Ist dem Genitiv sein Tod schon angebrochen?

Mark Weidenfeller ist Redakteur beim Hessischen Rundfunk. Auf der HR-Seite heißt es über ihn:

Redakteur bei hessenschau.de. Seit 2014 beim Hessischen Rundfunk in der trimedialen Sportredaktion. Zudem bei T-Online.de für den FC Bayern, die DFB-Elf und den Blog von Lewis Holtby im Einsatz. Publizistik-, Politik- und Germanistik-Studium in Mainz und Memphis.

Heute war er für die Zusammenfassung der Morgenmeldungen zuständig. Eine seiner Meldungen leitete er so ein:

Zum Abschluss des Vormittags gibt es noch eine Geschichte fürs Herz. Unser fleißiger Hospitant Marius hat sich einem kleinen Rehkitz angenommen und daraus eine herzerwärmende Kurzgeschichte geschrieben.

Ich weiß ja nicht, was man während eines „Publizistik-, Politik- und Germanistik-Studiums in Mainz und Memphis“ so alles lernt, aber ich weiß eines: als Journalist hat man eine ganz besondere Verantwortung für die Sprache. Im Alltag mag man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist, aber was man jeden Morgen schwarz auf weiß geschrieben sieht, sollte doch wenigstens sprachlich einwandfrei sein.

Daß das Verb „sich einer Sache annehmen“ den Genitiv verlangt, müßte eigentlich jeder schon in der Schule gelernt haben – ein studierter Redakteur erst recht. Ich schlage vor, daß sich die Redaktion von hessenschau.de diesem Redakteur einmal annimmt, damit der sich seinem Fehler nicht auch noch rühmt!

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Juden und Christen in der AfD?

Man kann es nicht oft genug sagen: 55% der AfD-Anhänger haben in einer Umfrage den Satz gutgeheißen, daß die Juden „zuviel Einfluß in der Welt“ hätten. Die Gründung einer offiziellen Vereinigung „Juden in der AfD“, die offenbar bevorsteht, soll also zum einen vom peinlichen Antisemitismus ihrer Anhänger ablenken, zum anderen will die Partei damit ihren Einfluß auf die Rußlanddeutschen, von denen viele AfD wählen, weiter verstärken. Mit jüdischer Kultur und jüdischem Glauben hat dieser primitive Schachzug nun wirklich nichts zu tun, und es ist gut, daß die jüdischen Verbände in Deutschland das deutlich herausgestellt haben.

Leider hat sich noch immer kein deutscher Verlag dazu durchgerungen, einmal Zitate aus den Reden und Artikeln der AfD-Funktionäre umfassend zu sammeln und zu veröffentlichen. Der von der AfD gepflegte Mythos, daß sich in der Partei „besorgte Bürger“ aus „Sorge um ihre Heimat“ zusammengeschlossen hätten, würde sich dann nämlich ganz schnell in Luft auflösen.

Noch viel energischer als gegen den „jüdischen Einfluß in der Welt“ kämpft die AfD gegen die christlichen Kirchen, die sich zurecht den Haßpredigten der AfD entgegenstellen. Sie bekommen etwa von Steffen Reinicke vom Rostocker Kreisvorstand (hier nachzulesen) diese freundliche Mahnung:

Es ist nicht das Blut von Jesus, sondern das Blut der Messeropfer, das ihr täglich sauft.

Höcke spricht von „verlotterten Amtskirchen“ (ausgerechnet Höcke!), und die Empfehlung an alle Mitglieder und Anhänger, „aus diesem Verein“ (gemeint sind die katholische und die evangelische Kirche) auszutreten, kann deutlicher nicht sein.

Ein Christenmensch, das sollte eigentlich jedem klargeworden sein, kann diese Partei, die nur Haß und Häme verbreitet, nicht wählen.

PS:  Volker Münz, der sich allen Ernstes „kirchenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion“ nennt, meint (hier nachzulesen),

Jesus Christus habe doch von Nächstenliebe gesprochen, nicht aber von Islam- oder Fremdenliebe.

