Über die sächsische Polizei

Die kommunistische Herrschaft hat in allen Ländern politische und moralische Verwüstungen hinterlassen, auch in der früheren DDR. Wer geglaubt hat, daß es mit dem „Negerklatschen“ nach der Wende und dem versuchten Autodafé an den Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen sein Bewenden hatte, wird durch zahlreiche Vorkommnisse danach eines Schlimmeren belehrt.

Der neueste Fall: ein Angestellter des LKA Dresden, mit einem lustigen schwarz-rot-goldenen Hütchen ausgestattet, hat als Pegida-Demonstrant zusammen mit sächsischen Polizisten die journalistische Arbeit eines ZDF-Teams eine Dreiviertelstunde lang behindert. Und sowohl der Polizeipräsident als auch der sächsische Ministerpräsident haben darauf reagiert, als lebten wir schon heute unter einem Orbán oder einem Putin.

So mancher ähnliche Vorfall dieser Art in den letzten Jahren erweckt im politischen Betrachter den Verdacht, daß es in der Polizei der neuen Bundesländer eine klammheimliche Freude an rechtsextremen Gesinnungen gibt.

In diesem Fall muß ich (ausnahmsweise!) Katarina Barley recht geben, die auf die sächsischen Vorkommnisse schnell und richtig reagiert hat:

Die Vorgänge in Sachsen sind wirklich besorgniserregend und müssen dringend und umfassend durch die sächsischen Behörden aufgeklärt werden … Pressefreiheit ist ein herausragendes Gut in unserer Gesellschaft und nach unserem Grundgesetz.

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Gender Studies und die „rechten Kreise“

Die ungarische Regierung, so liest man auf tagesschau.de, will das Fach Gender Studies verbieten. Und Andrej Reisin, der NDR-Redakteur, fragt (hier nachzulesen):

Warum ist das Studienfach vor allem in rechten Kreisen so umstritten?

Zunächst einmal: ich gehöre nun wirklich nicht zu den „rechten Kreisen“. Für mich sind AfD, Pegida und die Neue Rechte (die ja ganz und gar nicht neu ist, sondern allenfalls zur Verkleidung ein neues Mäntelchen angelegt hat!) die größte Gefahr für die Demokratie in unserem Land. Und Viktor Orban und sein Regime sind schon gar nicht meine Freunde.

Ich sehe aber nicht ein, daß der ganze Genderunfug nur deshalb kein Unfug mehr sein soll, weil sich die AfD, wie es ihre Art ist, zum Wählerfang dieser Sache populistisch annimmt. Die Einwände gegen die Gender Studies sind so gravierend, daß man sie nun wirklich nicht mit dem Popanz AfD wegdiskutieren kann.

Hier geht es darum, daß sich dieses „Fach“ nur deshalb an den Hochschulen etablieren konnte, weil Linke und Grüne ihre Macht in Länderparlamenten und Universitäten dazu benutzt haben, aus einer altbackenen, wissenschaftlich fragwürdigen Ideologie ein Universitätsfach zu konstruieren. Nicht um Wissenschaft geht es also, sondern um Macht, Politik und Ideologie.

Jede Wissenschaft – etwa Theologie, Philosophie, die Hirnforschung, auch jede Geisteswissenschaft – muß immer wieder die eigene Wissenschaftlichkeit überprüfen (und tut es auch, wenn sie seriös ist). Ein Fach aber, das die kritische Frage nach seiner Wissenschaftlichkeit nicht mehr stellt oder diese Frage mit politischen oder ideologischen  Argumenten (AfD!) abblockt, weckt zurecht Zweifel.

Auch wenn es dank massiver Unterstützung aus der Politik hunderte oder (weltweit) tausende Professorinnen zu den Gender Studies geben sollte, das alles ist allenfalls ein Zeichen des herrschenden Zeitgeistes. Als Beweis, daß es sich hier wirklich um eine Wissenschaft handelt, taugt es nicht.

Im übrigen, liebe Tagesschau, sind die Gender Studies nicht „umkämpft“, sondern „umstritten“. Das ist nicht dasselbe.

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Frankfurter Allgemeine: Italien „gedenkt Opfern“

Diese Schlagzeile habe ich heute zu meinem Entsetzen in der Online-Ausgabe der F.A.Z. gelesen:

Italien gedenkt Opfern mit Staatsakt.

Das Verb „gedenken“ verlangt im Hochdeutschen zwingend den Genitiv – oder täusche ich mich da? Es müßte also auf jeden Fall „gedenkt der Opfer“ heißen.

Oder ist jetzt auch schon in der F.A.Z. der Dativ dem Genitiv sein Tod?

