Alte weise Männer

Das muß einmal gesagt werden: auch alte weiße Männer können alte weise Männer sein. Und junge farbige Aktivistinnen können durchaus dumm wie Bohnenstroh sein. Was, um Himmels willen, haben Hautfarbe und Geschlecht mit menschlichen Eigenschaften wie Güte, Klugheit oder Barmherzigkeit zu tun? Nichts.

Wer hier in Deutschland an jeder Ecke „systemischen Rassismus“ wittert, sollte möglichst bald einen Arzt seines Vertrauens aufsuchen. Wer zwischen Diskriminierungen, wie es sie auch in Deutschland gibt, und einem tiefen Rassenhaß, wie er vielerorts in den USA noch vorhanden ist, nicht mehr unterscheidet, kämpft gegen einen Popanz. Und er geht hinter die Ziele der europäischen Aufklärung zurück. Die Parole darf deshalb nicht heißen „Mehr Gerechtigkeit für Schwarze“ (oder Frauen usw.), sondern: Weiße sind nicht besser als Schwarze, aber Schwarze sind auch nicht besser als Weiße. Männer sind nicht besser als Frauen, aber Frauen sind auch nicht besser als Männer. „All men are created equal“ – das war das große Ziel der europäischen Aufklärung, und in unserem Grundgesetz ist es mustergültig formuliert:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

Daß auf einmal ausgerechnet die Hautfarbe in der politischen Diskussion wieder in aller Munde ist, kann angesichts des deutschen Zustände, die nun wirklich nicht mit denen in Georgia oder Alabama zu vergleichen sind, nur verwundern. So ein unbedarftes Schwarz-Weiß-Denken brauchen wir nicht.

Veröffentlicht unter Philosophie, Politik, Sonstiges | Schreib einen Kommentar

Bilderstürmer, Umbenenner und Moralapostel: sie sind die Maoisten des 21. Jahrhunderts

Es ist wie einst in den 60er Jahren: kleine, sendungsbewußte Grüppchen versuchen, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. Damals waren es sozialistische Studenten, die mit Sit-ins und Blockaden Andersdenkende am Reden hinderten und mißliebigen Professoren den Zugang zum Hörsaal verweigerten. Heute kommen die selbsternannten Moralisten und Aktivisten aus einem politischen Milieu, das man als „Berliner Melange“ bezeichnen könnte: Linke, Grüne, Sozialdemokraten, Feministen, Schwulen- und Lesbenverbände, People of Colour, die MeToo-Bewegung usw. Und was eint diese Gruppen, und was verbindet sie mit den 68ern? Daß sie nicht die geringste demokratische Legitimation haben. Sie bleiben – wie einst – ganz absichtlich „außerparlamentarische Opposition“ (APO) und stellen sich keinen Wahlen. 1972 hat die DKP, der man eine gewisse Bürgerlichkeit (manche sagen auch: Spießbürgerlichkeit) nicht absprechen kann, zum ersten Mal an einer Bundestagswahl teilgenommen. Das Ergebnis: 0,3 %. Über dieses Ergebnis ist sie nie hinausgekommen.

Die „Aktivisten“, die heute Denkmäler von Kolumbus, Bismarck und (demnächst) Kant beschmieren oder stürzen, sind durchweg eher schlichte Gemüter. Nichts liegt ihnen ferner, als einen Staatsmann oder Philosophen aus den Bedingungen seiner Zeit zu erklären. Das wäre ja Geschichte, das wäre Wissenschaft! Die Denkmalstürmer wollen nichts erklären und nichts verstehen, für sie zählt nur die Moral, und im Grunde nicht einmal das: es ist eine auf die Hautfarbe („People of Colour“) reduzierte Moral, ein bloß umgekehrter Rassismus: „Black is beautiful“ und weiß ist häßlich. Ein so schlichtes Welt- und Menschenbild befriedigt allerdings nur jene, die genauso schlicht im Geiste sind. Wie aber kommt es, daß unsere Journalisten, unsere Schriftsteller, unsere Historiker, daß überhaupt unsere ganze öffentliche Meinung diese unbedarften, geschichtsvergessenen Moralisten nicht in die Schranken weist?

