Nein, lieber Nabu – ich werde kein(e) Wald-Pat*in!

Und selbst wenn du dich auf den Kopf stellst und mich in Deiner Herbstausgabe mit diesem Satz bedrängst:

Werde Wald-Pat*in!

Ich könnte nämlich höchstens Wald-Pate werden. Wald-Pat*in kann nur werden, wer sich im feministisch verhunzten Dummdeutsch wohlfühlt und allen Ernstes glaubt, daß er so an der Spitze des Fortschritts daherläuft.

Ein Nabu-Mitglied, das sicher für die Mehrheit der Mitglieder spricht, schreibt in einem Leserbrief:

Muß man einen Naturschutzverband daran erinnern, daß auch Kulturgüter wie unsere Sprache schutzwürdig sind?

Er wird von seinem Verband sogleich zurechtgewiesen:

Wie die Natur ist Sprache lebendig und ständig im Wandel. Sonst redeten wir heute noch wie die alten Germanen. Das Sternchen steht natürlich nicht einfach für die Mehrzahl, es signalisiert: Achtung, hier ist Männlein wie Weiblein drin. Freund + Freundin = Freund*innen.

Ach, lieber Nabu! Wie die alten Germanen gesprochen haben, weiß niemand, denn die ältesten schriftlichen Zeugnisse stammen aus der Zeit des Althochdeutschen, also aus dem 8. Jahrhundert. Daß sich auch das Deutsche, wie alle Sprachen, im Lauf seiner Geschichte verändert hat, ist eine Binsenweisheit. Aber solche Veränderungen, etwa bei Vokalverschiebungen, brauchen Jahrzehnte oder Jahrhunderte, bis sie sich durchsetzen. Bei der Verhunzung der deutschen Sprache durch das politisch-feministische Milieu – mit ihren Doppelformen, Unterstrichen und Sternchen – handelt es sich eben nicht um einen Sprachwandel, sondern um den (leider nicht ganz erfolglosen) Versuch einer Minderheit, ihre Vorstellungen von „Geschlechtergerechtigkeit“ der Sprache – und damit der Mehrheit ihrer Sprecher – aufzuzwingen. Solche Versuche kannte man bisher nur von totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts.

Sie sind übrigens allesamt gescheitert.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Politik, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Ganz schön dispensionalistisch, diese Evangelikalen

Ja, so liest man es heute in einem Artikel der F.A.Z.:

Gerade unter den Evangelikalen ist inzwischen der „dispensionalistische, prätribulationistische Prämillenarismus“ vorherrschend.

Da weiß man doch gleich, worum es geht.

Veröffentlicht unter Fernsehen und Presse, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Was Krasses

Sätze wie diesen hätte man vor zehn oder zwanzig Jahren noch nirgends schwarz auf weiß gelesen:

Ab Montag startet was Krasses bei Aldi.

Das schreibt – im Stil eines 14jährigen Hauptschülers – die „Redaktion“ von TAG24, so wie Google News sie zitiert. TAG24 ist laut Wikipedia ein „regionales deutsches Newsportal“, an dem Gruner+Jahr mit 60% beteiligt ist. Die restlichen 40% gehören der SPD.

Lesen diese Anteilseigner eigentlich hin und wieder, welcher Sprache sich ihr wunderbares „Newsportal“ bedient? Mir ist es dabei ziemlich gleichgültig, ob diese peinliche Jugendsprache (peinlich nur, wenn sie von Erwachsenen gebraucht wird!) eine gewollte Anbiederung an das Zielpublikum ist – oder ob man dem „Redakteur“, was ich eher vermute, den Unterschied zwischen Umgangs- und Schriftsprache nie beigebracht hat.

Wenn man sich aber „Redaktion“ nennt, hat man gefälligst auch seiner Verantwortung für die deutsche Sprache gerecht zu werden.

Veröffentlicht unter Internet, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Apothekerweisheit

Auf unserem Apothekenkalender steht im September folgender Spruch:

Jeder Tag ist ein kleines Leben für sich.

