#WirwollenKarl

Eine seltsame Schlagzeile auf Google News:

Twitter fordert Karl Lauterbach als Gesundheitsminister: „Wir wollen Karl!“

Aber wer ist Twitter? Ist das ein politisch einheitlicher Verein? Oder hat man auf Twitter abgestimmt, und eine Mehrheit hat sich für Lauterbach entschieden? Und wählt Twitter jetzt die Minister aus? So eine Schlagzeile ist falsch und irreführend, kein seriöser Journalist würde so etwas schreiben. Und man weiß nicht einmal: ist das jetzt die Überschrift von t-online, auf die verlinkt wird, oder hat Google den Artikel von t-online reißerisch verändert?

Der Artikel selbst hat die Überschrift:

#WirwollenKarl
Unterstützer fordern Karl Lauterbach als Gesundheitsminister.

Daß seine „Unterstützer“ ihn haben wollen, ist verständlich. Aber daß „Twitter“ das „fordert“, ist natürlich Unfug.

Der Artikel von t-online besteht im übrigen aus dem heutigen Online-Billigjournalismus. Es genügt, einfach ein paar Zitate von Usern aneinanderzureihen – etwa so: einige „Twitter-User“ hätten schon befürchtet, daß die FDP das Ministerium übernimmt, jetzt atmeten „viele Twitter-User“ auf. Der „User tomtxcx“ habe gar Markus Lanz „um die Freigabe Lauterbachs für höhere Weihen“ gebeten, und die „Userin Barbara“ meint, mit einem Gesundheitsminister Lauterbach stünde Deutschland aktuell besser da. Auch der User „Dragan Radic“ ist für diesen „Gesundheitsminister mit Expertise“. Obwohl er ein FDP-Anhänger sei!

Wenn man dann auf Twitter den Hashtag #WirwollenKarl eingibt, leuchtet einem auf jedem zweiten Beitrag das Foto des säuerlich dreinschauenden Superstars entgegen. Dann gibt es nur eins: das Internet verlassen und zu einer gedruckten Zeitung greifen, denn dort gibt es noch (wenn auch nicht immer) guten Journalismus. Oder, noch besser: man greift zu einem guten Buch.

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Der Tempelberg – auch für Juden!

Ein Palästinenser hat vor ein paar Tagen am Tempelberg in Jerusalem einen Israeli ermordet und drei weitere zum Teil schwer verletzt. Zu dem Attentat heißt es in einer auch von der F.A.Z. verbreiteten Kurzmeldung der Nachrichtenagentur Reuters:

Es ereignet sich in der Nähe eines der Tore zur Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in der Altstadt, einer der heiligsten Stätten des Islam. Auch für Juden und Christen gibt es dort heilige Stätten.

Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: auf dem Tempelberg von Jerusalem gibt es also tatsächlich „auch für Juden“ heilige Stätten!

Eine (womöglich) künftige Außenministerin Annalena Baerbock hätte es nicht schöner ausdrücken können.

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Inquietum, inwuietum, invuietum

Trust no one – man traue niemandem im Internet! Das gilt vor allem für angebliche Zitate berühmter Persönlichkeiten. Nicht umsonst gelten für das Zitieren in der Wissenschaft die strengsten Maßstäbe. Im normalen Umgang mit der Literatur kann man da ruhig etwas großzügiger sein, aber einfach abschreiben – das geht gar nicht. Wenn man nicht sicher ist, daß ein Zitat wirklich von dem angegebenem Autor stammt, muß man eben in den digitalisierten Werkausgaben danach suchen, die von den meisten gemeinfreien Autoren vorhanden sind. Ist es dort nicht auffindbar, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit dem Autor fälschlich zugeschrieben worden.

Vor einigen Tagen war ich auf der Suche nach dem schönen (lateinischen) Augustinus-Zitat

Inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Der Satz steht in den Confessiones des Kirchenlehrers, und zwar gleich am Anfang, im ersten Kapitel des ersten Buches. Seriöse Zitatenlexika sind zurecht penibel. Das von Ernst Bury herausgegebene Lexikon In medias res, das ich in der digitalen Ausgabe von 2006 benutze, notiert als Quelle „Augustinus, Confessiones 1. 1“ – damit ist, kurz und bündig, alles gesagt, und jedermann kann die Quelle in ihrem Kontext überprüfen.