Es ist das gute Recht der „Aktivisten“, ihre Meinung öffentlich auszusprechen. Auch verwirrte Verschwörungstheoretiker dürfen das, sogar der Vegankoch Attila Hildmann. Aber das war es dann auch. Das Recht, anderen ihre Meinung aufzuzwingen und Bilder oder Denkmäler zu zerstören haben sie nicht. Mit der „Gewalt gegen Sachen“ hat schon einmal eine politische Bewegung begonnen, die in den 70er Jahren in den Abgrund des Terrorismus führte.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Fernsehen und Presse, Politik | Schreib einen Kommentar

Nicht Frauenbeauftragte, nein: Sprachbeauftragte brauchen wir!

Aus einem Kommentar in der heutigen F.A.Z. (hier nachzulesen):

Es ist kein Einzelfall, wenn sich in einem Bewerbungsvortrag für eine W3-Professur in Berlin die Frauenbeauftragte in der Besetzungskommission beim Kandidaten danach erkundigt, warum er das generische Geschlecht nutzt und nicht – mit Kürzestpause für das Gendersternchen – den Begriff mit angehängtem „*Innen“. Ob ihm die Unterscheidung vielleicht nicht wichtig sei?

So weit ist es also schon, daß selbsternannte Sprachpolizistinnen über eine Professur mitentscheiden dürfen! Weil sich in der Bevölkerungsmehrheit dieser Unfug nicht durchsetzen läßt, erzwingt man den Gehorsam gegenüber der sprachfeministischen Verelendung unserer Sprache eben auf administrativem Wege. Immer mehr Universitäten, Stadtverwaltungen und Firmen gehen deshalb den Weg des Zwangs: sie sanktionieren und bestrafen jeden, der sich dem lächerlichen gender speak widersetzt. Da sprachliche Eleganz ohnehin kaum mehr gepflegt wird, kommt es zu einer gefährlichen Gewöhnung, und am Ende wird auch die (jetzt noch zögernde) Duden-Redaktion alles absegnen. Eine kleine Minderheit aus dem linken und feministischen Milieu, das keinen Begriff davon hat, was Sprache überhaupt ist, hätte es dann geschafft, aus einer in Jahrtausenden gewachsenen Sprache ein häßliches Gestrüpp aus dummen ideologischen Formeln und lauter „gerechtem“ Unsinn zu machen.

Warum unsere Schriftsteller dazu schweigen und den Kampf gegen die (Sprach-) Dummheit nicht anführen (was ihre verdammte Pflicht wäre!), verstehe, wer will. Sie bleiben wohl lieber in ihrem Elfenbeinturm. Oder haben sie Angst vor der Reaktion des Milieus?

Dabei steht viel auf dem Spiel, viel Größeres und Wichtigeres, als es die paar Sprachdummheiten sind, die man zurecht immer wieder beklagt. Hier wird die Sprache als Ganzes, bis in die Syntax hinein, bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Das funktioniert nur, weil ein bestimmtes Milieu die absurde Idee von einer „gerechten Sprache“ teilt und politisch durchsetzt. Und es funktioniert, weil immer mehr Redaktionen in Presse, Funk und Fernsehen diesen Humbug mitmachen.

Deshalb fordere ich, alle Stellen für Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte zu streichen und durch Sprachbeauftragte zu ersetzen! Die hätten dann nur eine einzige Aufgabe: alle Entstellungen zu entfernen und der deutschen Sprache wieder zur alten Schönheit zu verhelfen.

