Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ – überfordert es die Christenmenschen?

Ich bin vor einiger Zeit zufällig in ein evangelisches Forum geraten, in dem die Vertonungen von Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ diskutiert wurden. Eigentlich wollte ich nur wissen, warum in manchen Versionen von „verschreckten“, in anderen von „verscheuchten“ Seelen die Rede ist.

Diese Frage scheint textkritisch geklärt zu sein. Es heißt im Original „aufgeschreckt“ und erst in der Abschrift von Maria von Wedemeyer „aufgescheucht“.

In der Diskussion ging es freilich in erster Linie darum, daß im Württembergischen Gesangbuch in der Vertonung durch Siegfried Fietz, die wohl am meisten gesungen wird, die Strophen 3 und 4 weggelassen wurden. So lauten sie:

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
Und dann gehört dir unser Leben ganz.

Vom „schweren Kelch, dem bittern“ will man in der evangelischen Kirche offenbar nichts mehr hören. Die weggelassenen Strophen seien, lese ich da, „zu bedrückend“ und paßten nicht zu der „beschwingten Melodie“. Sie seien außerdem eine „Überforderung für viele Menschen“.

Ja, in einer Zeit, in der evangelische Predigten oft nur aus seichter Lebensberatung bestehen, mag das so sein. Da redet man zur Gemeinde wie zu kleinen Kinderlein, und vom „guten Gott“ kann gar nicht oft genug die Rede sein.

Bonhoeffer aber zielt, gerade mit der dritten Strophe, in das innerste Herz des christlichen Glaubens. Der Kelch gehört dazu, das Kreuz auch. Und das soll für einen Christen eine „Überforderung“ darstellen?

Es ist – leider! – gerade umgekehrt: in den meisten Predigten wird die Gemeinde völlig unterfordert. Da sitzen doch erwachsene Menschen mit großer Lebenserfahrung, aber sie werden – nicht immer, aber sehr oft! – ziemlich billig abgespeist.

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Pickel am Po, die BUNTE und die deutsche Sprache

In einem Artikel auf BUNTE.de über das wichtige Thema „Pickel am Po – so wirst du die lästigen Mitesser los“ (hier nachzulesen, falls die Redaktion den Fehler noch nicht korrigiert hat) lese ich gerade:

So kannst du die Mitesser vorbeugen.

Sicher interessant, aber, lieber BUNTE-Schreiber: kann man auch schlechtes Deutsch vorbeugen?

PS: Das Dummdeutsch steht, getreu dem Motto „Der Akkusativ ist dem Dativ sein Tod“ auch Tage später immer noch auf der Homepage der „Bunten“.

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Gib auf, Sultan – hier in meinem Land hast du nichts zu melden!

Dogan Akhanli ist ein deutscher Schriftsteller mit türkischen Wurzeln. Der Sultan verfolgt ihn offenbar seit langem, zuletzt sogar mit einem internationalen Haftbefehl, der von den willfährigen spanischen Behörden tatsächlich ausgeführt wurde (ein schändliches Benehmen des EU-Landes Spanien!). Wochenlang durfte Akhanli das Land, in dem er nur Urlaub machen wollte, nicht verlassen. Jetzt, bei seiner Rückkehr in Düsseldorf, wurde er von den Schergen des Sultans am Flughafen schon erwartet – und wüst beschimpft.

Ein Mann beleidigte Akhanli auf Türkisch lauthals als „Vaterlandsverräter“, drohte ihm. Er sei hier nicht sicher, Deutschland könne ihn nicht schützen.

Das Spionagenetz des türkischen Diktators funktioniert also immer noch – auch weil noch nicht ein einziger von Erdogans Spionen in Deutschland vor Gericht gestellt wurde.

Seine fünfte Kolonne hier in unserem Land muß endlich unschädlich gemacht werden. Wer für eine ausländische Macht spioniert und Schriftsteller beschimpft und bedroht, gehört vor ein deutsches Gericht.

Es sind die Handlanger und Spione des Sultans, die sich hier nicht mehr sicher fühlen dürfen.