Schopenhauer soll das gesagt oder geschrieben haben. Googelt man den Satz, so bekommt man zwar Links auf über tausend Internetseiten, aber nicht einen einzigen Nachweis der Stelle. Auch in digitalen Schopenhauer-Ausgaben habe ich ihn nicht gefunden.

Das Zitat mit seiner Allerweltsweisheit klingt nun wirklich gar nicht nach Schopenhauer – und wenn, dann hat man es völlig aus seinem Zusammenhang gerissen. Bis ich eines anderen belehrt werde, gehe ich deshalb davon aus, daß irgendjemand das Ganze erfunden und dann, wie im Internet üblich, einer vom anderen abgeschrieben hat.

Auch die anonymen Kalendermacher haben sich offenbar nicht die Mühe gemacht, die Herkunft des Satzes zu verifizieren.

Veröffentlicht unter Internet, Philosophie, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Messi verdient doch nur 25.000 Euro

Bei Spitzenfußballern wird immer gleich eine Neiddebatte losgetreten. Bei Lionel Messi zum Beispiel. Dabei verdient er, wie ich vorhin gelesen habe, gerade einmal 25.000 Euro brutto. Also fast genauso viel wie unsere Bundeskanzlerin.

Jetzt kann man natürlich darüber streiten, ob das nicht doch ein bißchen viel Geld für einen Fußballer ist, aber so dramatisch, wie man immer sagt, ist das wirklich nicht.

Ach, ich sehe, ich habe mich geirrt. Die 25.000 € verdient Messi nicht im Monat, sondern pro Minute Spielzeit (hier nachzulesen).

Veröffentlicht unter Sonstiges | Schreib einen Kommentar

Diese Studie zum E-Auto kommt wie bestellt

Seit viele Studien, die den gesamten Produktionsprozeß des E-Autos und seiner Batterie in ihre Rechnungen einbeziehen, zu niederschmetternden Ergebnissen über den ökologischen Wert der „E-Mobilität“ gekommen sind, taucht auf einmal eine niederländische (!) Studie auf, die das E-Auto über den grünen Klee lobt. Ganz beiläufig wird dann in dem Artikel (hier nachzulesen) bemerkt:

Die Studie wurde von der Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben.

Da hat man wohl in Deutschland niemanden gefunden, der das vom Auftraggeber gewünschte Resultat liefern wollte.

Veröffentlicht unter Die grüne Bewegung, Politik | Schreib einen Kommentar

Ein schönes Zitat, angeblich von Aristoteles

Es ist die heutige Tagesbotschaft des Bistums Osnabrück:

Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.

Darunter schreibt das Bistum schlicht und einfach: Aristoteles. Aber den möchte ich sehen, der dieses Zitat bei Aristoteles aufgespürt hat! Ich habe mich an dieser Stelle schon öfter über solche Zitate geärgert, die im Internet herumschwirren und nie auf ihre wirkliche Herkunft überprüft werden. Jeder schreibt von jedem ab, und nach einer Weile glauben alle, daß Aristoteles das irgendwo wirklich so gesagt hat.

Theologen, auch die im Bistum Osnabrück, die doch allesamt über ein Graecum verfügen, hätten da aber etwas gründlicher vorgehen können.

Veröffentlicht unter Christentum, Internet, Philosophie, Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Ach, die „besorgten Bürger“!

Die Polizei, deren Arbeit man nicht genug loben kann, hat in Berlin dennoch einen Schwachpunkt gezeigt: sie hat den Reichstag, den Sitz unseres Parlaments, kaum gesichert. So ist es den „Demonstranten“ (man muß das Wort an dieser Stelle in Anführungszeichen setzen) mit ihren Reichskriegsflaggen gelungen, bis auf die Treppe des Reichstags vorzudringen. Das Argument, daß man angesichts der Menschenmassen nicht überall sein konnte, lasse ich nicht gelten. Das Parlament ist das Herz unserer Demokratie, es verdient ganz besonderen Schutz. Da müssen doch Prioritäten gesetzt werden!