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Die Digitalisierung der Schule – ein einziger Schmarrn

Gerade habe ich die Meldung gehört, daß in Berlin nur noch gut 30 % der neueingestellten „Lehrer“ eine fachliche Ausbildung haben. „Unterrichten statt kellnern“ – mit diesem Motto, das von Wowereit stammen könnte, sollen Studenten und Fachfremde jeder Art wie von Zauberhand zu Lehrern werden, und das in einer Zeit, in der selbst gut ausgebildete und erfahrene Lehrer in den durch soziale Konflikte und die katastrophale, über alle Maßen dumme Inklusionsentscheidung gebeutelten Klassen vielerorts kaum noch für ein gutes Lernklima sorgen können.

Deutschland schwimmt in Geld, weiß oft nicht einmal, wohin damit – aber für die Schulen bleibt kaum etwas übrig. Allenfalls propagiert man eine völlig überflüssige und nur für die IT-Lobby erfreuliche „Digitalisierung“, für die, wie es aussieht, Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen. Als ob nicht die Kinder schon heute von klein auf mit Handy, Tablet und Computer komplett zudigititalisiert würden! Da müßte doch die Schule einen Kontrapunkt setzen: raus mit dem ganzen Digitalkram aus den Klassen und endlich wieder auf das setzen, was Pädagogik eigentlich ausmacht: das Verhältnis des Lehrers zu seinen Schülern, sein Charisma, das unendlich viel wichtiger ist als die ganze Hardware, die man jetzt für viel Geld einkaufen will.

Jeder kann sich selbst davon überzeugen: woran erinnert man sich am ehesten, wenn man an seine Schulzeit zurückdenkt? Es sind fast immer einzelne Lehrer, oft ein bißchen schrullige, eigensinnige Lehrer, deren Begeisterung für ihr Fachgebiet aber ansteckend war. Es sind nicht irgendwelche Geräte oder Unterrichtshilfen, an die man sich erinnert, es sind immer Lehrer. Wenn diese menschliche Beziehung zwischen Lehrern und Schülern nicht zustandekommt, helfen auch die besten Computer nichts, von den lächerlichen Hymnen auf „interaktive Tafeln“ und dergleichen ganz zu schweigen.

Die zutiefst menschliche Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist das A und O des Lernens und damit auch des schulischen Erfolgs.

Alles andere ist nur Beiwerk.

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Kritik am Sultan = Terrorpropaganda

Erdogan hat wieder zugeschlagen: ein kurdischstämmiger Deutscher, der in Hamburg als selbständiger Taxifahrer arbeitet, ist während eines Besuchs bei seiner Mutter in der Südost-Türkei verhaftet worden. Hier kann man den Grund der Verhaftung nachlesen:

Auf seiner Facebook-Seite soll sich Ilhami A. kritisch gegenüber der türkischen Regierung geäußert haben, so der Anwalt. In dem Haftbefehl werde Ilhami A. deswegen Terrorpropaganda vorgeworfen.

Natürlich sind die Schergen des Sultans „am frühen Morgen“ in das Elternhaus des Mannes eingedrungen – das hat die Gestapo auch so gemacht.

Die mathematischen Berechnungen in Erdogans tausendzimmrigem Palast in Ankara könnte man folgendermaßen beschreiben: wieviele Geiseln muß ich noch einkerkern, um die Auslieferung des Erzfeindes Gülen zu erzwingen?

Das Auswärtige Amt sollte viel deutlicher darauf hinweisen, daß jeder, der in seinem Leben irgendwann einmal Erdogan kritisiert hat, auf keinen Fall in die Türkei reisen darf. Ob der Sultan unter den bei uns lebenden Türken Zuträger hat, die kritisch eingestellte Mitbürger denunzieren, ist noch nicht bewiesen, aber manches deutet darauf hin.

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Adel verpflichtet – Neues aus der Feder der Beatrix von Storch

Heute ist eine Autobahnbrücke in Genua eingestürzt. Wieviele Opfer das Unglück gekostet hat, weiß man noch nicht – es soll mindestens 30 Tote gegeben haben. Spiegel Online twitterte:

In der italienischen Hafenstadt Genua ist eine vierspurige Autobahnbrücke eingestürzt. Bisher gibt es noch keine Berichte über mögliche Opfer. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Und was macht die Frau von Storch? Sie beliebt zu scherzen und twittert zurück:

Wer sind denn nun die Laufenden?

So etwas sagt viel aus: über den moralischen Zustand des deutschen Adels – und über den moralischen Zustand der AfD.

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Ich improve mich jetzt selbst!

Die wirklich sensationellen Erkenntnisse kommen heutzutage aus dem Internet, ob das nun medizinische Studien bei heilpraxisnet.de sind, Wundersames zum Klimawandel von Alexander Gauland – oder das hier:

Bücher und Co. sind entscheidende Helfer beim Self-Improvement.

Michelle Winner hat diese völlig neue Erkenntnis (hier nachzulesen) soeben im OnlineMarketing Karrieremagazin veröffentlicht. Es sei nämlich, schreibt sie, „leider unabdingbar auch einen Teil der Freizeit zum Self-Improvement zu nutzen“:

Das tun zumindest die erfolgreichsten Menschen der Welt.

