Ob jemand frei reden darf, bestimmen jetzt der AStA der Universität Hamburg und der Social Media-Referent von Heiko Maas

Die Einschränkung der Redefreiheit durch eifernde, radikale Studentengruppen schwappt seit einiger Zeit von den USA auch auf Deutschland über. Vor ein paar Tagen hat es Bernd Lucke erwischt, der eine Vorlesung abbrechen mußte, weil ihn radikale Studenten, die offenbar nicht gerade zur geistigen Elite unseres Landes zählen, lautstark und brachial zum Schweigen bringen wollten (hier nachzulesen):

Lucke war bei der ersten Vorlesung nach seiner Rückkehr an die Universität als „Nazi-Schwein“ beschimpft, körperlich bedrängt und am Reden gehindert worden. An dem Protest beteiligt waren auch Mitglieder der „Antifaschistischen Aktion“ (Antifa).

Der AStA geht aus den jährlichen Studentenwahlen hervor. An den letzten Wahlen an der Uni Hamburg haben gerade einmal 13% der Studenten teilgenommen, und die Gruppen, die den AStA stellen, sind wieder nur ein Bruchteil des Bruchteils. Dennoch erdreisten sie sich, darüber zu entscheiden, ob ein Professor seine Vorlesung ungestört halten darf. Das ähnelt doch allzusehr den Zuständen im Jahr 1968. Sind das jetzt Zombies, die Wiedergänger der Studentenrevolte der 60er Jahre?

Garantiert kein Zombie ist Robin Mesarosch. Er ist Referent für Social Media im Bundestagsbüro von Außenminister Heiko Maas. Auch er hat etwas zu den Hamburger Angelegenheiten zu sagen:

Bernd Lucke ist der Gründer der erfolgreichsten deutschen Nazi-Partei seit der NSDAP. Er hat in einem Vorlesungssaal nichts verloren. Das ist keine arbeitsrechtliche, sondern eine gesellschaftliche Frage. Die Studierenden in Hamburg retten gerade die Ehre dieser Gesellschaft.

Das sind – ausgerechnet von einem Mitarbeiter eines SPD-Ministers – Fake News par excellence. Denn Bernd Lucke hat keineswegs eine „deutsche Nazi-Partei“ gegründet, sondern eine konservative Alternative zur CDU, weil die Christdemokraten unter Angela Merkel immer linker und immer weniger konservativ geworden sind. Luckes ehrenwerter Versuch ist am Ende gescheitert, weil immer mehr braune Volksgenossen in die AfD geströmt sind und die Partei in einer Art feindlicher Übernahme gekapert haben. Wie sehr Lucke sich dagegen gewehrt hat und wie er letztlich gescheitert ist, kann jeder nachlesen. Ausgerechnet ihn jetzt für die Radikalisierung der AfD verantwortlich zu machen, ist grobe Geschichtsklitterung.

Jetzt gilt es, die freie Rede (und die freie Forschung und Lehre) an den Universitäten gegen die rabiaten Angriffe der Extremisten von links und rechts zu verteidigen.

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Trumps Brief an Erdogan – ein Meisterwerk der diplomatischen Kunst

Den folgenden Brief hat der Präsident der Vereinigten Staaten am 9. Oktober 2019 an den türkischen PräsideTrumps nten geschickt:

Dear Mr. President:
Let’s work out a good deal! You don’t want to be responsible for slaughtering thousands of people, and I don’t want to be responsible for destroying the Turkish economy – and I will. I’ve already given you a small sample with respect to Pastor Brunson.
I have worked hard to solve some of your problems. Don’t let the world down. You can make a great deal. General Mazloum is willing to negotiate with you, and he is willing to make concessions that they would never have made in the past. I am confidentially enclosing a copy of his letter to me, just received.
History will look upon you favorably if you get this done the right and humane way. It will look upon you forever as the devil if good things don’t happen. Don’t be a tough guy. Don’t be a fool!
I will call you later.
Sincerely usw.

Man kann sich vorstellen, daß den Journalisten da der Mund offenstand. Niemand wollte es glauben, daß der Brief echt war, viele hielten ihn für ein satirisches Machwerk.

Aber er war echt!