Man wird ja noch träumen dürfen.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Fernsehen und Presse, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

FDP packt die wichtigste Zukunftsaufgabe an

Die FDP in Frankfurt-Bockenheim verlangt die Einrichtung eines Flugtaxi-Landeplatzes in der Nähe der Bockenheimer Warte. Flugtaxis gibt es zwar noch nicht, aber sie könnten ja einmal kommen! Und dann hätte man schon mal eine Wiese als Landeplatz. Außerdem:

Es gibt viele Einpendler nach Bockenheim hinein.

Klar, daß die sich dann lieber einfliegen lassen, als in überfüllten S-Bahnen zu sitzen. Und, so die Vizevorsitzende der FDP Frankfurt: die Partei sei eben

eine Partei für Zukunftsthemen.

Veröffentlicht unter Politik | Schreib einen Kommentar

Windwirbel und Windsbräute

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm kann man stundenlang schmökern. Das geht ganz gut auf der Seite von woerterbuchnetz.de, aber noch schöner ist es natürlich, wenn man das vielbändige Werk auf der Festplatte hat. Ich habe mir die CD-ROM „Der digitale Grimm“ vor ungefähr 15 Jahren bei Zweitausendeins gekauft, und immer wenn ich die bunte, flirrende (und oft unerträglich dumme) Welt des Internets leid bin, verbringe ich zur Erholung einige Zeit bei den Brüdern Grimm.

Vor ein paar Tagen ist mir in einem alten lateinischen Wörterbuch (Adam Friedrich Kirsch, Cornucopiae linguae Latinae, Nürnberg 1731) das schöne Wort „windwirblicht“ (als Übersetzung für das lateinische typhonicus) aufgefallen. So ungefähr läßt sich denken, was damit gemeint ist, wenn wir heute auch nicht mehr von „Windwirbel“, sondern von „Wirbelwind“ sprechen. Kirsch definiert übrigens das lateinische typho, von dem das Adjektiv typhonicus abgeleitet ist, als „eine Windsbraut, ein Windwirbel“. Was für schöne alte Wörter!

Kleiner Exkurs. Man lege einmal einem heutigen Abiturienten oder einem Germanistikstudenten das Wort „Windsbraut“ vor und frage nach dessen Bedeutung. Dabei ist dieses Wort zwar im 18. Jahrhundert etwas aus der Mode gekommen, kommt aber seit der Goethezeit zunehmend wieder in Gebrauch. Man findet es z.B. in Hebels Schatzkästlein:

Zu gleicher Zeit kam ein heftiger Wirbelwind oder eine sogenannte Windsbraut, riß den meisten die Hüte von den Köpfen, wirbelte sie in die Höhe über den Berg hinüber, und ließ sie auf der andern Seite wieder fallen.

Auch bei Goethe und den großen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts wie der Droste, Eichendorff, Heine, E.T.A. Hoffmann, Jean Paul, Gottfried Keller und Raabe kommt das Wort vor – und sogar noch in einem Gedicht von Trakl im Jahr 1914.

Aber eine solche Sprache – so lange Sätze! so komische Wörter! – zieht sich heute kein Schüler mehr rein. Für sie sind (Achtung, eine leichte Übertreibung!) sogar noch die Werke von Borchert bis Böll und Grass so fremd und unverständlich wie es in meiner Zeit das Hildebrandslied war. Aber ich will auch nicht rechten. Ich hatte wie meine Mitschüler das Glück, in einer Zeit zur Schule zu gehen, als es noch selbstverständlich war, daß man am Ende der Gymnasialzeit nicht nur die Grundzüge der Geschichte kannte, sondern auch die deutsche Literatur von der althochdeutschen Zeit bis in die Gegenwart hinein. Jeder hat selbst lesen müssen, niemand konnte sich im Internet fremdes (und oft haarsträubend dummes und immer wieder von anderen abgeschriebenes) Wissen erschwindeln. Man mußte in die Stadtbücherei gehen, in Bibliotheken suchen, und sich – hört, Kinder! – selbständig Gedanken machen. Für mich war das immer ein beglückendes Erlebnis, man nennt es den „hermeneutischen Zirkel“: erst einmal den literarischen Text völlig vorurteilsfrei lesen, dann die Fachliteratur heranziehen, dann den Text, nun wissender, erneut lesen – und am Ende des Zirkels (man könnte auch von einer Spirale sprechen) zu einem eigenen Urteil kommen.