Ein eher erheiterndes Beispiel, wie es im Internet zugeht, findet sich auf der Seite sprichwoerter.net. Dort ist aus dem korrekten „inquietum“ das schon auf den ersten Blick falsche „inwuietum“ geworden. Ein Tippfehler vermutlich – „w“ und „q“ liegen auf der Tastatur nebeneinander. Sollte nicht passieren, weil man gerade bei Zitaten sehr sorgfältig sein muß, aber dagegen ist niemand gefeit, noch dazu in einer Zeit, in der offenbar selbst in den Online-Ausgaben großer Tageszeitungen nicht mehr korrekturgelesen wird.

Aber sehen wir uns einmal die Seite latinum.tantalosz.de an. Sie bietet uns „6037 Lateinische Redewendungen & Sprichwörter“ an, darunter auch das korrekte Augustinus-Zitat, mit deutscher Übersetzung, aber ohne Erwähnung seines Urhebers. Nur wenige Zeilen weiter die Überraschung: dasselbe Zitat, diesmal mit Erwähnung des Augustinus, dafür mit einer neuen Falsschreibung: „invuietum“! Der Leser kann sich also eine Version aus dreien aussuchen. Wer jetzt von wem falsch abgeschrieben hat, ist fast schon gleichgültig. Sicher ist nur, daß Ihnen die seltsamen Schreibungen „inwuietum“ und „invuietum“ in Zukunft noch öfter begegnen werden, denn viele gehen furandi causa ins Internet.

Oder heißt es vurandi? Oder gar wurandi?

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Polizeipraxen, wesenhafte Bedeutungsbeziehungen und die Hauptstadt von Usbekistan

Um das geographische Wissen steht es nicht gut in unserem Land, das kann man in jeder beliebigen Quizsendung beobachten: die Rubrik „Geographie“ wird von den Kandidaten gemieden wie das Weihwasser vom Teufel. Könnte da nicht Hilfe von jenen Instituten kommen, wo unsere Geographen und Erdkundelehrer ausgebildet wetden?

An der Goethe-Universität Frankfurt stehen den über tausend Studenten des Fachbereichs 11 (Geowissenschaften/Geographie) 37 Professoren zur Seite. Sie gehören mehreren Instituten an, eines davon ist das Institut für Humangeographie. Im Lokalteil der gestrigen F.A.Z. konnte man nachlesen, wie eifrig hier geographische Kenntnisse vermittelt werden.

Es geht um das gerade im transcript-Verlag erschienene Buch „Frankfurt am Main – Eine Stadt für alle?“ Die Herausgeber – Johanna Betz, Svenja Keitzel, Jürgen Schardt, Sebastian Schipper, Sara Schmitt Pacífico und Felix Wiegand – sind alle, wie es in dem Artikel heißt, auf verschiedene Art mit dem Institut für Humangeographie verbunden und gesellschaftspolitisch engagiert. Über Svenja Keitzel zum Beispiel, die an dem Institut „seit Juni 2017“ promoviert, kann man in ihrem Kurzporträt nachlesen, daß sie an dem Heildelberger Forschungsprojekt „Polizei, Politik, Polis – Zum Umgang mit Geflüchteten in der Stadt“ beteiligt ist. Ihre Forschungsinteressen:

Intersektionale feministische und postkoloniale Ansätze, Kritische Kriminologie und räumliche Perspektiven auf soziale Ungleichheiten.

Über ihr work in progress, die Doktorarbeit, heißt es dem Porträt:

In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sie sich mit alltäglichen Polizeipraxen in Frankfurt am Main. Hierfür wird insbesondere raumfokussiertes Polizeihandeln in den Blick genommen, welches aus unterschiedlichen Perspektiven und Positionen untersucht wird. Es wird danach gefragt, in welchem Zusammenhang alltägliche Polizeipraxen und die (Re)Produktion sozialer Ungleichheiten sowie Machtverhältnisse stehen und wie sich diese beeinflussen.