Anders als der angebliche Brief Kennedys an Chruschtschow während der Kubakrise 1962, den Hillary Clinton als satirische Antwort auf Trump im Internet verbreitete:

Dear Premier Khrushchev,
Don’t be a dick, ok? Get your missiles out of Cuba. Everybody will say ‚Yay, Khrushchev! You’re the best!’ But if you don’t everybody will be like ‘what an asshole’ and call your garbage country ‘The Soviet Bunion‘. You’re really busting my nuts here.
Give you a jingle later.
Hugs,
John Fitzgerald Kennedy.

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Ein Fundstück bei Georg Büchner

Wer in der Literatur bewandert ist, kennt diese Sätze, aber in der Literatur bewandert sind ja – in einer Zeit, in der selbst Goethe aus dem Schulkanon entfernt wird – immer weniger Menschen. Deshalb sei das Zitat hier meinen Lesern mitgeteilt, es stammt aus der ersten Szene von Büchners Stück „Dantons Tod“:

Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab, – wir sind sehr einsam.

Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.

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Beatrice Egli und das Bild des Grauens

Gleich vorneweg: ich habe noch nie etwas von Beatrice Egli gehört und mußte erst einmal nachlesen, daß es sich bei ihr um eine Schlagersängerin und eine „DSDS“-Gewinnerin handelt.

Aufgeschreckt hat mich eine Meldung der Münchner Boulevardzeitung tz, die auch auf Google News erschien (hier nachzulesen):

Beatrice Egli kassiert „Greta-Shitstorm“: Was hier auf Foto zu sehen ist, empört manche Fans.

Auf dem Foto ist freilich erst einmal nichts Besonderes zu sehen: nur eine lachende junge Frau, daneben ein roter Pfeil, der ins Nichts weist. Erst wenn man nach unten scrollt, entdeckt man jenes Bild, das „manche Fans empört“ und der Sängerin einen „Greta-Shitstorm“ eingebracht hat. Erst dann sieht man nämlich das ganze Ausmaß des Bösen, das in dieser Frau steckt, denn hinter ihr erscheint, scheinbar unschuldig im Meer dümpelnd – ein Kreuzfahrtschiff!

Alles hätte man ihr verzeihen können, vielleicht sogar einen eigenen SUV, aber eine Kreuzfahrtschiff – das geht gar nicht. Und statt in Sack und Asche zu gehen, lacht sie auch noch fröhlich in die Kamera! Kein Wunder, daß ihre Fans ihr böse sind (alles Instagram entnommen und in der Original-Orthographie belassen):

Beatrice was unterstützt du da? CO2 Fußabdruck.

Schön aber klimatechnisch Katastrophe.

Das diese riesigen Schiffe zum Klimaschutz nicht viel beidragen, ist dir schon glar.

Wie ist es eigentlich mit dem Hirn, schaltet man das vor einer Kreuzfahrt aus? Schonmal drüber nachgedacht, dass so ein riesiges Gefährt nicht nur co² ausstößt, sondern auch das Meer, Lagunen und Riffs zerstört??? Wie ist es eigentlich moralisch vertretbar mit einem Luxusschiff durch ein Meer voll mit Leichen Geflüchteter zu fahren? Und wer sich mit sowas noch zur Schau stellt hat den Bock endgültig abgeschossen.

Überlege dir doch mal ob du nicht auch mit gutem Beispiel voran gehst, so wie manch andere Person in der Öffentlichkeit. In paar Jahren wirst dubereuen es nicht getan zu haben.

Wie kannst du an so einem ökologischen Desaster so beteiligt sein?

Auch dieser Sturm im Wasserglas bestätigt mich in meiner (an dieser Stelle schon oft geäußerten) Auffassung, daß ganz Deutschland so langsam zu einem Narrenhaus wird.

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Ja, was denn jetzt?

Die Delegierten auf dem Deutschlandtag der Union, so liest man auf t-online.de,

begrüßten die Vorsitzende mit großem Beifall fast wie einen Popstar.

In der F.A.Z. heißt es:

Der Jubel für AKK bleibt aus.

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Der traurige Niedergang der „heute-show“ – Ein Moderator mutiert zum Hansemann

Ich habe die heute-show in den ersten Jahren gern gesehen – sie war intelligent, hatte Witz und spürte Dummheiten in allen politischen Lagern auf.

So muß Satire sein.

