Seehofer: hat er jetzt vollends den Verstand verloren?

ARD und ZDF will er zusammenlegen – weil sie zur „Lügenpresse“ gehören? Oder weil es da noch kritischen Journalismus gibt, der Kritik an ihm nicht ausspart?

Die Erfahrung zeigt, daß es in einem freien Land gar nicht genug unabhängige Zeitungen und Sender geben kann. Nur autoritäre Herrscher à la Putin oder Erdogan haben etwas dagegen. Will sich Seehofer jetzt zu ihnen gesellen?

Die „Beseitigung von Doppelstrukturen“ strebt er an? Was für ein elendes Argument. Jede unabhängige Zeitung, jeder unabhängige Sender ist ein Gewinn für die Demokratie. Da brauchen wir wirklich keine dummen Vorwände, um das öffentlich-rechtliche Rundfunk-System zu zerstören, um das uns die ganze Welt beneidet (von den beispielhaft genannten Diktatoren abgesehen).

Eher schon müßte man alle Privatsender zu einem einzigen zusammenlegen: ein großer Verlust wäre das nicht.

Und Seehofer selbst müßte man einmal fragen, warum er von der geistigen Obergenze, die einem durchschnittlichen Menschen möglich ist, noch so weit entfernt ist.

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Nicht nur Merkel kuscht vor Erdogan

Es kuschen auch die USA. Obama stellt sich – wohl aus strategischen Gründen – fast bedingungslos hinter den Sultan. Das ist freilich business as usual. Schon immer, auch zu kemalistischen Zeiten, waren die USA an der Seite der Türkei. Als Griechenland und die Türkei am Rand eines Krieges waren (immerhin zwei NATO-Länder!), haben sich die Vereinigten Staaten immer und bedingungslos auf die türkische Seite geschlagen. Die diskutierfreudigen, oft linken und unbequemen Griechen waren den Amerikanern nicht geheuer, und am Putsch der griechischen Obristen war die CIA sogar direkt beteiligt.

Auch jetzt begreifen die USA nicht, worum es Erdogan geht. Er will nicht etwa den IS beseitigen (den hat er ja erst groß gemacht!), sondern die Kurden. Aber die Zeiten, als noch ein Kissinger die Außenpolitik der USA bestimmt hat, sind lange vorbei.

Obama dilettiert außenpolitisch – im schlimmsten Sinne des Wortes.

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Das waren noch Zeiten!

Christian Gottfried Körner schrieb am 23. April 1803 an Schiller:

Die Studenten sind wohl noch diejenige Klasse des deutschen Publikums, von der man die meiste Empfänglichkeit für das Poetische zu erwarten hat.

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Ein Wort an den Vorsitzenden Mazyek

Aiman Mazyek, einer meiner besonderen Freunde in der islamischen Szene in Deutschland, beklagt sich bitter über die Deutschen: bei ihnen gebe es eine „tiefe Verankerung von rassistischen Ressentiments“ und eine „wachsende Islamfeindlichkeit“.

Dazu muß man erst einmal sagen, daß die schamlose Erweiterung des Begriffs „Rassismus“ einer der dümmsten und zugleich gefährlichsten Sprachfehler der letzten zehn, zwanzig Jahre ist. Rassistisch verhält man sich nur, wenn man einen Menschen wegen seiner „Rasse“ diskriminiert. Stellen die Muslime jetzt eine eigene menschliche Rasse dar? Oder Homosexuelle? Oder Rechtsextreme?

Das Wort „Rassismus“ ist zu einem bloßen politischen Schimpfwort geworden, das jeder dem politischen Gegner entgegenwirft. Ähnlich verhält es sich mit den vielen „Phobien“, von denen kein Psychologe je etwas gehört hat. Kaum übt man an irgendetwas Kritik, schon ist man „homophob“, „islamophob“, „ziganophob“ – und natürlich immer auch rassistisch.

Wer keine Kritik verträgt, sollte am öffentlichen Leben nicht mehr teilnehmen. Man hat keine Phobie, wenn man die Lobbyarbeit der Schwulenverbände kritisiert oder von den in Deutschland lebenden Muslimen wenigstens ein kleines bißchen schlechtes Gewissen erwartet.

Mazyek, der wie viele Türken gern die Keule schwingt, weint bitterlich, weil sich „die Angriffe auf Moschee-Gemeinden von 2014 bis 2015 vervielfacht“ hätten. Ebenso hätten „körperliche und verbale Angriffe gegen Muslime auf den Straßen zugenommen“.

Natürlich muß jeder dieser Angriffe verfolgt werden, und Mazyek weiß sehr genau, daß die deutsche Polizei alles tut, was sie kann, um die Täter zu finden. In diesem Punkt brauchen wir wirklich keine Belehrung durch Islamverbände, die fast durchweg einem Erdogan zujubeln, obwohl der die Rechtsstaatlichkeit in der Türkei praktisch aufgehoben hat. (Weil er gülenophob ist?)