Wenn man in meinem Alter so etwas liest, erschrickt man. Um Himmels willen, denkt man: Sind sie wieder da? Sind das die Wiedergänger der 68er? Derselbe linke Kauderwelsch wie vor einem halben Jahrhundert, die „Reproduktion der sozialen Ungleichheiten“, die Machtverhältnisse, und natürlich ist wie damals alles „kritisch“, so wie es einst die „Kritische Theorie“ von Adorno, Horkheimer und Marcuse war, nur halt ein bißchen schlichter: es geht jetzt um „Kritische Kriminologie“ und um „Kritische Geographie“, und in dem Buch sollen (so wörtlich!)

Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, aktivistische Forscher*innen und forschende Aktivist*innen, Nicht-Akademiker*innen und Akademiker*innen

zu Wort kommen. (Den Autoren des Buchs bin ich schon deshalb gram, weil ich diesen Quark zum Zwecke des Zitierens Wort für Wort und Stern für Stern habe abschreiben müssen!)

Ob die akademisch gebildeten Geographinnen und Geographen wissen, wie die Hauptstadt von Tadschikistan heißt oder wo die Grenze zwischen Europa und Asien verläuft (bitte genau beschreiben!), das frage ich lieber nicht. Mit solchen Petitessen mögen sich die „Bildungsbürger“ befassen, die unfähig sind, sich in die postkolonialen, feministischen und intersektionalen Höhen der kritischen Geographie emporzuschwingen.

Nur noch eine kleine sprachliche Handreichung für unsere Autoren. In ihrem Buch und auch anderswo im linken Milieu (bitte googeln!) wird heutzutage immer häufiger von „Polizeipraxen“ gesprochen. Damit sind aber nicht Räumlichkeiten gemeint, in denen Polizisten ärztlich behandelt werden. Hier hilft es, wenn man sich an den 1961 verstorbenen Sprachwissenschaftler Walter Porzig erinnert, der in meiner Studienzeit noch zur germanistischen Pflichtlektüre gehörte. Porzig prägte den Begriff der „wesenhaften Bedeutungsbeziehungen“, die er 1934 so definierte:

Es handelt sich dabei offenbar nicht um eine bloße consociation […], also darum, daß einem bei dem einen wort das andere leicht einfiele, sondern um eine beziehung, die im wesen der gemeinten bedeutungen selbst gründet. Ich nenne sie deshalb wesenhafte bedeutungsbeziehungen.

Wenn man, um ein einfaches Beispiel anzuführen, jemanden fragt, welches Substantiv er mit dem Verb „stapfen“ verbindet, wird jeder sagen: „Schnee“. Man stapft nicht durch Pfützen oder auf Asphalt, man stapft nur durch den Schnee. Stapfen und Schnee bilden also eine wesenhafte Bedeutungsbeziehung.

Und was hat das jetzt mit den „Polizeipraxen“ zu tun? Zunächst einmal: ich habe selten ein so dummes und überflüssiges Wort erlebt. Da wird zu dem (korrekten) Singular „Polizeipraxis“ einfach der künstliche Plural „Polizeipraxen“ gebildet. „Praxen“ als Plural ist aber nur erlaubt, wenn es um die Räumlichkeiten geht, in denen ein Arzt praktiziert. Die Praxis als „bestimmte Art und Weise, etwas zu tun, zu handhaben“ (Duden), wie sie etwa in dem Ausdruck „gängige Praxis“ vorkommt, kann nicht in den Plural gesetzt werden. Dafür ist das (Un-) Wort „Polizeipraxen“ (anstelle des passenden Worts „Polizeipraktiken“) inzwischen ein gutes Beispiel für die von Porz postulierten „wesenhaften Bedeutungsbeziehungen“ – es kommt nämlich, jedenfalls in einem bestimmten linken Milieu, fast nur zusammen mit dem Attribut „rassistisch“ vor. Deshalb müßte man hier, in Erweiterung der Porzschen Begrifflichkeit, eher von milieubedingten Bedeutungsbeziehungen sprechen.

