Ein Paket fähiger Versand von Spedition gut

Über den Wolken, so sang einst Reinhard Mey, müsse die Freiheit wohl grenzenlos sein. Natürlich ist die Freiheit nirgendwo grenzenlos – mit einer Ausnahme freilich: in der deutschen Rechtschreibung des Jahres 2019. Als Beispiel möge eine Mail genügen, die mir vor kurzem ein Unternehmen als Bestellbestätigung zugesandt hat. Hinzuzufügen ist nur noch, daß die (deutsche!) Firma für Sanitärprodukte nach eigenen Angaben über ein „Expertenteam mit Langjähriger Erfahrung“ verfügt.

Hiermit möchten wir Sie über den Fortgang ihrer Bestellung Informieren. Soweit es sich bei ihrer Ware um einen Paket fähigen Versand handelt wird diese wie im Angebot ausgelobt innerhalb von 2-3 Werktagen per Paketdienst Versendet.

Sie erhalten hier eine Versandnachricht mit der entsprechenden Paketnummer. Bitte Beachten Sie daß der Versand bei Sperrgut XXL einige Tage länger dauern kann da diese Pakete nicht Automatisch Befördert werden können.

Sollte es sich bei ihrer Ware um Spedition gut handeln wird diese in der Regel innerhalb von 14 Werktagen Angeliefert.

Das ist doch wirklich kreatives (Recht-) Schreiben! Und reduktionistisch ist es obendrein, denn es gibt nur noch ein einziges Satzzeichen: den Punkt. Dafür schenkt uns der Autor ein nostalgisches Schmankerl: das gute, alte „daß“.

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Ein paar Fundstücke von Alexander Pope

Alexander Pope (1688-1744) war ein glänzender Vertreter der frühen englischen Aufklärung. Ich habe ihn vor kurzem nach langer Zeit wiedergelesen und möchte meinen Lesern ein paar Auszüge nicht vorenthalten. Sie sind alle dem Essay on Man aus dem Jahr 1734 entnommen. Ich lasse sie unübersetzt, weil durch das Prosaische viel von der Kraft und der Schönheit der Verse verlorengehen würde.

Über das Leben:

Life can little more supply
Than just to look about us and to die.

Über die Welt:

A mighty maze! but not without a plan.

Der Mensch – so weak, so little, and so blind – sieht immer nur einen kleinen Teil der Welt:

Tis but a part we see, and not a whole.

Und dann kommen diese wunderbaren Verse über die Hoffnung – und die Mahnung, demütig zu hoffen:

Hope humbly then; with trembling pinions soar;
Wait the great teacher Death, and God adore!
What future bliss, he gives not thee to know,
But gives that Hope to be thy blessing now.
Hope springs eternal in the human breast:
Man never Is, but always To be blest:
The soul, uneasy and confin’d from home,
Rests and expatiates in a life to come.

Das erinnert an das schöne Wort des Augustinus:

Fecisti nos ad te, et inquietum est cor nostrum, donec requisescat in te.

Zu dir hin hast du uns erschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Wie seicht, wie platt, wie billig wirkt da alles, was der heutige Atheismus zu bieten hat!

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Aus einem saudischen Schulbuch

In einem Schulbuch für saudische Erstkläßler (!) findet sich folgende Aufgabe (zitiert nach Hamed Abdel-Samad, Der Untergang der islamischen Welt):

Ergänze folgende Sätze mit jeweils einem der beiden Worte Islam – Hölle:

Jede Religion außer ———— ist falsch.
Wer kein Muslim ist, landet in der ———–.

Und dieses Schulbuch ist schon eine, wie es die saudischen Behörden ausdrücken, „haßfreie“ Ausgabe. Da möchte man lieber nicht wissen, was vorher alles in diesen frommen Fibeln gestanden hat.

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Merkur.de und die ALDI-Masche

Wer ab und zu einmal Google News besucht, kennt das: eine reißerische Überschrift, daneben ein „Symbolbild“ von ALDI. Urheber ist fast immer die Internetseite Merkur.de. Die jüngste Überschrift kann man hier nachlesen:

Kinder-Produkt von Aldi enthält überraschende Zutat – Mutter rastet aus

Was war passiert? Die „Kundin Analia V.“, so der Merkur-Schreiber Marc Dimitriu, hatte bei ALDI ein Nuß-Nougat-Hörnchen gekauft und sich dabei natürlich „nichts Böses gedacht“.

Als ich daheim war habe ich gelesen, dass die Hörnchen Alkohol enthalten. Ich war schockiert und entsetzt.