Außerdem entbehrt es nicht einer gewissen Pikanterie, daß man sich über vergleichsweise kleine Vergehen gegen Muslime und Moscheen in Deutschland voll Bitterkeit beklagt und gleichzeitig in sophistischer Manier die Verantwortung für die furchtbaren Verbrechen, die überall in der Welt ausdrücklich im Namen Allahs und des Propheten begangen werden, zurückweist, mit dem dummen Satz: wer so etwas tue, sei kein Muslim.

So einfach sollte es sich nicht einmal ein Herr Mazyek machen.

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Seehofer – „Ein Mann sieht rot“

Was Seehofer treibt, kann menschliche Vernunft nicht mehr begreifen. Man könnte es allenfalls mit dem schönen bayerischen Wort „hinterfotzig“ beschreiben. Noch gestern läßt er Gerda Hasselfeldt in der großen Bundestagsdebatte milde Worte sagen, und heute liest man: „Deutschland muß Deutschland bleiben!“ oder „CSU fordert mehr Härte in Flüchtlingspolitik“ oder „CSU auf Distanz zu Merkel“. Genau das bedeutet das Wort „hinterfotzig“: im persönlichen Gespräch tut man versöhnlich – und hat doch den Dolch schon im Gewande.

Was Seehofer macht, ist eine Art „erweiterter Selbstmord“: er will offenbar in seinen eigenen politischen Suizid die ganze Union mit hineinziehen.

Einen besseren Unterstützer als Seehofer könnte sich die „Alternative für Deutschland“ nicht wünschen. Er ist für die Mullahs der AfD sozusagen „ein Geschenk Allahs“.

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Empört euch! – sagt Stéphane Hessel

Meine Empfehlung wäre dagegen:

Beruhigt euch!

Wut macht dumm, das sieht man an den Wahlergebnissen in Mecklenburg-Vorpommern. Wut und Empörung vernebeln den Blick für vernünftiges Handeln.

Wir leben in einem der reichsten Länder der Erde. Wir haben (immer noch) ein soziales Netz, um das uns die ganze Welt beneidet. Warum sollen wir uns empören? Damit die Damen Petry und Storch irgendwelche Wahlen gewinnen?

Was wir in den letzten ein, zwei Jahrzehnten an Ansehen überall in der Welt erworben haben (nicht erst seit dem Sommermärchen), das zerstören die Haßprediger von der AfD.

Es darf ihnen nicht glücken.

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Gabriel, Seehofer und die „Berliner Republik“

Manchmal greift man sich an den Kopf: da sind die CSU und die SPD in „Berlin“ an der Macht, sind Teil der Regierung – Gabriel ist Vizekanzler, die CSU ist mit drei Ministern im Kabinett vertreten -, aber Seehofer und Gabriel reden immer öfter so, als seien sie eigentlich Oppositionsführer.

Es ist ein schäbiges Spiel.

Von Seehofer kommt seit dem Beginn der Flüchtlingswanderungen im letzten Jahr ein bayerisches Dauerfeuer. Kaum ein Tag, wo er nicht gegen Merkel und die Schwesterpartei hetzt. Aber seine Minister bleiben brav am Kabinettstisch sitzen! Gabriel macht es ihm jetzt nach und gibt den sozialdemokratischen Seehofer.

Wenn die Merkel so eine schreckliche Kanzlerin ist: warum läßt Gabriel die Große Koalition nicht platzen? Warum zieht Seehofer seine Minister nicht zurück?

Man kann doch nicht gleichzeitig Regierung und Opposition sein!

Seehofer geht jetzt noch einen Schritt weiter: er gibt den Trump. Die Menschen in unserem Land, sagt er, „wollen diese Berliner Politik nicht“. Genauso reden in den USA die rednecks und viele Südstaatler über Washington. Aber Seehofer ist als CSU-Chef Teil „dieser Berliner Politik“, und wenn er noch menschlichen Anstand besitzt, dann soll er gefälligst die Koalition verlassen, die ihm so zuwider ist.

Niemand hat nämlich der Union so geschadet wie Seehofer selbst. Er vor allem hat Merkel zum Sündenbock für alles Böse in der Welt gemacht, und seine dummen Sprüche von der „Obergrenze“ (die vor keinem deutschen Gericht Bestand hätte!) haben die Haßprediger von der AfD erst so richtig angefeuert. Gerade Seehofer sollte jetzt eher in sich gehen und (vielleicht in einem bayerischen Kloster oder bei einer Privataudienz beim Papst) über den zentralen christlichen Begriff der „Barmherzigkeit“ nachdenken.

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Der Sultan ist ungehalten – und schickt die österreichischen Archäologen nach Hause

Österreichische Archäologen, die an den Ausgrabungsarbeiten in Ephesos beteiligt sind, müssen das Land vorzeitig verlassen.