Wenn Sie also, liebe Leser, irgendwann einmal dem Ausdruck „rassistische Polizeipraxen“ begegnen, dann wissen Sie jetzt, daß Sie sich im seltsamen Reich der Aktivist*innen befinden – am Ende womöglich im Land der aktivistischen Forscher*innen oder der forschenden Aktivist*innen des Instituts für Humangeographie in Frankfurt am Main.

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Waldeinsamkeit 2021

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Als das Wünschen noch geholfen hat

Märchen gibt’s nicht nur im Kinderbuch, sondern auch in Zeitungsredaktionen. Ein schönes Beispiel dafür kommt aus der Wirtschaftsredaktion der Welt, in der man kürzlich folgende Überschrift lesen konnte:

E-Mobilität
Nie mehr laden – Der Traum vom Sonnen-Auto wird immer realer

So eine Überschrift kann es doch locker mit Tischlein, deck dich oder dem Froschkönig aufnehmen!

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Die Grüne Jugend und die Neger von Bötel

Es war einmal ein kleines Örtchen im Norden unseres Landes, das hieß Negernbötel. Keine tausend Seelen wohnten daselbst, und das Leben war beschaulich und ging seinen ruhigen Gang.

Ach, schön wär’s ja, aber so beginnen nur Märchen. Nein, eine Autobahn, die BAB 21, verläuft mitten durch das Gemeindegebiet, dazu ein Stück der Bundesstraße 205, und an der Gemeindegrenze gibt es noch einen Flugplatz. Es gibt einen Lärmaktionsplan. Das alles macht den Bewohnern zu schaffen.

Aber für all das interessiert sich die Grüne Jugend im Kreis Segeberg überhaupt nicht. Für Lärm und Zersiedlung ist sie nicht zuständig. Ihr Interesse beschränkt sich auf den garstigen Namen des Ortes: NEGERNBÖTEL. Ihre Forderung nach sofortiger Umbenennung veröffentlicht die Parteijugend auf Instagram:

Der Ortsname N***rnbötel enthält das sehr verletzende und rassistische N-Wort. Natürlich bedeutet das nicht, dass die Einwohner*innen des Dorfes rassistisch sind, aber es bedeutet, dass wir ein Wort, welches für Rassismus, Unterdrückung und Mord an Black, Indigenous, People of Color steht, ehren und uns keine Gedanken darüber machen.

Ich verzichte diesmal auf die Frage, an welcher Schule und bei welchem Deutschlehrer der grüne Autor dieser Zeilen sein Abitur gemacht hat; er würde es mir ohnehin nicht verraten. Der Schock aber, den der Ortsname bei ihm ausgelöst hat, ist so tief, daß er es nicht übers Herz bringt, das Wort niederzuschreiben. Um die zarten Seelen der „Black, Indigenous, People of Color“ (was für eine kreative Mischung aus Adjektiven und Substantiven!) zu schützen, schreibt er das „N-Wort“ mit Sternchen. Durch diesen genialen Trick wird das Wort unsichtbar und kann keinen Schaden mehr anrichten.

Nun gibt es freilich ein kleines Problem. Das Wort Negernbötel, das bis auf das Jahr 1306 zurückgeht, hat mit schwarzen Menschen gar nichts zu tun. „Bötel“ bedeutet Siedlung, „negern“ näher. Es ist also eine Siedlung, die damals näher am Kloster Segeberg lag als das entferntere Fehrenbötel. Das hat auch die Grüne Jugend gegoogelt, aber von so gelehrtem Zeugs läßt sie sich nicht beeindrucken. Das Plattdeutsche sei ja keine verbreitete Sprache, und bei den allermeisten Menschen löse das Wort „N***r“ eine andere Assoziation aus. Die Umbenennung sei nötig.

Da sind die Einwohner freilich anderer Meinung, und Marco Timme, der Bürgermeister, auch. Wen das Wort störe, sagt er, „der kann ja woanders wohnen“. Man sieht sofort, daß Timme zur „eklig-weißen Mehrheitsgesellschaft“ gehört – eine Bezeichnung übrigens, die der heutigen Bundessprecherin der Grünen Jugend nicht fremd ist.

