Heiligabend 1853

„Bergkristall“, 1853 bei Gustav Heckenast erschienen, ist eine der schönsten Erzählungen von Adalbert Stifter. Und weil bald Weihnachten ist, will ich hier jene Schilderung einer Bergweihnacht wiedergeben, mit der die Geschichte beginnt:

Es hat sich fast in allen christlichen Ländern verbreitet, daß man den Kindern die Ankunft des Christkindleins – auch eines Kindes, des wunderbarsten, das je auf der Welt war – als ein heiteres, glänzendes, feierliches Ding zeigt, das durch das ganze Leben fortwirkt und manchmal noch spät im Alter bei trüben, schwermütigen oder rührenden Erinnerungen gleichsam als Rückblick in die einstige Zeit mit den bunten, schimmernden Fittichen durch den öden, traurigen und ausgeleerten Nachthimmel fliegt. Man pflegt den Kindern die Geschenke zu geben, die das heilige Christkindlein gebracht hat, um ihnen Freude zu machen. Das tut man gewöhnlich am heiligen Abende, wenn die tiefe Dämmerung eingetreten ist. Man zündet Lichter und meistens sehr viele an, die oft mit den kleinen Kerzlein auf den schönen, grünen Ästen eines Tannen- oder Fichtenbäumchens schweben, das mitten in der Stube steht. Die Kinder dürfen nicht eher kommen, als bis das Zeichen gegeben wird, daß der heilige Christ zugegen gewesen ist und die Geschenke, die, er mitgebracht, hinterlassen hat. Dann geht die Tür auf, die Kleinen dürfen hinein, und bei dem herrlichen, schimmernden Lichterglanze sehen sie Dinge auf dem Baume hängen oder auf dem Tische herumgebreitet, die alle Vorstellungen ihrer Einbildungskraft weit übertreffen, die sie sich nicht anzurühren getrauen, und die sie endlich, wenn sie sie bekommen haben, den ganzen Abend in ihren Ärmchen herumtragen und mit sich in das Bett nehmen. Wenn sie dann zuweilen in ihre Träume hinein die Glockentöne der Mitternacht hören, durch welche die Großen in die Kirche zur Andacht gerufen werden, dann mag es ihnen sein, als zögen jetzt die Englein durch den Himmel, oder als kehre der heilige Christ nach Hause, welcher nunmehr bei allen Kindern gewesen ist und jedem von ihnen ein herrliches Geschenk hinterbracht hat.

Man sieht, wie alt so manche Bräuche sind. Ich finde mich hier jedenfalls wieder, bis in manche Einzelheit hinein.

Veröffentlicht unter Christentum, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Armer Main – jetzt ist er nur noch ein Asset

In der Diskussion über die Sperrung des nördlichen Mainufers in Frankfurt für den Autoverkehr schreibt ein Leser:

Eines der größten Assets dieser Stadt ist ihr Fluß.

Ich gestehe, daß mir das Wort „Asset“ unbekannt war. Ich mußte erst nachschlagen und las dann auf der Duden-Seite folgende Bedeutungen:

  1. Vermögenswert eines Unternehmens
  2. Kapitalanlage
  3. Besonderheit, Ergänzung, Zusatz (z. B. zu einem Multimediaprodukt).

Also, eine Kapitalanlage ist der Main gottlob nicht, ein Vermögenswert auch nicht, und ihn als bloße Ergänzung oder Zusatz zu bezeichnen, wäre nun wirklich eine Beleidigung. Bleibt also nur die „Besonderheit“. Aber muß man wirklich einen Begriff aus dem Kauderwelsch der Betriebswirtschaft heranziehen, um auszudrücken, daß Frankfurt an diesem schönen Fluß etwas Besonderes hat?

Veröffentlicht unter Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Adventskalender*innen

Man muß auf seine alten Tage immer noch dazulernen – zum Beispiel, daß es „Adventskalender für Frauen“ und „Adventskalender für Männer“ gibt.