Und was tut eine schockierte und entsetzte Kundin, um aller Welt zu zeigen, wie „schrecklich“ und „unverantwortlich“ und „gewissenlos“

einige Hersteller und Supermärkte mit der Gesundheit der Kinder umgehen?

Sie macht ihrem Herzen auf Facebook Luft. Natürlich läßt sie sich von der freundlichen ALDI-Antwort, daß bei jedem Backen auf natürliche Weise Spuren von Alkohol entstehen, nicht beeindrucken. Analia V. wollte ihre „15 minutes of fame“, und die hat sie bekommen.

Und Merkur.de? Diese Seite nutzt auch noch die dümmsten Meldungen zur gewinnbringenden Zweitverwertung, denn jeder, der durch die Überschrift neugierig geworden ist, weil er treuherzig an einen echten Skandal glaubt, vermehrt durch seinen Klick das Werbeeinkommen des Unternehmens.

Zum Schluß (und zur Demonstration) nur noch ein paar Merkur-Meldungen der letzten Wochen:

Aldi-Produkt um 8.02 Uhr schon vergriffen – dann taucht es woanders  auf

Äußerst gefährliche Bakterien: Rückruf bei Lidl, Aldi und Netto

Aldi will mit modernen Filialen punkten – Kundin beschwert sich trotzdem

Aldi greift vor Silvester zu ungewöhnlicher Maßnahme bei Öffnungszeiten

Heikle Frage an der Kasse bei Aldi Süd: Kundin zieht Konsequenz

Verblüffende Enthüllung bei Aldi: Diese geheime Funktion haben Einkaufswagen

Aldi Nord droht Fiasko – jetzt macht noch eine Sache Hoffnung

Hersteller warnt vor dem Verzehr: Aldi Süd ruft ein Produkt wegen Keimen zurück

Tretroller-Eklat bei Aldi: Empörter Kunde hat das bisher „nirgends sonst erlebt“

„Sollte das drin sein, was drauf steht“: Nächste Kundin empört sich über Aldi-Produkt

Ekel-Schock bei Aldi: Kunde macht Entdeckung – sie verdirbt ihm den Appetit.

Die Liste könnte man beliebig verlängern. Dabei ist es doch so einfach, den Dummenfängern nicht auf den Leim zu gehen: einfach ignorieren, nicht klicken. Es ist fast nie etwas Interessantes hinter diesen reißerischen Überschriften.

Auch hier soll Goethe das letzte Wort haben (nachzulesen im West-Östlichen Divan):

Getretner Quark
Wird breit, nicht stark.

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Einen guten Rutsch …

… und ein friedliches Jahr 2019 wünsche ich allen meinen Lesern!

Und wie beschließt man einen solchen Brief? Vielleicht so, wie es Goethe im Dezember 1821 in seinem Schreiben an Carl Friedrich Ernst Frommann getan hat:

Heiterer Feyertage und ein frohes neues Jahr herzlich anwünschend und mich zu wohlwollendem Andenken bestens empfehlend.
Ergebenst J. W. v. Goethe.

Weniger förmlich schreibt er 1779 an Charlotte von Stein:

Auch ein glücklichs neues Jahr liebste, und Zuckerbrodt.

Auch Ihnen allen, liebe Leser, reichlich Zuckerbrodt!.

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Und noch einmal gute Nachrichten – diesmal sogar aus der Türkei!

Dort nimmt nämlich die Frömmigkeit der Menschen unaufhörlich zu. Und damit auch die Jugend schön brav die frömmste aller frommen Parteien wählt, nämlich die AKP, hat Mustafa Soykök, ein „Experte“ der Religionsbehörde, ein Geheimnis gelüftet. Er wendet sich direkt an die „Youtuber“ (im F.A.Z.-Feuilleton vom 28. Dezember nachzulesen):

Die Kameras zeichnen das ganze Leben auf, beim Jüngsten Gericht werden die erfolgreichsten Youtuber festgestellt!

Von Amts wegen, sozusagen. Was ihnen dann „im Jenseits“ droht, ist klar: die Verdammnis. Das gilt auch für alle jene, die Informationen aus den sozialen Medien (etwa über den plötzlichen Reichtum der Familie Erdogan) einfach weitergeben – das sei „eine Verletzung der Rechte der Diener Gottes“.

Für manchen jungen Türken mag das eine Warnung zu rechter Zeit sein. Wer möchte schon, daß eines Morgens die Polizei die Tür seines Hauses aufbricht!

Noch dazu, wenn man es mit ein bißchen Frömmigkeit und Wohlverhalten verhindern kann.

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Und schon wieder eine gute Nachricht

Heute war in der Knallpresse nichts Neues über Helene Fischers neuen Freund zu lesen!

Oder ist mir etwas entgangen?

