Bilderstürmer, Umbenenner und Moralapostel: sie sind die Maoisten des 21. Jahrhunderts

Es ist wie einst in den 60er Jahren: kleine, sendungsbewußte Grüppchen versuchen, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. Damals waren es sozialistische Studenten, die mit Sit-ins und Blockaden Andersdenkende am Reden hinderten und mißliebigen Professoren den Zugang zum Hörsaal verweigerten. Heute kommen die selbsternannten Moralisten und Aktivisten aus einem politischen Milieu, das man als „Berliner Melange“ bezeichnen könnte: Linke, Grüne, Sozialdemokraten, Feministen, Schwulen- und Lesbenverbände, People of Colour, die MeToo-Bewegung usw. Und was eint diese Gruppen, und was verbindet sie mit den 68ern? Daß sie nicht die geringste demokratische Legitimation haben. Sie bleiben – wie einst – ganz absichtlich „außerparlamentarische Opposition“ (APO) und stellen sich keinen Wahlen. 1972 hat die DKP, der man eine gewisse Bürgerlichkeit (manche sagen auch: Spießbürgerlichkeit) nicht absprechen kann, zum ersten Mal an einer Bundestagswahl teilgenommen. Das Ergebnis: 0,3 %. Über dieses Ergebnis ist sie nie hinausgekommen.

Die „Aktivisten“, die heute Denkmäler von Kolumbus, Bismarck und (demnächst) Kant beschmieren oder stürzen, sind durchweg eher schlichte Gemüter. Nichts liegt ihnen ferner, als einen Staatsmann oder Philosophen aus den Bedingungen seiner Zeit zu erklären. Das wäre ja Geschichte, das wäre Wissenschaft! Die Denkmalstürmer wollen nichts erklären und nichts verstehen, für sie zählt nur die Moral, und im Grunde nicht einmal das: es ist eine auf die Hautfarbe („People of Colour“) reduzierte Moral, ein bloß umgekehrter Rassismus: „Black is beautiful“ und weiß ist häßlich. Ein so schlichtes Welt- und Menschenbild befriedigt allerdings nur jene, die genauso schlicht im Geiste sind. Wie aber kommt es, daß unsere Journalisten, unsere Schriftsteller, unsere Historiker, daß überhaupt unsere ganze öffentliche Meinung diese unbedarften, geschichtsvergessenen Moralisten nicht in die Schranken weist?

Es ist das gute Recht der „Aktivisten“, ihre Meinung öffentlich auszusprechen. Auch verwirrte Verschwörungstheoretiker dürfen das, sogar der Vegankoch Attila Hildmann. Aber das war es dann auch. Das Recht, anderen ihre Meinung aufzuzwingen und Bilder oder Denkmäler zu zerstören haben sie nicht. Mit der „Gewalt gegen Sachen“ hat schon einmal eine politische Bewegung begonnen, die in den 70er Jahren in den Abgrund des Terrorismus führte.

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