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Ich werde Millionär – dank einer Spenden Spende von Oxfam!

Endlich werde ich Millionär, jedenfalls fast – dank Oxfam.

Grüße,
Dies ist, um Ihnen mitzuteilen, dass Oxfam GB (UK) International Spendenplan hat Ihnen eine Geldbuße von [€850.000,00 EUR], als Spenden Spende von Oxfam International, Vereinigtes Königreich, in Verbindung mit dem Vereinten Nationen Kinderfonds [UNICEF]. Für weitere Informationen über die Bearbeitung und Auszahlung Ihrer Stipendien bitte wenden Sie sich an Dr. Joe H. Hamilton, den Nationalen Sekretär der Stiftung mit Ihrer Qualifikationsnummer [OXG/101/850/BDB] so bald wie möglich.
Dr. Joe H. Hamilton
E-Mail: jhhamiltonoxfam@zoho.com
Oxfam GB-UK, Vereinigtes Königreich.
www.oxfam.org.uk

Und sogar die Unicef hilft mit, meinen Geldsegen zu vermehren! Wunderbar.

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Zuckmayer und die Wege zum Glück

Ein schönes Zitat habe ich bei Carl Zuckmayer (Die langen Wege, 1952) gefunden:

Aber ich liebe das Leben, das menschliche Leben, nicht in einer illusorischen Vorstellung von einer Glücksbestimmung, nicht als einen regulierbaren Vorgang zur Erreichung möglicher Zufriedenheit, sondern das bedrohte, umstellte, unendlich tragische und unendlich freudvolle Leben der Geschöpfe, die ein Schöpfer erweckt, erschaffen und beseelt hat.

Ich liebe es in Furcht und Ehrfurcht, Vertrauen und Dankbarkeit.

In einer Zeit, in der so viele Menschen ihr Glück en detail planen möchten und gerne zu entsprechenden Ratgebern greifen, tut Zuckmayers von Weisheit geprägte Auffassung ausgesprochen wohl.

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Über die Gehirngröße von Frauen und Predigern

Der saudische Prediger Saad al-Hijri ist dagegen, daß Frauen autofahren dürfen. Seine Begründung:

Das Gehirn von Frauen ist zu klein zum Autofahren.

Es sei nur halb so groß wie das des Mannes und schrumpfe beim Shoppen gar auf ein Viertel.

Nach dieser Bemerkung ist zumindest geklärt, über welche Gehirngröße saudische Prediger verfügen.

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Der muslimische Waschsalon oder: Diesen Sultan lob ich mir!

Um es gleich vorneweg zu sagen: es geht hier nicht um Erdogan. Es geht um einen Sultan aus Malaysia, den niemand kennt. Er heißt Ibrahim Ismail Ibni Almarhum Sultan Iskandar Al-Haj und ist Herr über den malaysischen Bundesstaat Johor.

Was ist passiert? Da hat in Muar der Betreiber eines Waschsalons vor dem Eingang ein Schild mit der Aufschrift „Nur für Muslime“ aufgestellt. Die Kritik daran verstand er nicht (hier nachzulesen):

Das Aufstellen des Schilds begründete der Mann damit, dass er seinen überwiegend muslimischen Kunden einen Dienst habe erweisen wollen. Sie hätten sich besorgt gezeigt, dass „Unreinheiten“ (najis) in die Wäsche gelangen könnten.

Natürlich: die Ungläubigen sind nämlich nicht nur ungläubig, sondern auch unrein. Nicht auszudenken, wenn ein frommer Muslim seine Wäsche in einer Waschmaschine gewaschen hätte, die vorher von der schmutzigen Wäsche eines Ungläubigen kontaminiert wurde!