Seit Monaten beobachte ich aber mit zunehmendem Verdruß, wie Welke immer mehr zum humorlosen Prediger „fortschrittlicher“ Positionen wird. Bierernst unterstützt er die Ehe für alle, er hält den Popanz „Heimchen am Herd“ hoch, macht Windkraftgegner lächerlich, schimpft auf die Groko, immer wieder auf die Groko. Eigene politische Statements waren früher selten, jetzt ist die Sendung eigentlich in großen Teilen politisches Statement des Moderators, nur ab und zu noch durchsetzt von ein paar Gags.

Das erinnert mich fatal an die Lindenstraße, wo nach wenigen ausgewogenen Jahren Hans Beimer immer mehr zum Sprachrohr Geißendörfers wurde und – als his master’s voice – mit großer Betroffenheitsgeste dessen politische Ansichten aussprechen mußte.

Das haben wir uns damals nicht länger angetan, und auch auf die heute-show kann man getrost verzichten. Es ist kein großer Verlust mehr.

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Zum Terroranschlag in Halle

Nur eine kleine Frage: wann und wo findet der Trauermarsch der AfD für die Opfer der Mordtat statt? Oder habe ich den Termin verpaßt?

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Da lacht die Welt!

Wenn sie diesen Satz nämlich liest, den Björn Höcke in einem Zeitungsinterview zum Besten gegeben hat (hier nachzulesen):

Mir liegt dieser Rechtsstaat am Herzen.

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Was tun in gefährlichen Zeiten?

Es gibt Zeiten des Aufbruchs, da scheint alles Gute möglich. Eine heitere Aufbruchstimmung erfaßt die Menschen. So war es in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, und so war es auch lange vorher in der Renaissance: „Es ist eine Lust zu leben“, schrieb Ulrich von Hutten 1518 in einem Brief. Es ist ein geflügeltes Wort geworden.

Und dann gibt es wieder Zeiten voller Zukunftsangst, voll deprimierender Nachrichten. In so einer Zeit leben wir jetzt. Fast überall dumme, primitive, geistlose Menschen an der Macht, von genauso dummen, haßerfüllten Menschen ins Amt gewählt, und kaum einmal ein Lichtblick. Der Haß regiert die Welt. Wie soll man dagegen ankommen? Was soll man tun?

„Abwarten und Tee trinken“, hat man früher gesagt, und darin steckt eine kleine Weisheit. Gegen den Zeitgeist kommt man nicht an. Da kann man hundert- oder tausendmal nachweisen, daß die Windenergie als energetische Basis einer Industriegesellschaft völlig unbrauchbar ist, daß sie obendrein die Natur als dringend benötigte Erholungsquelle der Menschen auf Jahrzehnte zerstört; da kann man mit Zahlen belegen, daß die Einstufung der E-Autos als „nachhaltig“ und „ökologisch“ ein einziger Betrug ist; da kann man sich wundern, mit welcher Dreistigkeit die Grünen uns schon heute vorschreiben wollen, daß wir im Jahr 2030 nur noch E-Autos fahren sollen (ein „How dare you!“ könnte man da ihnen selbst entgegenschleudern); aber all das wird wohl nicht verhindern, daß die Grünen ihre dumme Ideologie zur Staatsraison erheben werden.

Also: abwarten und Tee trinken. Und darauf vertrauen, daß die Vernunft auch dieses Mal alle Dummheit, alle Hysterie überleben wird, daß sie auch jetzt, wie schon so oft in der Geschichte, den Winter in kleinen, warmen Höhlen überdauert.

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Ein schönes Tucholsky-Zitat

Es stammt aus seinem „Brief an den Staatsanwalt“, erschienen in der Weltbühne am 6. April 1922:

Es geht nirgends so merkwürdig zu wie auf der Welt.

Wer würde dem heuzutage nicht sofort zustimmen?!

PS: Der Satz wird im Internet immer wieder falsch zitiert, in gedruckten Büchern übrigens auch. Das Netz ist voll von Abschreibern, die zu faul sind, dem Ursprung eines Zitats nachzugehen. Dabei ist es doch – zumindest bei gemeinfreien Autoren – so leicht, im Internet die Texte nach bestimmten Wörtern zu durchsuchen. Aber Abschreiben ist natürlich noch einfacher.

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