Vor Jahren schon hatte ich an dieser Stelle geschrieben, was sich heute bewahrheitet hat: daß nämlich Putin der gefährlichste Mann der Welt ist. Er hat nicht nur die Machtfülle, wie sie in Sowjetzeiten die Generalsekratäre der KPdSU hatten, seine Macht wird auch durch nichts mehr eingegrenzt. Breschnew und seine Vorgänger waren immerhin noch der Partei verantwortlich, sie mußten damit rechnen, daß sie im schlimmsten Fall von heute auf morgen abgesetzt wurden. Das alles muß Putin nicht fürchten.
Ich habe mich heute an den 21. August 1968 erinnert, an die hilflose Wut, die ich empfand, als ich am Morgen dieses schrecklichen Tages die ersten Nachrichten hörte. Die Panzer des Warschauer Pakts waren damals in der Nacht in die Tschechoslowakei einmarschiert – natürlich auf einen „Hilferuf“ von Genossen hin! – und hatten dem Prager Frühling ein Ende bereitet. Auch in der Ukraine wird sich Putin nach dem militärischen Sieg auf ein paar elende Kreaturen stützen, die aus der Ukraine einen putinhörigen Vasallenstaat machen werden. Ein Husak findet sich da immer.
Das wird niemand verhindern können. Aber die Ukraine wird einmal stolz sein auf Sergij Kyslystya, ihren Vertreter bei den Vereinten Nationen. Der hat, als der russische UN-Botschafter sagte, das sei kein Krieg, sondern nur eine „spezielle Militäroperation“, dem Vertreter des Aggressors so geantwortet:
Wir verurteilen die Aggression, die Sie gegen mein Volk verüben. Es gibt kein Fegefeuer für Kriegsverbrecher. Sie fahren direkt zur Hölle, Botschafter.
Und nicht nur der Botschafter, so möchte man hinzufügen, sondern auch Putin selbst. Auch er wird einmal, so Gott will, vor einem Internationalen Gerichtshof stehen und sich mitsamt seinen Hofschranzen Lawrow & Co. vor der zivilisierten Menschheit verantworten müssen.
Vielleicht lachst du heute noch darüber, aber bedenke, Wladimir Wladimirowitsch Putin: auch die serbischen Kriegsverbrecher haben sich damals nicht vorstellen können, daß sie einmal im Diesseits – noch vor ihrer Höllenfahrt! – vor Gericht gestellt werden. Es wird Dir, das wünsche ich mir von Herzen, genauso ergehen. Die Kerzen, die du hin und wieder in einem Kirchlein anzündest, um den frommen Mann zu spielen, werden dir dann nicht helfen.