Sind da jetzt für die Frauen kleine Parfümproben und für Männer Miniwerkzeuge drin? Oder etwa umgekehrt, weil man – wie einst in den 60ern – die überlieferten Geschlechterrollen aufbrechen will?

Fragen über Fragen.

Veröffentlicht unter Sonstiges | Schreib einen Kommentar

Umweltverbrechen in Ghana – Die Spur führt wieder einmal nach China

Die Organisation „Rettet den Regenwald e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1986 für den Erhalt des Regenwaldes einsetzt. Weil er vor allem mit Initiativen vor Ort zusammenarbeitet, bringt er viele Umweltverbrechen ans Licht, über die man anderswo wenig hört.

So zum Beispiel die Zusammenarbeit krimineller Banden in Ghana mit chinesischen Firmen. Afrikanische Tropenbäume der Gattung Dalbergia (Palisander) werden illegal abgeholzt und in unvorstellbaren Mengen nach China verfrachtet. Das hat die Organisation Environmental Investigation Agency (EIA) herausgefunden:

Die Ausmaße der Palisander-Krise sind gewaltig. Mehr als 401.500 Kubikmeter des Holzes – gleichbedeutende mit 23.500 Standardkontainern oder rund 6 Millionen Bäumen – wurden seit 2012 in Ghana illegal gefällt und nach China exportiert. Die Händler verstoßen damit gegen ein nationales Verbot, Palisander-Bäume zu fällen und zu verkaufen, das am 12. März 2019 verschärft wurde. Der Bann soll garantieren, dass kein einziger Palisander-Stamm Ghana verläßt.

Stattdessen haben EIA in Undercover-Recherchen ein „massives, institualisiertes System des Holz-Schmuggels“ aufgedeckt, das durch „hochrangige Bestechung und betrügerische Absprachen ermöglicht wird“.

EIA zufolge fälschen die ghanaischen und chinesischen Händler amtliche Dokumente, deklarieren Holzarten falsch und engagieren „Eskorten“, um Kontrollpunkte zu passieren. Korrupte Beamte verkaufen beschlagnahmte Hölzer bei Schein-Versteigerungen, vergeben betrügerische „Bergungsgenehmigungen“ und erteilen rückwirkend und damit unwirksame Exportlizenzen.

Das Holz ist für China bestimmt und wird dort zu semi-antiken Luxusmöbeln verarbeitet. Der Handel ist kein Geheimnis. Die chinesische Regierung veröffentlicht sogar offizielle Statistiken über die Palisander-Importe. Allein im September 2019 wurden 6.900 Kubikmeter Palisander im Wert von 4,9 Millionen Euro eingeführt.

Kaum ein Land hat in den letzten Jahrzehnten mit seinen legalen und illegalen Importen aus Afrika mehr zur Naturzerstörung und zur Ausrottung von Tieren und Pflanzen auf dem schwarzen Kontinent beigetragen als das kommunistische China. Das, finde ich, sollte auch von unseren Politikern endlich einmal deutlich ausgesprochen werden.

Von den großen Naturschutzverbänden erwarte ich in diesem Zusammenhang nichts, sie sind mit ihrer Energie- und Klimapolitik so ausgelastet, daß ihnen für den Schutz der Natur kaum noch Zeit bleibt.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Natur, Politik | Schreib einen Kommentar

„Bäuer*innenproteste“ – Der NABU ist jetzt stramm links und sprachfeministisch

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß die Mehrheit der NABU-Mitglieder das mitträgt: dem Vorstand geht es offenbar nur noch um Politik, und da auch wieder fast nur um Energie- und Klimapolitik. Da wird die „Friday for Future“-Bewegung völlig kritiklos und undifferenziert unterstützt, und in jedem Newsletter wird man aufgefordert, gegen die Bundesregierung zu protestieren:

Jetzt gilt es für uns alle, uns dem Protest von #FridaysForFuture anzuschließen. Wenn wir jetzt zusammenstehen, können wir die Regierung zum Handeln treiben.