Und es geht weiter, Schlag auf Schlag:

So wurde in einer fünfjährigen Studie festgestellt, dass 86 Prozent der 200 befragten Self-Made-Millionäre lesen würden.

Auf den ersten Blick könne „ein dickes Buch abschreckend wirken“. Doch die Autorin macht uns Mut:

Ein wenig Zeit für Lektüre findet sich im Normalfall immer, zum Beispiel auf dem Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor dem Schlafen oder eben auf der Toilette.

Und fünf Stunden pro Woche genügen, egal, ob man „unterhaltsame Werke“ oder „Fachliteratur zur persönlichen Weiterbildung“ liest.

Merkwürdig: daran habe ich mich immer gehalten, aber ein „Self-Made-Millionär“ bin ich nie geworden. Ich muß irgendetwas falsch gemacht haben. Auf jeden Fall werde ich von jetzt an versuchen, mich gehörig selbst zu improven.

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Neuer Orgasmus-Trend!

Wir leben in einer merkwürdigen Welt. Wie hätte es sonst in der Online-Ausgabe der Hamburger Morgenpost (hier nachzulesen) zu einer solchen Schlagzeile kommen können:

Ärzte warnen
Neuer Orgasmus-Trend nennt sich Peegasm und ist gefährlich.

Ein neuer Orgasmus-Trend also, fett gedruckt in Riesenbuchstaben. Die Bildunterschrift unter einem „Symbolbild“ bringt dann Klarheit:

Im Internet beschreiben Frauen, dass sie sich zum Orgasmus pinkeln können. Ärzte warnen davor.

Mich würde einmal etwas ganz anderes interessieren: was sind das für Menschen, die an ihrem Redaktionsschreibtisch solche Schlagzeilen produzieren? Sind sie noch bei Verstand? Oder müßten sie nicht besser (wie eben gerade Jan Ullrich) in die Psychiatrie eingewiesen werden?

Aber müßten dann nicht auch ihre Leser eingewiesen werden?

Fragen über Fragen.

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Der Rotten – einer der großen Flüsse Europas

Jetzt sagen Sie nur, Sie kennen den Rotten nicht!

Tout le monde ist doch schon an seinen Ufern gefahren, jeder Deutsche jedenfalls, der mit dem Auto nach Südfrankreich oder Spanien aufgebrochen ist. Man kommt erst in den Großraum Lyon, und dann geht es schnurstracks nach Süden, immer auf der A7, der berühmten Autoroute du Soleil – und immer im breiten Tal des Rotten, bis Marseille oder dann westlich Richtung Spanien.

Ach, der Rotten!

Er fließt immer aufs Mittelmeer zu, in das er am Ende mündet – im gewaltigen Rottendelta, das jedes Kind in Europa kennt, schon wegen der Flamingos in der Camargue.

PS:  Falls Sie den Rotten doch nicht kennen sollten, dann suchen Sie in Google Maps doch einmal einen Fluß, der in Frankreich, in Europa und eigentlich auf der ganzen belebten Welt – eben nur nicht in Google Maps! – Rhône heißt.

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Gandhi und die Schreibschrift

In Mahatma Gandhis Autobiographie The Story of My Experiments with Truth, das 1940 in englischer Sprache erschienen ist, habe ich folgenden Absatz gefunden:

I do not know whence I got the notion that good handwriting was not a necessary part of education, but I retained it until I went to England. When later, especially in South Africa, I saw the beautiful handwriting of lawyers and young men born and educated in South Africa, I was ashamed of myself and repented of my neglect. I saw that bad handwriting should be regarded as a sign of an imperfect education. I tried later to improve mine, but it was too late. I could never repair the neglect of my youth.

Ins Deutsche übersetzt:

Ich weiß nicht, wie ich zu der Meinung gekommen war, daß zur Bildung nicht unbedingt eine gute Handschrift gehört, aber ich behielt diese Meinung, bis ich nach England kam. Als ich später, vor allem in Südafrika, sah, was für eine schöne Handschrift junge Männer und Rechtsanwälte hatten, die in Südafrika geboren und ausgebildet worden waren, schämte ich mich und bedauerte meine Nachlässigkeit. Ich begriff, daß eine schlechte Handschrift der Ausdruck einer unvollkommenen Erziehung war. Später versuchte ich, meine Handschrift zu verbessern, aber es war zu spät. Ich konnte die Nachlässigkeit meiner Jugend nicht wiedergutmachen.

Dies den strunzdummen Kultusbürokraten ins Stammbuch geschrieben, die es allen Ernstes ins Ermessen der Lehrer stellen, ob sie den Schülern noch eine ordentliche Schreibschrift beibringen oder nicht.

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