Die Polizei, deren Arbeit man nicht genug loben kann, hat in Berlin dennoch einen Schwachpunkt gezeigt: sie hat den Reichstag, den Sitz unseres Parlaments, kaum gesichert. So ist es den „Demonstranten“ (man muß das Wort an dieser Stelle in Anführungszeichen setzen) mit ihren Reichskriegsflaggen gelungen, bis auf die Treppe des Reichstags vorzudringen. Das Argument, daß man angesichts der Menschenmassen nicht überall sein konnte, lasse ich nicht gelten. Das Parlament ist das Herz unserer Demokratie, es verdient ganz besonderen Schutz. Da müssen doch Prioritäten gesetzt werden!
Im übrigen scheinen sich die „besorgten Bürger“, die in Berlin angeblich die Mehrheit der Demonstranten gestellt haben, in der Gesellschaft von Verschwörungstheoretikern, wirren Impfgegnern und Rechtsradikalen nicht unwohl gefühlt zu haben. Von einer Entsolidarisierung zwischen „normalen Bürgern“ und Gegnern unserer Demokratie konnte jedenfalls keine Rede sein. Wer gemeinsam mit den Feinden der Demokratie demonstriert und erst hinterher in dürren Worten behauptet, man habe mit „denen“ nichts zu tun, ist nicht glaubwürdig.
Übrigens haben diese „besorgten Bürger“, die auf unanständige Weise den schönen Begriff des Querdenkers usurpiert haben, die „sofortige Abdankung“ der Regierung gefordert. Man sollte ihnen einmal sagen, daß nur Könige abdanken können. Eine Regierung kann nur abgewählt werden. Es genügt also nicht, mit Fahnen die Treppe des Reichstags zu stürmen. Man braucht dazu eine Mehrheit der Wähler, und die, liebe Querdenker, werdet ihr nie bekommen.
Und ich bin entschlossen, mein Scherflein dazu beizutragen, daß ihr sie nicht bekommt.