Ist das die Aufgabe eines politisch neutralen Naturschutzverbands? Wäre es nicht gerade jetzt unerläßlich, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, statt hysterisch „zum Handeln zu treiben“?

Und dann die geradezu groteske Anbiederung an den linken Sprachfeminismus! Nur ein paar Beispiele aus dem letzten Newsletter:

Bäuer*innenproteste: Umweltprobleme nicht leugnen.

Die künftige Agrarpolitik muss fair sein zu Landwirt*innen, Steuerzahler*innen und den nächsten Generationen gleichermaßen.

Ab Januar 2020 schickt NAJU-Storch Rudi Rotbein seinen kleinen Brieffreund*innen monatlich einen Brief von unterwegs.

Nicht einmal der Duden, der sonst sehr großzügig ist, erlaubt das dumme Gendersternchen – aber der NABU besteht darauf.

Man ist ja fortschrittlich und will in einem fort frischer, jünger und weiblicher werden.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Natur, Politik, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Gute Frauen

Eine Whistleblowerin in Franziska Giffeys Familienministerium hat es uns verraten: dort wird gerade an einem Gesetzentwurf gearbeitet, der alles Wichtige über die Frau in Geschichte und Gegenwart in einem großen Gesetzeswerk zusammenfaßt. Der Arbeitstitel:

Gute-Frauen-Gesetz (GuFG).

Aus rechtlichen Gründen, insbesondere im Hinblick auf Art. 3 GG („Männer und Frauen sind gleichberechtigt“), soll das neue Gesetz aber von einem „Böse-Männer-Gesetz“ (BöMG) flankiert werden.

Veröffentlicht unter Politik | Schreib einen Kommentar

Das Haus der Sprache hat viele Mieter

Nehmen wir einmal eine ganz banale Überschrift, diesmal von der BZ:

Frau will mit verletzter Tochter in Klinik – Taxifahrer beleidigt sie und schmeißt sie raus!

Oder auf t-online.de über Prinz Andrew:

Queen schmeißt ihren Sohn raus.

Will man solche Sätze in einer Zeitung lesen, ob online oder gedruckt? Ich jedenfalls nicht. „Schmeißen“ ist ein Wort aus der Umgangssprache, da darf man es verwenden, da gehört es hin. In gedruckten Texten hat es nichts zu suchen, da heißt es „werfen“. (Und es gibt darüber hinaus noch eine Handvoll anderer Synonyme, deren Gebrauch im geschriebenen Deutsch möglich ist.) Aber warum schreiben die Redakteure hier „schmeißen“? Wollen sie sich etwa an einen speziellen Teil ihrer Leserschaft ranschmeißen?

Auch die Jugendsprache, die sich ja eigentlich von der Sprache der Älteren abgrenzen will, wird längst von 20- oder 30jährigen Erwachsenen gesprochen, als seien sie (zumindest sprachlich) nie erwachsen geworden, und niemand scheint sich zu wundern, wenn im Internet und in vielen Zeitungen alles „super“ oder „mega“ ist.

Aber ist das denn überhaupt schlimm? Viele Sprachwissenschaftler begleiten diesen Trend fast wohlwollend und finden, daß selbst das sogenannte „Kanakendeutsch“ noch sein Gutes hat, weil es neue „Frische“ und „Ursprünglichkeit“ in die Sprache bringe. Das ist natürlich Unfug, denn wir haben es hier nicht mit einer Bereicherung, sondern mit einer gravierenden Verarmung der Sprache zu tun.

Es geht nicht darum, daß Sprache sich verändert – das tut sie immer. Es geht darum, daß sich im Deutschen ein dramatischer Verlust an sprachlicher Differenzierung abzeichnet. Man denke nur, was allein an Synonymen verlorengeht, wenn alles Schöne nur noch „toll“ oder „super“ ist!

