Jetzt auch VW! Das E-Auto – eine katastrophaler Irrweg der deutschen Industriegeschichte

Die Biomarkt-Kette Alnatura, so las man vor einigen Tagen in der F.A.Z., stellt zum Ende des Monats ihren Lieferdienst ein. Warum?

Nach Berichten der „Lebensmittelzeitung“ soll es Probleme mit den elektrischen Lieferfahrzeugen des belgischen Herstellers Addax geben, mit denen der Händler die letzte Meile bei den Lieferungen bestreitet.

Diese Meldung reiht sich ein in eine lange Kette ähnlicher Meldungen. E-Busse, Dienstwagen mit E-Antrieb, Mietwagen – kaum einer will sie mehr haben. Zum Mietwagenmarkt liest man: „Sixt, Hertz und Co. trennen sich von Elektroautos“, neue E-Autos werden auch nicht mehr angeschafft. Nur noch Städte und Verwaltungen, in denen die Grünen über genügend politische Macht verfügen, bleiben deren Hirngespinst von der umweltfreundlichen „Elektromobilität“ treu.

Dieser Weg war von Anfang an grundfalsch und wurde nur mit Unwahrheiten über den ökologischen Wert dieser Autos – und mit gewaltigen Fördermitteln aus unseren Steuergeldern! – eine Zeitlang schöngeredet. Am Ende aber hat der Markt entschieden. Wenn ein kleiner Fiat 500 mit E-Antrieb um die 30.000 € kostet und ein Mittelklassewagen 50.000 oder 60.000 €, dann weiß man, welche Klientel man da im Auge hat. Und selbst von denen kaufen die meisten, wenn sie schon so viel Geld in die Hand nehmen, lieber einen gut ausgestatteten SUV. Mit dem kann man nämlich auch spontan und ohne umständliche Planung auf eine längere Reise gehen. Und man kann ihn jederzeit als Gebrauchtwagen wieder verkaufen, während ein E-Auto, dessen Batterie sich dem Ende ihrer Lebenszeit zuneigt, praktisch unverkäuflich sein dürfte. Für die vielen jungen und alten Menschen, die nicht viel Geld haben und jetzt immerhin noch für ein paar tausend zusammengesparte Euro einen älteren Gebrauchtwagen erwerben können, wäre der Traum vom eigenen Auto für immer ausgeträumt. Und wenn ich mir jetzt einmal anschaue, wie dringend wir als alte Menschen allein schon wegen der vielen Arzttermine jede Woche auf das eigene Auto angewiesen sind, dann finde ich die Politik der Grünen zynisch und asozial.

Besonders beschämend ist aber, wie leichtfertig – sträflich leichtfertig! – das Management fast aller großen deutschen Autohersteller unsere traditonell mit Benzin und Diesel betriebenen, auf der ganzen Welt geschätzten, ausgereiften (und übrigens immer schadstoffärmeren!) Autos zur Seite geschoben hat. Es konnte ihnen gar nicht schnell genug gehen mit der Umstellung auf die Elektromobilität. Jetzt haben sie den Salat. Auch Elon Musk wird das noch spüren – es würde mich nicht wundern, wenn seine Gigafactory in Brandenburg irgendwann einmal, mit katastrophalen sozialen Folgen für die Bevölkerung, als Industrieruine von der Natur überwuchert würde.

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Schon wieder eine bestürzende Nachricht in unseren Medien!

Nach 28 Jahren:
Bushido kündigt Karriereende an
.

Das ist für einen alten Bushido-Fan wie mich schon niederschmetternd – aber wieviel Trauer muß da erst im Hause Burda herrschen, in dem fürs Feuilleton einst der folgende Satz formuliert wurde:

Bushido leiht seine Stimme jungen Menschen, die im medialen Diskurs häufig überhört wurden.

Dazu bemerkte damals ein unbekannter Blogger:

Die „jungen Menschen“ – damit ist wohl das gewalttätige, vulgäre Milieu von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gemeint, denen man auf unseren Plätzen und in der U-Bahn besser nicht begegnen möchte. Ich gehe davon aus, daß es  auch Hubert Burda nicht danach gelüstet, mit einem dieser „jungen Menschen“ nachts in den öffentlichen Verkehrsmitteln in einen Diskurs zu treten.

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Warum Joan Baez und Woodstock am Niedergang Deutschlands schuld sind

Den Namen Gabor Steingart habe ich heute zum ersten Mal gehört. Ja, ich hätte ihn kennen können, er war immerhin lange Zeit Redakteur beim Spiegel und danach Chefredakteur und Herausgeber des Handelsblatts. Aber erst jetzt ist er mir durch einen Kommentar im Focus aufgefallen, in dem er von einem bevorstehenden „Putsch“ bei SPD und FDP – „ein Machtwechsel naht“ – schwadroniert (hier nachzulesen).