Das Vegnügen an der Kultur muß in den Menschen freilich erst eingepflanzt werden. Dazu braucht es Geduld – und einen Deutschlehrer, der mit seiner eigenen Begeisterung die Schüler anstecken kann. Diese Gabe hat nicht jeder. Mein Deutschlehrer freilich, Edgar Hobinka, war so ein Glücksfall: er hat nicht nur die Musikschule unseres Städtchens gegründet und ein Vierteljahrhundert geleitet, er war auch ein wunderbarer Lehrer – einer von denen, die man nicht vergißt. Zurecht ist heute eine Straße nach ihm benannt.

Veröffentlicht unter Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Zeitgeist

Was sind das für merkwürdige Zeiten, in denen sich obskure Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und Wissenschaftsfeinde mit dem schönen Namen „Querdenker“ brüsten dürfen!

Veröffentlicht unter Politik, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Die Türkei und ihr blaues Vaterland

Während Erdogan dabei war, mit türkischen Kriegsschiffen Erdgasbohrungen im Mittelmeer abzusichern, griff sein Verteidigungsminister Hulusi Akar zu einer Art lyrischer Flankierung der Expedition:

Das Mittelmeer ist das blaue Vaterland der Türkei. Jeder Tropfen ist wertvoll.

Das Mittelmeer ist das Vaterland der Türkei? Da hat aber einer in der Schule nicht aufgepaßt. Während vor mehr als 2000 Jahren die Turkvölker noch als Nomaden über die zentralasiatischen Steppen zogen, war das Mittelmeer schon jahrhundertelang das Zentrum der griechischen Hochkultur.

Jede einzelne der griechischen Städte und Inseln an der kleinasiatischen Westküste – von Lesbos über Milet bis hinunter zum Dodekanes – hat mehr Dichter und Philosophen hervorgebracht als andere Völker in ihrer ganzen Geschichte.

Und vor allem: hier ist das freie Denken und Philosophieren entstanden! Damit kann ein Erdogan natürlich wenig anfangen.

Veröffentlicht unter Islam, Politik | Schreib einen Kommentar

Umfassend aufgestellt

Die SPD hat also einen Kanzlerkandidaten. Olaf Scholz heißt er. Und die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, lobt ihn in der ihr eigenen Sprache. Er sei

umfassend aufgestellt.

Da hat man sich sein ganzes Leben lang mit der deutschen Sprache beschäftigt, aber was es bedeuten könnte, daß ein Kanzlerkandidat „umfassend aufgestellt“ ist, bleibt einem dennoch verborgen.

Und dann fügt sie noch hinzu:

Er hat mehrfach bewiesen, dass er Krise kann.

Also, wenn ich so etwas lese, wird mir ganz schwesig.

Veröffentlicht unter Politik, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Zitat des Tages

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, nachdem mehrere hundert Polizisten in Hongkong das Verlagshaus des Medienunternehmers Jimmy Lai gestürmt und den Chef wegen „geheimer Absprachen und Verschwörung mit ausländischen Mächten“ abgeführt haben:

China ist ein Rechtsstaat.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar

Fragen hilft immer – auch wenn der fromme Türke seine Frau verprügelt

Die unter Erdogan (fast) allmächtige türkische Religionsbehörde Diyanet gibt Frauen, die von ihren Männern mißhandelt werden, einen klugen Rat:

Wenn euer Mann euch prügelt, fragt ihn nach dem Essen beim Tee in geeigneter Sprache nach dem Grund dafür.

„In geeigneter Sprache“! Ist das nicht allerliebst?

Veröffentlicht unter Islam | Schreib einen Kommentar