ist eine Erfolgsgeschichte geworden.

Deshalb dürfen wir uns dieses Europa von den rechtspopulistischen Haßpredigern von AfD, PiS, Fidesz, Front National, Lega und wie sie sonst noch heißen nicht zerstören lassen.

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