Ich will an einem Bild zeigen, was ich meine. Die Sprache, so stelle man sich das einmal vor, ist ein Haus mit vielen Stockwerken. Den Keller bildet die Umgangssprache, um sie muß man sich keine Sorgen machen. Sie ist vital und, salopp gesprochen, nicht totzukriegen. Die oberste Etage mit dem Penthaus – das ist die Sprache der Literatur, die gehobene Sprache der Bildung und der Wissenschaft (die letztere freilich schon mit großen Abstrichen). Dazwischen gab es früher alle nur denkbaren Übergänge. Keller und oberste Etage sind immer noch da, aber das Gedränge im Keller ist größer geworden, und unter dem Dach ist es einsam wie lange nicht mehr. Und dazwischen?

Da liegt das eigentliche Problem, da sind mittlerweile ganze Stockwerke unbewohnt. Die Abstufungen im Sprachniveau, die früher durch Elternhaus und Bildungsgang (Volksschule, Realschule, Gymnasium), aber auch durch individuelle Neigungen und Fähigkeiten überall sichtbar waren, verschwinden langsam. Die sprachliche Vielfalt wird geringer, die sprachliche Einfalt, in jeder Hinsicht, größer. Es findet eine Einebnung auf niedrigem Niveau statt, oder um es in unserem Bild auszusprechen: die Kellerbewohner arbeiten sich Etage für Etage nach oben.

Beweisen kann ich das nicht, belegen ja. Der Langsatz etwa ist längst zum Alptraum des deutschen Schülers geworden. Ein längerer Satz mit Einschiebungen, Nebensätzen, Verschachtelungen usw., dem vor hundert Jahren jedes durchschnittlich begabte Schulkind folgen konnte, wird heute zum unüberwindlichen Hindernis. Warum? Weil man den Schüler kaum noch mit solcher Sprache konfrontiert, notfalls mit dem altlinken und dummen Argument (man hört es heute tatsächlich wieder!), daß man fürs arme Arbeiterkind „Sprachbarrieren“ abbauen müsse. Das Arbeiterkind ist überhaupt eine argumentative Allzweckwaffe, mit der man heutzutage jede pädagogische Verrücktheit rechtfertigt.

Daß man auf diese Weise die Schüler permanent unterfordert, daß man ihre Intelligenz einschläfert, daß man ihnen die Möglichkeit nimmt, die (oft ganz andere!) deutsche Sprache der letzten zwei oder drei Jahrhunderte kennenzulernen – das rächt sich heute schon. Und wenn dann manche dieser Schüler, denen man nie die Neugier auf Neues und Schwieriges eingepflanzt hat, selber Lehrer werden, wird sich das Problem noch verschärfen.

Zum Abschluß noch ein kleines Beispiel aus dem Kellergeschoß, diesmal vom Stern, über eine abgesagte Geburtstagsfeier für Prinz Andrew:

Wie der Daily Mirror berichtet, hat die Queen die Sause abgeblasen und auf ein Familienessen heruntergedampft.

Man sieht: hier ist ein Meister der jounalistischen Formulierkunst am Werke.

Veröffentlicht unter Fernsehen und Presse, Internet, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Die schlimme Kindheit des Christian Stöcker und die Zumutungen der Moderne

Christian Stöcker, so beschreibt ihn die Wikipedia,

ist ein deutscher Journalist, Autor und Professor für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

Ist das nicht wundersam, was es alles für akademische Titel gibt? Und dann hat er auch noch in München Kulturkritik studiert. Das würde mich einmal interessieren, wie man das macht, Kulturkritik studieren, noch dazu an einer Theaterakademie. Aber egal. In seiner SPIEGEL-Kolumne zieht er jedenfalls nicht gegen die Kultur vom Leder, sondern gegen die Windkraftgegner:

Ihr klagt unsere Zukunft kaputt
Deutschland könnte im Zukunftsmarkt Windkraft ein Superstar werden. Leider scheitert das an Bürokratie, Naturschützern – und an Leuten, die erwarten, von den Zumutungen der Moderne verschont zu werden.