Dem ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

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Der Sultan braucht Geld

Monatelang hat Erdogan mein Land auf die unflätigste Weise beschimpft („Nazis“) und die türkischstämmigen Deutschen gegen das Land aufgehetzt, in dem sie leben – jetzt spielt er den guten Nachbarn aus Ankara.

Da muß die Geldnot des Sultans wirklich groß sein.

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Ein Antibiotika Resistenter Keim!

Diesen Satz liest man in der Freitag-Ausgabe der Mitteldeutschen Zeitung:

Antibiotika Resistenter Keim ist tödlichste Kramkheit der Welt.

Aber die schlimmste „Kramkheit“ der Welt ist wohl eher, daß sich heute vor allem in den Online-Ausgaben vieler Zeitungen jeder schludrige Schreiber „Journalist“ nennen darf.

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Hochaktuelles zur hessischen Flora

Im „Projekt Flora Hessen“, das der Kartierung der hessischen Pflanzenwelt gewidmet ist, arbeiten renommierte Partnerorganisationen zusammen, darunter das Hessische Umweltministerium, die Senckenberg-Gesellschaft und die Botanische Vereinigung für Naturschutz.

Im Menüpunkt „Aktuelles & Termine“ findet sich heute, am 22. September 2018, nur ein Eintrag:

Der Artenschutzreferent des Landes Hessen, MR Dipl. Biol. Dr. Werner Schütz, tritt mit Ablauf des Monats März 2011 in den Ruhestand.

Mit ihm ist damals wohl auch die ganze Internetseite in den Ruhestand getreten.

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Ernie und Bert – endlich schwul!

Ernie und Bert sind also schwul. Mancher hat es insgeheim geahnt, jetzt ist es offiziell. Einer der Autoren der „Sesamstraße“, Mark Saltzman, hat sich und die beiden jetzt geoutet. Er wisse nicht, sagt er (hier nachzulesen), wie man Ernie und Bert

anders als ein verliebtes Pärchen hätte schreiben sollen.

„Loving couple“, heißt es im Original, und weiter:

I didn’t have any other way to contextualise them.

Weiß der Himmel, wie man auf so eine Idee kommt. Wahrscheinlich einfach nur, weil sich seit Jahren alles nur noch um Abweichungen von der Norm drehen darf – und nicht um das ganz Normale, Alltägliche.

Die Produzenten haben Saltzman inzwischen zurückgepfiffen:

As we have always said, Bert and Ernie are best friends. They were created to teach preschoolers that people can be good friends with those who are very different from themselves. Even though they are identified as male characters and posssess many human traits and characteristics, they remain puppets, and do not have a sexual orientation.

So viel common sense verträgt der User nicht. Man schaue sich (etwa auf Twitter) die empörten Mails an, die (mit kraftvoll geschwungener Homophobie-Keule) auf den vernünftig argumentierenden Produzenten niedergehen. Man könne, das ist der Tenor „im Netz“, gar nicht früh genug mit der Darstellung der „sexuellen Orientierungen“ beginnen. Schon Vorschulkinder sollten im Fernsehen erfahren, wie schön es ist, gay oder queer zu sein.

Auch bei uns geben sich die Schwulenverbände alle Mühe, mit der Sexualisierung möglichst schon im Kindergarten zu beginnen, wenn auch gottlob noch ohne großen Erfolg (ich habe an dieser Stelle darüber berichtet). Übrigens hat es selbst in den 60er und 70er Jahren, als Sexualität – von Beate Uhse bis zum Schulmädchen-Report – geradezu ubiquitär war, in der Bevölkerung und auch unter Wissenschaftlern trotz allem den Konsens gegeben, daß man Kindern erst dann Sexuelles erklären sollte, wenn sie danach fragen.

Das sollte auch heute noch gelten.

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Stell dir vor, es gibt einen Shitstorm – und keinen interessiert’s!

Es ist mehr als ärgerlich, daß selbst seriöse Journalisten in Presse, Funk und Fernsehen immer öfter irgendwelche „User“ im Internet zitieren oder in ihre Artikel einflechten, daß ein Ereignis „einen Shitstorm im Netz“ hervorgerufen habe.