Warum? Weil der Sultan zornig ist. Die österreichische Regierung nämlich, allen voran deren Außenminister Kurz, verhält sich zu Erdogans Türkei so, wie sich ein freiheitliches, demokratisches Land gegenüber einem autoritären Regime verhalten sollte. Also nicht etwa kriecherisch und feige wie die deutsche Regierung, sondern selbstbewußt.

So etwas erträgt ein Erdogan nicht. Von Deutschland etwa erwartet er folgenden demütigen Vortrag des deutschen Botschafters:

Großer erhabener Sultan, mächtiger Fürst und erhabenes Haupt aller Osmanen! Wir bitten Euch, unseren Parlamentariern allergnädigst die Huld zu gewähren, daß sie in aller Demut die zu Eurem Schutz gesandten Soldaten in Incirlik besuchen dürfen. Einen Scheck über drei Milliarden Euro legen wir bei. Lang lebe der Große Sultan Recep Tayyip Erdogan!

Das erwartet der Sultan von Deutschland, und Merkels Sprecher Seibert eiert herum, um den Sultan – um Himmels willen! – nicht zu enttäuschen, während die journalistische und literarische Elite der Türkei (zum Beispiel die Schriftstellerin Asli Erdogan) in den Gefängnissen des Sultans schmachtet.

Klar und geradezu prosaisch redet dagegen der österreichische Außenminister Kurz, der den Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei fordert:

Wir dürfen nicht einfach zusehen, wenn in der Türkei ein Staat mit immer autoritäreren Zügen entsteht. Wir verurteilen natürlich den versuchten Militärputsch. Aber die Entlassungen und Verhaftungen sind absolut inakzeptabel. Es wird immer willkürlicher agiert.

Und zu den türkischstämmigen Österreichern, die Erdogan anhimmeln, sagt er:

Wer sich in der türkischen Innenpolitik engagieren will, dem steht es frei, unser Land zu verlassen.

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Von Rassen Flächen und Botschaplätzen

Im Internet hält sich jeder „User“ für einen geborenen Journalisten – aber viele kämpfen einen vergeblichen Kampf gegen die deutsche Sprache, wie dieser, der auf einer Plattform über seinen letzten Urlaub berichtet:

Das Essen hat geschmeckt auswall auch aber war nicht Dekoriert nur zum Griechischen Abend waren 5 Geschnitzte Melonen die man immer hinstellen sohlte.Das Essen könnte auch wärmer sein da der Teller wärmer nicht genügend warm war.Das Hotel hat keinen Botschaplatz man muss auf einer frei Flächen zwischen den Liegen spielen,Fitness platz gibt es auch nicht man muss Morgenfitness muss man auf freie Rassen Flächen zwischen den Wegen machen.

An dieser Stelle mache ich Schluß – ich möchte nämlich noch eine Runde Botscha auf dem Botschaplatz spielen.

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Gönnt der AfD doch den kleinen Triumph!

Die AfD war unter ihrem Gründer Lucke eine Partei mit Potential. Sie hätte, wenn man ihr genügend Zeit gelassen hätte, ein wirklich konservatives Gegenstück zu Merkels beliebiger Wischi-Waschi-CDU werden können. Das war ihr nicht beschieden.

Deutsche Mullahs à la Höcke, Storch und Petry haben alle aus der Partei vertrieben, die auch nur einen Hauch von politischer Seriosität besaßen. Erst nach dieser feindlichen Übernahme zeigten sie sich als das, was sie sind: Haßprediger, die es in diesem Punkt mit jedem Imam aufnehmen können. Sie sind um keinen Deut besser als die bösen „Feinde“, vor denen sie das „Abendland“ retten wollen. Wer einmal die einstudierten Reden eines Björn Höcke gehört hat, muß schon sehr unbedarft sein, wenn er an einer solchen Partei Gefallen findet und die Bauernfängerei nicht durchschaut.

Mecklenburg-Vorpommern ist für mich übrigens bis heute – selbst wenn das ungerecht sein mag – immer auch Rostock-Lichtenhagen, wo ein fremdenfeindlicher Mob 1992 unter dem johlenden Beifall der Zuschauer Vietnamesen lynchen wollte.

Es wäre ihnen fast gelungen.

Inzwischen weiß man, daß selbst in der DDR der Haß auf die Fremden (damals Menschen aus Kuba, Vietnam, Angola, Mosambik, Algerien) weit verbreitet war und von der SED nur mühsam vertuscht werden konnte. Der Fremdenhaß im Osten hat also Tradition.

Und doch freut sich die AfD heute vergebens über ihren kleinen Sieg. Vielleicht gibt es sie noch fünf oder zehn Jahre – aber dann wird sie verschwinden wie die NPD, die Piraten, die Republikaner und wie diese Grüppchen sonst noch alle geheißen haben. Und die nächste Generation wird grübeln: „AfD, AfD – was war das schnell noch mal?“

Das glauben Sie nicht? Dann antworte ich Ihnen mit einem Wort unserer Kanzlerin:

Wir schaffen das!

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