Aber der fromme Mann hat die Rechnung ohne seinen Sultan gemacht. Ein paar Auszüge, wie Ibrahim Ismail Ibni Almarhum Sultan Iskandar Al-Haj auf das Schild reagiert hat:

„Dies ist kein Taliban-Staat“, sagte Sultan Ibrahim laut der Zeitung „The Star“. Der Schritt sei „extremistisch“ und widerspreche dem moderaten und toleranten Geist, der in Johor herrsche. Der Regent verlangte, dass sich der Betreiber für seinen Fauxpas entschuldigen möge. „Falls er weiter der Praxis gegen Nicht-Muslime folgt, bin ich der Meinung, er sollte Johor verlassen. Ich schlage vor, er geht mit seinem Geschäft nach Afghanistan.“

Und als der Betreiber sein Schild daraufhin nur leicht umformuliert hatte, wandte sich der Sultan direkt an ihn:

Tu nicht so scheinheilig. Es ist immer noch dasselbe. Der Besitzer sollte sein Gehirn säubern lassen.

Inzwischen ist das Schild verschwunden.

So einen Sultan lob ich mir!

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Der Sultan steckt jetzt auch Kleinkinder ins Gefängnis

Das Schweigen des Auswärtigen Amtes wird fast zu einem größeren Ärgernis als die kriminellen Handlungen des Sultans.

Da wird Meşale Tolu, eine deutsche Journalistin, von den Schergen des Sultans verhaftet und angeklagt, weil sie als Übersetzerin für eine angeblich „linksgerichtete“ Nachrichtenagentur gearbeitet hat. Was „linksgerichtet“ ist, entscheidet natürlich der Sultan persönlich (oder einer seiner Handlanger in der Justiz, die genau wissen, was der Sultan von ihnen erwartet).

Frau Tolu hat ein zweijähriges Kind, das mit ihr im Frauengefängnis Bakirköy eingesperrt wird.

Da fehlen einem die Worte.

Der deutschen Regierung fehlen die offenbar Worte nicht: eine Sprecherin sagte zu dieser Angelegenheit (hier nachzulesen),

deutsche Diplomaten stünden „auf allen Ebenen in ständigem Kontakt mit den Anwälten und natürlich mit der türkischen Regierung, um Verbesserungen zu erreichen“. Am Montag habe ein Mitarbeiter die Inhaftierte zuletzt besucht. „Es ging ihr den Umständen entsprechend gut“, sagte die Sprecherin. Tolu habe dem Prozess „gefaßt“ entgegengesehen.

Kann man sich ein erbärmlicheres Statement zu einer kriminellen Geiselnahme durch den türkischen Sultan vorstellen?

Ich glaube nicht.

PS:  Eines sage ich dir, Sultan – Du wirst nie wieder, ich wiederhole: NIE WIEDER hier in meinem Land eine Rede halten können. Für Leute wie dich haben wir hier die Polizei und die Justiz, sonst nichts. Ich hoffe, daß der internationale Haftbefehl gegen dich bald ausgestellt wird – so wie es bei kriminellen Geiselnahmen üblich ist.

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Das Zitat des Tages

Es stammt diesmal von Jürgen Trittin (ja, den gibt es noch!):

Trittin wirft Union Verleugnung christlicher Werte vor.

Ja, wer hätte denn gedacht, daß sich Trittin um die christlichen Werte sorgt?!

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Erdogans deutsche Geisel soll für Jahrzehnte ins Gefängnis

Da wünscht man sich wirklich einen Außenminister Cem Özdemir: das milde Gesäusel im Umgang mit dem türkischen Diktator muß endlich aufhören. Wer in einem NATO-Land ein Willkürregime errichtet und ohne jede rechtsstaatliche Grundlage Bürger unseres Landes als Geiseln nimmt, muß behandelt werden wie jeder Geiselnehmer, und zwar nach § 239b StGB:

Wer einen Menschen entführt oder sich eines Menschen bemächtigt, um ihn oder einen Dritten durch die Drohung mit dem Tod oder einer schweren Körperverletzung des Opfers oder mit dessen Freiheitsentziehung von über einer Woche Dauer zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung zu nötigen, oder wer die von ihm durch eine solche Handlung geschaffene Lage eines Menschen zu einer solchen Nötigung ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.

Warum also gibt es noch keinen internationalen Haftbefehl gegen Tayyip Erdogan? Gelten für einen Geiselnehmer wie ihn andere Maßstäbe als für einen gewöhnlichen Verbrecher?

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