„Die wütenden Reaktionen der Zuschauer ließen im Netz nicht lange auf sich warten“, heißt es dann etwa, oder „So reagiert das Netz!“ Gestandene Journalisten machen auf diese Weise einen Kotau vor einer kleinen Minderheit, die fast nur noch Haß und Häme verbreitet und keinen einzigen fehlerfreien Satz schreiben kann.

Liebe (seriöse) Journalisten! Habt ihr das nötig? Laßt diese „User“ doch im eigenen Saft schmoren und gebt ihnen nicht auch noch die journalistischen Weihen, indem ihr sie ernst nehmt und zitiert. Kaum einer von denen hat etwas Vernünftiges zu den Themen unserer Zeit beizutragen, im Gegenteil: ihre geistige Schlichtheit, mit Großmäuligkeit und viel Haß gepaart, müßte eigentlich jedem, der noch an die menschliche Vernunft glaubt, zu denken geben.

Wenn man sieht, wie sich Menschen äußern, wenn sie völlig ungefiltert, anonym und ohne Strafandrohung reden dürfen, fühlt man sich fast genötigt, das optimistische, noch von der Aufklärung herrührende Menschenbild zu überdenken.

Viele von denen, die da vor aller Augen „liken“ und „haten“, haben jedenfalls bis zur Menschwerdung noch einen weiten Weg vor sich.

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PETA – nix für mich

Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, woher PETA seinen guten Ruf hat. Mir scheint, daß hier eine kleine, radikale Minderheit fast schon sektenhafte Züge angenommen hat.

Nur zwei kleine Beispiele.

PETA unterstützt auf seiner Internetseite ausdrücklich die „vegane Ernährung“ von Hunden und Katzen:

Laut PETA Deutschland ernähren viele Vegetarier und Veganer ihre Haustiere mit fleischloser Kost. Die Nährwert-Bedürfnisse von Hunden und Katzen könnten PETA zufolge durch eine „vegane Ernährung und bestimmte Ergänzungen leicht befriedigt werden“.

Das ist eine Perversion von Ideologen, ein Mißbrauch von Tieren, der eigentlich geahndet werden müßte, denn Hunde und Katzen sind nun einmal genetisch Raubtiere. Aber PETA geht ja noch viel weiter: es lehnt nicht nur Zoos und Zirkusse ab, sondern praktisch jede Heimtierhaltung. Im geistig schlichten Weltbild von PETA gibt es nur eine (kriminelle) „Haustierindustrie“. Wie Kinder ohne Zoos, ohne Zirkusse, ohne Haustiere, also ohne jeden körperlichen Kontakt zu Tieren, überhaupt noch eine Liebe zum Tier entwickeln sollen, interessiert die Ideologen nicht.

Das gilt bei PETA sogar für das virtuelle Angeln. So kämpfen sie zum Beispiel (hier nachzulesen) gegen das Computerspiel Far Cry 5, weil darin ein Angel-Minispiel enthalten ist. So etwas darf es nicht geben, denn Fische hätten

in einigen Intelligenztests besser als Schimpansen, Orang-Utans und Kapuzineräffchen abgeschnitten.

Wie PETA-Ideologen bei solchen Tests abgeschnitten hätten, ist nicht bekannt.

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Neues vom Homo hystericus

Schon vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle über den Homo hystericus berichtet, eine neuentdeckte Säugetierart, die vor allem in Deutschland ihr Unwesen treibt. Die Hoffnung, daß man ihre Ausbreitung eindämmen könne, war leider vergebens, im Gegenteil: ihre Zahl scheint sich immer weiter zu erhöhen. Die Ursache mag vor allem darin liegen, daß diese Tierart leicht reizbar ist und sich aus diesem Grunde immer neue Opfer für ihre Bissigkeit sucht. Besonders die Männchen fletschen gern die Zähne.