Das klingt schon ein bißchen böse, aber das Leben hat dem kleinen Christian auch übel mitgespielt. Die ersten 13 Jahre verbrachte er zwischen einer vierspurigen Straße und einer Bahntrasse, heute fristet er sein Leben in der Nähe einer sechsspurigen Autobahn, und dazu noch in einer Einflugschneise des Hamburger Flughafens. Aber, so schreibt er tapfer:

Ich beklage mich nicht!

Denn „als Städter muss man mit ästhetischen und akustischen Zumutungen leben“. Und wenn er das alles klaglos hinnimmt, dann sollen sich die anderen wegen ein paar Windrädern nicht so haben. Diese „organisierten Freunde des Landlebens ohne ästhetische Störungen“ sind ihm von Herzen zuwider, denn eigentlich sind sie ja Schmarotzer:

Die einen müssen mit den Zumutungen der modernen Welt leben, die anderen nehmen zwar deren Vorteile für sich in Anspruch, möchten aber von Belästigungen bitte schön ausgenommen werden.

Und das geht gar nicht.

In diesem Zusammenhang: wir haben uns doch sehr gewundert, daß beim Parteitag der Grünen in Bielefeld auf dem riesigen Hintergundbild nur ein unberührter Wald zu sehen war. Warum denn keine einzige „hochwertige Windkraftanlage“ (Stöcker), obwohl das doch so „schöne Maschinen“ (Kretschmann) sind?

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Natur, Politik, Windkraftanlagen | Schreib einen Kommentar

Hurra! Der Kampf gegen das Automobil hat begonnen!

Maschinenstürmer hat es immer gegeben – früher allerdings, man denke an die „Spinning Jenny“ Ende des 18. Jahrhunderts, eher während der Einführung neuer Technologien, weil die Handwerker und Arbeiter (meistens zurecht!) Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes hatten. Der deutsche Maschinenstürmer von heute aber kämpft gegen eine bewährte Technologie, die immer besser (und auch umweltfreundlicher) geworden ist und hunderttausende Arbeitsplätze sichert.

Warum tut er das? Weil es offenbar im deutschen Wesen liegt, das Gute bis zum Absurden zu führen.

Jetzt retten die Deutschen also das Klima. Wie sie das machen sollen, obwohl sie nur für 2% der weltweiten CO2-Emission verantwortlich sind, weiß niemand. Aber was macht man als Ideologe, wenn man diese 2% nicht widerlegen kann? Der Journalist Toralf Staud zeigt es uns: man eiert herum und bringt alles auf die Wagschale, was auf keine Wagschale gehört: moralische Verpflichtungen, eine verschwurbelte Logik, sogar das Völkerrecht, und wenn das alles nicht überzeugt, biegt man sich die (ohnehin immer biegsame!) Statistik zurecht:

Auch wenn also der deutsche Treibhausgas-Ausstoß nur zwei Prozent der Weltemissionen ausmacht, so ist dies doch – im Ranking der Verursacherstaaten – bereits der siebtgrößte Einzelanteil überhaupt. Und jemand aus der Top Ten der Verursacher soll keine Pflicht zum Mittun haben?

Aber, lieber Herr Staudt, das alles ändert nichts an dem einzigen harten Faktum in dieser Sache, und das sind die 2%. Keine Hysterie, keine moralische Keule, die in den Medien geschwungen wird, kann an dieser Zahl etwas ändern. Dabei liegt gerade in ihr eine große Chance: eben weil wir eigentlich nichts tun können, um den globalen Ausstoß von Treibhausgasen wesentlich zu reduzieren, haben wir die Möglichkeit, vernünftig und in Ruhe darüber nachzudenken, was zu tun ist. Vernünftig und in Ruhe – und nicht mit hysterischer Schnappatmung. Man braucht dazu nämlich keine Erweckungsbewegung und keinen Kinderkreuzzug, man braucht dazu nur seinen Verstand.

Dessen Gebrauch sei besonders empfohlen, wenn es um das Auto geht. Auch da hat die Dämonisierung schon begonnen, bis hin zu der beliebten „Gewalt gegen Sachen“ in Gestalt von Beschädigungen und Brandstiftungen, natürlich aus den edelsten Beweggründen.