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Der Skandal am Imperial College in London

Die 1907 gegründete Technische Hochschule „Imperial College London“ will ihre Vergangenheit aufarbeiten. Wie das funktioniert, verläuft im Vereinigten Königreich nun schon seit vielen Jahren auf immer die gleiche Weise. Es wird eine Kommission eingesetzt, die den Auftrag hat, unter allen Persönlichkeiten, nach denen Gebäude, Hörsäle, Stipendien usw. benannt sind, nach „Rassisten“ zu suchen. Den Vorsitz hat diesmal ein gewisser Nilay Shah inne, ein Professor für Chemietechnik („Chemical Engineering“), der für die Aufgabe offenbar als genügend qualifiziert gilt – allein schon deshalb, weil er kein alter weißer Mann ist. Historiker gehören der Kommission nicht an, sie werden allenfalls zu einzelnen Sitzungen hinzugezogen. Das Ergebnis steht in solchen Fällen von vornherein fest.

Was

nicht mehr vereinbar mit den Werten und der Kultur einer Institution des 21. Jahrhunderts

sei, soll im Namen der neuen damnatio memoriae für alle Zeit aus dem Gedächtnis der Geschichte getilgt werden. Unter das Verdikt fallen nicht nur die Stifter des Imperial College, die ihr Vermögen

aus südafrikanischen Gold- und Diamantengruben dem Einsatz schwarzer Minenarbeiter verdankten,

sondern auch der berühmte Biologe Thomas Henry Huxley, ein Verteidiger Darwins, der des „wissenschaftlichen Rassismus“ beschuldigt wird. Da sei es, bemerkt die F.A.Z. zurecht, nur noch eine Frage der Zeit, „bis auch Darwin drankäme“.

Was sieht man daraus? Kleinen radikalen Gruppen, die sich erdreisten, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen, obwohl sie über nichts anderes als eine moralinsaure Unbedarftheit und/oder die politisch korrekte Hautfarbe (non-white!) verfügen, kann es durchaus gelingen, eine Unkultur aus Geschichtsvergessenheit und moralischer Arroganz zu etablieren – wenn man sie läßt. Der Wahlspruch dieses Tagebuchs – Gegen die Barbarei! – bedeutet aber auch, daß es höchste Zeit ist, vor allem gegen die Helfershelfer dieser autoritären Grüppchen in den Universitätsleitungen energisch vorzugehen. Ohne sie würden diese „Aktivisten“ ganz schnell in der Bedeutungsloigkeit versinken.

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Nachkommende

Gestern abend haben wir uns einen Film über eine der schillerndsten und interessantesten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts angesehen: Hermann Fürst von Pückler-Muskau.

Viele schöne Bilder des Parks, viele kluge Sätze über den Hausherrn, und man wollte sich schon zurücklehnen, um danach noch ein wenig über diesen Mann zu sprechen – da fällt noch fast im letzten Satz das Wort von den „Nachkommenden“ des Fürsten.

Die Nachkommenden, nicht etwa die guten, alten Nachkommen. Es ist unfaßbar.

Wer hätte gedacht, daß man auf seine alten Tage noch erleben muß, wie die schöne deutsche Sprache zu Schanden wird – und das in öffentlich-rechtlichen Sendern, die gesetzlich zur Erfüllung ihres kulturellen Auftrags verpflichtet sind!

Was die Nachkommende des Fürsten, die in der Sendung auch zu Wort kam, dazu wohl gesagt hätte? Aber vielleicht war sie ja froh, daß man sie wenigstens nicht zu seiner Nachfahrenden gemacht hat.

Nur zur Information: die Sendung von Grit Lederer hieß „Ein Sommer in Branitz“ und wurde am 2. November 2021 im rbb-Fernsehen ausgestrahlt.

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Schenk ein den Wein, den holden!

Wir haben zwar schon November, aber das im Jahr 1848 entstandene Oktoberlied von Theodor Storm (1817-88) kann man auch jetzt noch mit Vergnügen lesen:

Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz –
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!

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