Wenn man der Primatenforschung Glauben schenken kann, hat sich inzwischen eine neue Unterart herausgebildet: der Homo hystericus ssp. dieselophobus. Er verfügt über einen hochentwickelten und spezialisierten Geruchssinn, der ihn befähigt, mit Diesel betriebene Kraftfahrzeuge schon aus großer Entfernung wahrzunehmen. Wissenschaftler haben  beobachtet, daß die Tiere dabei sofort Anzeichen von enormer Aggressivität zeigen: die Gesichtszüge entgleisen, Männchen schlagen sich trommelnd auf die Brust, selbst die Weibchen stellen sich drohend auf die Hinterbeine. Kommt ihnen ein Dieselfahrzeug zu nahe, kreisen sie es ein und schüchtern es durch Scheinangriffe ein.

Aber wie kommt es zu einem so auffälligen und irrationalen Verhalten? Was macht diese Unterart des Homo hystericus so aggressiv? Sind es vielleicht die Duftstoffe, die in diesem Kraftstoff enthalten sind?

Die Ethologen sind sich nicht einig. Der in Deutschland weitverbreitete Homo hystericus ist ja trotz allem ein vernunftbegabtes Säugetier. Einige Wissenschaftler machen deshalb noch nicht entdeckte Hormone für sein Verhalten verantwortlich, andere – und das halte ich für plausibler – glauben eher an eine genetische Veranlagung, also an eine Art Hysterie-Gen, das diese Primaten auf einem anhaltend hohen Erregungsniveau hält. Die Ambivalenz dieses Zustandes liegt darin, daß die eigentlich negativen, an Aggressivität geknüpften Emotionen im Homo hystericus zugleich (womöglich mithilfe von Dopaminausschüttungen) starke Glücksgefühle auslösen.

Es macht ihn glücklich, hysterisch zu sein – so könnte man diesen Deutungsversuch zusammenfassen.

Eine inzwischen wohl ausgestorbene Unterart des Homo hystericus war übrigens die vor einem halben Jahrhundert noch überall häufige ssp. waldsterbenianus. Ihr Bestand dürfte inzwischen erloschen sein. Auch um die ssp. energiewendianus, die vor sechs, sieben Jahren noch in großer Individuenzahl über die deutschen Fluren streifte und manchen Wanderer erschreckte, ist es ruhig geworden. Ab und zu freilich kann man sie auch heute noch in freier Wildbahn beobachten, wenn sie sich etwa – vor allem in der Nähe von Kohlekraftwerken – zu kleinen Gruppen zusammentun und sich dabei in jenen beglückenden, rauschhaften Erregungszustand versetzen, der nur ihnen eigen ist.

Auf jeden Fall sollte der Homo hystericus von der Wissenschaft viel intensiver erforscht werden, als es bisher geschehen ist.

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„Undeutsche Schweinepresse“ und andere Worte eines gewissen David Köckert

Wer immer noch glaubt, daß in Chemnitz und Köthen „besorgte Bürger“ demonstriert haben, sollte sich den Auftritt des wegen Volksverhetzung vorbestraften David Köckert in Köthen auf Youtube (z.B. hier) ansehen. Man kann eine vollständige Abschrift der Rede auch hier nachlesen.

Köckert reiht in unverkennbar Hitlerscher Rhetorik eine Volksverhetzung und eine Beleidigung an die andere und erhält dafür die grölende Zustimmung der schlichten Volksgenossen, die um ihn herumstehen. Ich weiß nicht, wieviele Tatbestände des Strafgesetzbuches während dieser Rede erfüllt worden sind, an einer Hand sind sie jedenfalls nicht aufzuzählen.

Und die Polizei? Sie hört gelangweilt zu und greift nicht ein. Keine Festnahme, kein Wasserwerfer, nichts. Nicht einmal die Personalien des Mannes werden aufgenommen, als er die Polizisten, die zu seinem Schutz dastehen, als „charakterlose Söldner“ beschimpft. Offenbar hat erst die Nachrichtenseite Buzzfeed seinen Namen in Erfahrung gebracht.

So langsam fügt sich da ein Bild ans andere, und man kann sich nur wundern, wie großmütig die Polizei mit einem vorbestraften Volksverhetzer umgeht. Der Verdacht, daß in den neuen Bundesländern so mancher Polizist eine klammheimliche Freude über die Rechtsextremisten empfindet, ist jedenfalls durch Köthen nicht ausgeräumt worden.

Im Gegenteil.

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