Wörter sind (fast) wie Holz, aus dem ja man auch alles herstellen kann – Werkzeuge, Möbel, Kunstwerke, sogar ganze Häuser. Aber Wörter sind noch viel flexibler: sie können etwas sachlich beschreiben, sie können aber auch schmeicheln und verletzen – und sie können töten. Wenn man, wie es jetzt bei der extremen Rechten in Deutschland der Fall ist, den politischen Gegner immer heftiger mit maßlosen Haßausbrüchen überschüttet („Lügenpresse“, „Volksverräter“, „Haut ab!“), findet sich am Ende immer einer, der abdrückt.
Die Sprache ist längst zur Waffe geworden. Umso wichtiger ist es, daß alle anständigen Menschen mit den Wörtern verantwortungsvoll umgehen. Extremisten setzen das Wort nur als Waffe ein: zur Propaganda, zur Hetze, zur Beleidigung und Verunglimpfung des Andersdenkenden. Für die AfD zum Beispiel ist praktisch alles, was ihr nicht paßt, „Antifa“ oder „linksgrün versifft“. Ihre Anhänger verwenden (zumindest im Internet) eine Gossen- und Gaunersprache, die vor dem Erstarken des rechten Populismus auf das „Lumpenproletariat“ beschränkt war.
Sprache ist auch verräterisch. Den Dschihadisten erkennt man man an seinem Äußeren, den Rechtsextremisten an seiner Sprache. Wie er redet, wie er schreibt, das ist nichts anderes als sprachgewordener Haß.
Und die Linken? Bei ihnen ist es, auch wenn sie sich für intellektueller halten, im Grunde nicht viel anders. Nur daß ihre „Feinde“, wie es scheint, vielfältiger sind und daher mit einer Fülle von Kosenamen angesprochen werden: Rassisten, Faschisten, Homophobe, Nazis usw. Vor allem „Rassismus“ wird aus dem fortschrittlichen Milieu fast jedem politischen Gegner vorgeworfen. Dabei kommt es zu einer geradezu grotesken Dehnung des Begriffs, denn „rassistisch“ handelt nur, wer einen anderen Menschen allein wegen seiner Herkunft oder Hautfarbe beschimpft. Allein in diesem Kontext sollte man das Wort verwenden.
Eine Sprache, die davon abweicht, ist kein Gebrauch, sondern ein Mißbrauch der Sprache. Der ist freilich für Ideologen jeder Couleur typisch.