Es wird bald alles erlaubt sein, um das Klima zu retten, schon jetzt wird jeder im Netz niedergebrüllt, der das Für und Wider der Klimapolitik vernünftig diskutieren will oder gar – bewahre! – an der kleinen Greta zweifelt.

Das ist eine der schlimmsten Entwicklungen in unserem Land: je gravierender eine Entscheidung ist, umso weniger wird in der Gesellschaft vorher darüber diskutiert. Die katastrophale Entscheidung für die Windkraft ist praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit gefallen. Zur Rettung der bad banks sind Milliarden geflossen, ohne daß je eine öffentliche Diskussion darüber stattgefunden hätte. Daß gleichgeschlechtliche Beziehungen – entgegen dem Wortlaut und dem Geist des Grundgesetzes – auf einmal als „Ehe“ gelten, wird einfach durchgewinkt, es ist nicht einmal das Bundesverfassungsgericht angerufen worden, um die Rechtmäßigkeit dieses Gesetzes zu klären. Mit einem Wort: während um die kleinsten Dinge eifrig gestritten wird, werden die großen Fragen des Landes wie einst von der Obrigkeit entschieden. Daß die demokratischen Wege dabei formal eingehalten werden, ist selbstverständlich, aber das ersetzt nicht die lebendige Diskussion vor der Entscheidung.

Ein Ende der falschen Weichenstellungen ist nicht in Sicht, denn jetzt hat – wider alle Vernunft – die ökologische Heiligsprechung des Elektroautos begonnen. Und das obwohl ein solches Auto „erst nach 219.000 Kilometern besser für das Klima“ ist (das schreiben nicht „Klimaleugner“ oder rechte Gruppen, sondern die unverdächtige FAZ). Und wieder wird künftigen Generationen, denen nämlich, die um 2030 oder später leben, von den Grünen und den dümmeren Teilen von SPD und CDU schon heute vorgeschrieben, daß sie sich gefälligst der ökologisch mehr als fragwürdigen (und natürlich wieder einmal alternativlosen) Elektromobilität zu bedienen haben.

Für Argumente ist da kein Platz mehr. Als Beispiel möge eine im Internet entdeckte Diskussion dienen, die von den Anbetern der Elektromobilität und totalitären Autogegnern beherrscht wurde. Eigentlich, das war der Tenor, brauche man überhaupt kein Auto, es genüge der öffentliche Nahverkehr, dazu ein bißchen Carsharing.

„Die eigene Mobilität ist eine Organisationsaufgabe“, es gehe auch ohne Auto, meinte ein User. Den möchte ich einmal sehen, wenn er älter wird und chronisch krank und auf Carsharing oder Taxis angewiesen ist. Ich habe dieses Jahr wegen einer akuten Augenkrankheit und zwei Operationen geschätzte vierzig Mal zwischen Wohnung, Augenarzt und Uniklinik hin und herpendeln müssen, und ich mag mir nicht ausmalen, welche „Organisationsaufgabe“ ich da ohne Auto hätte auf mich nehmen müssen.

Ich danke jedenfalls dem Himmel, daß es noch kleine, bezahlbare Autos gibt, die mit Benzin fahren und überall schnell betankt werden können.

PS: Ich rede von „Klimahysterie“, weil es sie gibt. Ich werde auch weiter davon reden. Und ich werde auch in Zukunft nach Kräften gegen die politische Korrektheit kämpfen. Daß die AfD beide Themen nach populistischer Manier für sich usurpiert hat, tut nichts dazu. Diese Partei stellt für mich (man kann das in meinen früheren Beiträgen nachlesen) die größte Gefahr für die Demokratie in meinem Land dar, und ich denke gar nicht daran, auf Themen nur deshalb zu verzichten, weil linke oder rechte Ideologen das gerne sähen. Das nur zur Klarstellung, weil in bestimmten politischen Milieus allein schon der Gebrauch von bestimmten Wörtern wüste Beschimpfungen zur Folge hat. Ich habe es mir jedenfalls vor langer Zeit angewöhnt, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen, und kann diese Entscheidung nur zur Nachahmung empfehlen.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Internet, Politik | Schreib einen Kommentar