Im übrigen scheinen sich die „besorgten Bürger“, die in Berlin angeblich die Mehrheit der Demonstranten gestellt haben, in der Gesellschaft von Verschwörungstheoretikern, wirren Impfgegnern und Rechtsradikalen nicht unwohl gefühlt zu haben. Von einer Entsolidarisierung zwischen „normalen Bürgern“ und Gegnern unserer Demokratie konnte jedenfalls keine Rede sein. Wer gemeinsam mit den Feinden der Demokratie demonstriert und erst hinterher in dürren Worten behauptet, man habe mit „denen“ nichts zu tun, ist nicht glaubwürdig.

Übrigens haben diese „besorgten Bürger“, die auf unanständige Weise den schönen Begriff des Querdenkers usurpiert haben, die „sofortige Abdankung“ der Regierung gefordert. Man sollte ihnen einmal sagen, daß nur Könige abdanken können. Eine Regierung kann nur abgewählt werden. Es genügt also nicht, mit Fahnen die Treppe des Reichstags zu stürmen. Man braucht dazu eine Mehrheit der Wähler, und die, liebe Querdenker, werdet ihr nie bekommen.

Und ich bin entschlossen, mein Scherflein dazu beizutragen, daß ihr sie nicht bekommt.

Veröffentlicht unter Politik | Schreib einen Kommentar

Die grimme Seuche

Heute, an seinem 271. Geburtstag, zu einer Zeit, da wir schon wieder von einer grimmen Seuche geplagt werden, soll Goethe selbst zu Wort kommen, und zwar mit der ersten Strophe seines Sonetts „Nemesis“:

Wenn durch das Volk die grimme Seuche wütet,
Soll man vorsichtig die Gesellschaft lassen.
Auch hab ich oft mit Zaudern und Verpassen
Vor manchen Influenzen mich gehütet.

Veröffentlicht unter Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar

Firefox: „Früher bekannt als Master-Passwort“

Haben Sie schon einmal nach dem neuesten Firefox-Update in die „Einstellungen“ geschaut? Wo früher vom „Master-Passwort“ die Rede war, heißt es jetzt

Hauptpasswort – Früher bekannt als Master-Passwort.

Der Grund (hier nachzulesen):

Die Verwendung des Begriffs „Master-Passwort“ wird ab Firefox 80 gestrichen. Stattdessen wird nun der Begriff „Hauptpasswort“ in der deutschsprachigen Version verwendet. In der englischsprachigen Fassung ersetzt „Primary Password“ den Begriff „Master Password“. Wie Mozilla mitteilt, soll damit ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden.

Wie bitte? Die Auslöschung des Wortes „Master“ soll ein „Zeichen gegen Rassismus“ sein? Ja, weil „Master“ als „diskriminierend oder abwertend“ empfunden werden könnte, schreibt Mozilla. Die Verwendung von Begriffen wie „Master“ und „Slave“ stammten aus einer Zeit des Rassismus, und man lehne Begriffe ab, die von „schädlichen Metaphern“ abgeleitet wurden.

Schädliche Metaphern! Hat man schon einmal eine größere Dummheit gehört?

Die „Verletzlichkeit“ (vulnerability) amerikanischer Studenten wird inzwischen so ins Absurde übertrieben, daß man auf viele große Werke der Weltliteratur, ähnlich wie auf Zigarettenschachteln, Warnhinweise klebt: Achtung! Dieses Buch könnte Sie traumatisieren!

Man mag sich gar nicht ausmalen, was für eine Generation da heranwächst, und, noch schlimmer, was für eine Literatur uns dann am Ende bleibt: eine ad usum Delphini gesäuberte, von allen „schädlichen Metaphern“ befreite, auf geistige Kindsköpfe zugeschnittene, monströs zusammengestrichene Literatur, die keinem der ach so „verletzlichen“ und empfindsamen jungen Menschen mehr wehtut.

Gibt es für einen gebildeten Menschen eine grausigere Vorstellung?

PS: Was wird eigentlich aus den „Master-Studiengängen“, wenn Master demächst auch bei uns zu den „schädlichen“, traumatisierenden Wörtern gezählt wird?

Veröffentlicht unter Sprache und Literatur | Schreib einen Kommentar