#WirwollenKarl

Eine seltsame Schlagzeile auf Google News:

Twitter fordert Karl Lauterbach als Gesundheitsminister: „Wir wollen Karl!“

Aber wer ist Twitter? Ist das ein politisch einheitlicher Verein? Oder hat man auf Twitter abgestimmt, und eine Mehrheit hat sich für Lauterbach entschieden? Und wählt Twitter jetzt die Minister aus? So eine Schlagzeile ist falsch und irreführend, kein seriöser Journalist würde so etwas schreiben. Und man weiß nicht einmal: ist das jetzt die Überschrift von t-online, auf die verlinkt wird, oder hat Google den Artikel von t-online reißerisch verändert?

Der Artikel selbst hat die Überschrift:

#WirwollenKarl
Unterstützer fordern Karl Lauterbach als Gesundheitsminister.

Daß seine „Unterstützer“ ihn haben wollen, ist verständlich. Aber daß „Twitter“ das „fordert“, ist natürlich Unfug.

Der Artikel von t-online besteht im übrigen aus dem heutigen Online-Billigjournalismus. Es genügt, einfach ein paar Zitate von Usern aneinanderzureihen – etwa so: einige „Twitter-User“ hätten schon befürchtet, daß die FDP das Ministerium übernimmt, jetzt atmeten „viele Twitter-User“ auf. Der „User tomtxcx“ habe gar Markus Lanz „um die Freigabe Lauterbachs für höhere Weihen“ gebeten, und die „Userin Barbara“ meint, mit einem Gesundheitsminister Lauterbach stünde Deutschland aktuell besser da. Auch der User „Dragan Radic“ ist für diesen „Gesundheitsminister mit Expertise“. Obwohl er ein FDP-Anhänger sei!

Wenn man dann auf Twitter den Hashtag #WirwollenKarl eingibt, leuchtet einem auf jedem zweiten Beitrag das Foto des säuerlich dreinschauenden Superstars entgegen. Dann gibt es nur eins: das Internet verlassen und zu einer gedruckten Zeitung greifen, denn dort gibt es noch (wenn auch nicht immer) guten Journalismus. Oder, noch besser: man greift zu einem guten Buch.

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