Die Windkraftlobby kann nur siegen, wenn sie den Naturschutz und die Demokratie außer Kraft setzt

Ich habe das an dieser Stelle schon vor langer Zeit geschrieben: der Ausbau der Windkraft wird nur gelingen, wenn man langfristig den Naturschutz und die demokratischen Mitwirkungsrechte der Bürger beschneidet oder ganz außer Kraft setzt. Einen „naturverträglichen Ausbau der Windkraft“, wie ihn der NABU wider besseres Wissen fordert, kann es nicht geben.

Auch die Durchsetzung des E-Autos wird auf demokratischem Weg nicht gelingen, weil die übergroße Mehrheit der Bevölkerung weiß, daß es sich hier um nichts weniger als einen Betrug handelt. Statt die Autos mit Benzin- und Dieselmotoren weiter zu verbessern, setzt man auf eine unausgereifte Technologie, die dem Klima – allein schon durch die Produktion und Entsorgung der Batterien – mehr schadet als das herkömmliche Auto und gleichzeitig der Volkswirtschaft einen unermeßlichen Schaden zufügt. Und wieder einmal hört die Merkel-CDU eher auf die Energie- und Klima-Eiferer als auf die eigene Vernunft. Da halte ich es mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr, der vor einiger Zeit sinngemäß gesagt hat, der Klimawandel sei zwar ein ernstes Problem, aber es helfe ja nicht, wenn man darüber den Verstand verliere:

Die Chemiebranche ist den Bach runter. Die Energiewirtschaft wickeln wir gerade ab. Atomausstieg, Kohleausstieg, jetzt stehen nur noch ein paar Windräder rum. Die Banken haben sich selbst zerschossen. Nun sind wir auch noch dabei, unsere Autoindustrie zu vernichten.

Ich fürchte, unser Wohlstand basiert zu einem nicht geringen Teil auf der Autoindustrie. Doch das Auto ist der Volksfeind Nr. 1. Wir vernichten gerade alles, was irgendwie unseren Sozialstaat bezahlen könnte.

Aber es wird ja nicht nur die Volkswirtschaft zerstört. Es sollen vor allem unsere vorbildlichen Naturschutzgesetze eingeschränkt werden – und zwar aus denkbar niedrigen Beweggründen: weil sie der Windkraftindustrie im Wege sind. Die Grünen, die großen Naturschutzverbände und die Windkraftindustrie sind längst, auch durch Austausch des Personals, zu einem „grün-industriellen Komplex“ verschmolzen, ähnlich dem „militärisch-industriellen Komplex“ vergangener Zeiten. Jetzt gilt es, die Natur, die Pflanzen, Tiere und Landschaften, unsere ganze Umwelt, vor diesem gefräßigen Komplex zu schützen, der – während er vorgibt, Natur und Klima zu bewahren – im Auftrag einer dummen Ideologie nur allem schadet und alles gefährdet.

Je größer ein Problem ist (und der Klimawandel ist ohne Zweifel eine globale Herausforderung), umso besonnener muß man handeln. Wer nur mit zwei Prozent an der Verursachung des Klimawandels beteiligt ist, kann sich nun wirklich die Zeit nehmen, gründlich über alles nachzudenken, statt in hektische und dumme Betriebsamkeit zu verfallen.

Blinder Eifer schadet nur.

PS: Und die Autos haben dann Batterien, wie Dieter Nuhr nur ganz leicht überspitzt sagt,

die man nirgends laden kann und schon bei der Produktion so viel CO2 ausstoßen, dass man den Diesel noch gut acht Jahre hätte fahren können. Aber Batterien sind bestimmt vegan und glutenfrei.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Natur, Politik, Windkraftanlagen | Schreib einen Kommentar