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Fröhliche Weihnacht auf RTL II

Nur gute Nachrichten in der Weihnachtszeit – so soll es auch heute sein!

Es ist immer wieder erstaunlich, wie es unseren Privatsendern an den Festtagen gelingt, uns durch eine wohldurchdachte Programmauswahl besinnlich zu stimmen.

Nehmen wir nur einmal den Qualitätssender RTL II. Er beschenkt uns
an Heiligabend um 20.15 mit dem Familienfilm Rambo, gefolgt von Rambo II und Rambo III. Die Kinder dürfen an diesem Tag länger aufbleiben, deshalb gibt’s danach noch Lock up – Überleben ist alles (mit Sylvester Stallone) und als spätes Schmankerl Bulletproof – Kugelsicher.

Weitere stimmungsvolle Weihnachtsfilme unserer Privatsender sind dieses Jahr, in bunter Reihenfolge zitiert:

Vier Fäuste gegen Rio
Conjuring – Die Heimsuchung
Die toten Augen von London
The Apparition – Dunkle Erscheinung
Cold Pray 3
Der Knochenjäger
Armed Response – Unsichtbarer Feind
Drecksau
Zorn der Titanen
The Thing
Der Kannibale von Flores usw. usf.

In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern ein frohes Weihnachtsfest!

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Nur gute Nachrichten an den Feiertagen!

Es ist wieder so weit: wie jedes Jahr sollen an dieser Stelle Tag für Tag nur gute Nachrichten erscheinen. Jedenfalls bis zum Neujahrstag.

Fangen wir gleich damit an!

Die neugebildete schwarz-grüne Koalition in Hessen hat jetzt ihren Koalitionsvertrag für die nächsten vier Jahre vorgestellt. Und (man glaubt es kaum): sie hat darin dem unsäglichen „Schreiben nach Gehör“ – endlich! – eine Absage erteilt:

Lesen und Schreiben sind Schlüsselqualifikationen für die Teilhabe an der heutigen – mehr denn je auf Kommunikation – ausgerichteten Gesellschaft. Für uns ist es deshalb von großer Wichtigkeit, dass die Grundschülerinnen und -schüler in allen Fächern bei der Entwicklung ihrer Rechtschreibkompetenz begleitet werden. Sie sollen von Beginn an zum korrekten Schreiben angeleitet werden. Deshalb sprechen wir uns gegen die Unterrichtsmethode „Lesen durch Schreiben“ (Schreiben nach Gehör) aus. Die dauerhafte Implementierung des eingeführten Grundwortschatzes soll darüber hinaus zur Förderung von Deutsch als Bildungssprache beitragen.

Besonderen Wert legen wir auf das Schreiben mit der Hand und das Entwickeln einer gut lesbaren Handschrift.

Das ist, nachdem mehrere Schülergenerationen im Namen des Fortschritts mit einer wissenschaftlich unhaltbaren, in der Praxis lange widerlegten abstrusen „Theorie“ in ihrer geistigen Entwicklung geschädigt wurden (nicht wenige von ihnen werden ihr Leben lang darunter leiden), das ist nun wirklich ein großer Schritt hin zu pädagogischer Vernunft. Man hätte ihn den Grünen nicht zugetraut.

Bravo!

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„Egal woran Sie glauben …“

Die Integrationsbeauftragte des Bundes, Annette Widmann-Mauz (CDU), hat ihre Weihnachtskarten verschickt.

Weihnachtskarten? Nein, das Wort Weihnachten kommt darin nicht vor. Der Text lautet (so wird er in der Presse wiedergegeben):

Egal woran Sie glauben … wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.

Liebe Frau Widmann-Mauz!
Sie schicken also zu einem der größten christlichen Feste Grußkarten, die mit dem Satz „Egal woran Sie glauben …“ beginnen. Sie sind laut Wikipedia katholisch. Ist jetzt also der Geist der Beliebigkeit auch in die katholische Kirche eingedrungen? Ist es Ihnen tatsächlich „egal“, woran man glaubt? Oder haben Sie Angst vor den Muslimen? Ist es wieder einmal der vorauseilende „Respekt“ vor den anderen Religionen?

Aber warum schicken Sie denen „Weihnachtskarten“? Glückwünsche fürs neue Jahr mögen so formuliert werden, aber jetzt feiern wir nicht das Jahresende, sondern Weihnachten, und das ist neben Ostern das höchste Fest der Christenheit. Den Grünen oder den Linken hätte man einen solchen Fauxpas zugetraut, daß jetzt aber schon Christdemokraten auf das Wort „Weihnachten“ verzichten, um ja nicht anzuecken, ist beschämend.

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