Besonders fällt freilich seine feine Durchdringung der Weltgeschichte auf:

Ohne das Woodstock-Festival von 1969 und die 68er-Studentenrevolte wären SPD und Grüne niemals an die Macht gekommen. Studentenführer Rudi Dutschke, Friedenssängerin Joan Baez und die linke Publizistin (und spätere Terroristin) Ulrike Meinhof waren die Vorgruppe einer Veränderung, die in Deutschland den CDU-Staat beendete und erst Willy Brandt, später dann den früheren Steinewerfer Joschka Fischer, den RAF-Anwalt Otto Schily und den Kommunisten Winfried Kretschmann, heute Ministerpräsident von Baden-Württemberg, nach oben spülte.

Besonders verwerflich:

Im Radio wurde nicht mehr Heinos „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ gespielt, sondern „Give Peace a Chance“ von John Lennon und Yoko Ono.

Mit einer so schlichten Welterklärung in Schwarz-Weiß kann ich natürlich nicht konkurrieren, auch auf so prägnante Charakterisierungen wie „Friedenssängerin“, „Steinewerfer“, „linke Publizistin“, „Studentenführer“ oder „RAF-Anwalt“ wäre ich nicht nicht gekommen. Ich habe nur einen einzigen kleinen Vorteil gegenüber Gabor Steingart: ich war Zeitzeuge.

Als Steingart auf die Welt kam, hatte Joan Baez, wenn ich mich richtig erinnere, schon ihr drittes Album veröffentlicht – und der damals 87jährige Konrad Adenauer war immer noch Bundeskanzler und wollte nicht weichen.

Als einer, der in den Sechziger Jahren erwachsen geworden ist, habe ich dieses Jahrzehnt damals uneingeschränkt als eine Zeit der Befreiung empfunden. Da wurden Fenster aufgestoßen, und frische Luft kam herein! Es war eine Zeit des Aufbruchs auf fast allen Gebieten des menschlichen Lebens, und ich bin heute noch dankbar dafür, daß ich dieses Age of Aquarius erlebt habe – allein schon wegen der Musik. Nie zuvor und erst recht nicht danach hat es eine populäre Musik, besonders im Folk, gegeben, die so kreativ, so aufregend und so unkommerziell war. Und manche Frau, die heute womöglich von der Adenauerzeit schwärmt, sollte wissen, daß damals allein der Ehemann darüber entschied, ob seine Frau verhüten oder eine Arbeit annehmen durfte, ganz zu schweigen davon, daß sie rechtlich (!) verpflichtet war, ihren „ehelichen Pflichten“ nachzukommen. Natürlich hatte es im Laufe der Zeit auch Fehlentwicklungen gegeben, und vieles, wovon man damals begeistert war, etwa die vielen Sex- und Aufklärungsfilmchen, wirkt heute unfreiwillig komisch.

Aber daß heute, meist aus ideologischen Gründen, die 60er Jahre als „der Anfang vom Ende Deutschlands“ herhalten sollen, daß hin und wieder gar der gesamte Niedergang unseres Landes auf dieses Jahrzehnt zurückgeführt wird, ist – mit Verlaub – Quatsch.

Im Gegenteil: es war damals eine Zeit, in der die meisten Menschen voller Energie und Optimismus ein neues Leben begannen. Es wäre schön, wenn die heutige junge Generation, die eher von Pessimismus, wenn nicht gar von Endzeitvisionen („die letzte Generation“) getragen wird, wenigstens ein bißchen vom damaligen iuvat vivere geerbt hätte.

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Ein alter Spruch

Aus gegebenem Anlaß erinnere ich heute an einen alten Spruch:

Nur die dümmsten aller Kälber
wählen ihren Metzger selber.

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Schriftstellende, Schriftsteller*innen und bücherschreibende Personen

Ich habe mich mein ganzes Leben lang – zumindest die letzten 50 Jahre – intensiv und immer liebevoll mit Sprache und Literatur befaßt, man könnte fast sagen, daß die Sprache mein Leben war. Und jetzt, auf meine alten Tage, muß ich im Internet lesen, daß es heutzutage Schriftstellende und Lesende gibt. Schriftstellende! Bei diesem Wort überkommt mich ein bisher nicht gekanntes Gefühl der Wut und der Ohnmacht. Was sind das für Menschen, die einen Autor als Schriftstellenden verunglimpfen?

Die erste Vermutung, daß es sich hier um Lernbehinderte handeln könnte, die aus bildungsfernen Schichten kommen, bestätigt sich leider nicht.

Eine Lektorin, die sich selbst als „Sprachexpertin“ bezeichnet, bietet ihre Dienste nicht nur Unternehmen, sondern auch Studierenden – und Schriftstellenden an. Ein „Schreibwerk“ für Autoren meint bescheiden: „Als etablierte Schriftstellende sind wir Meister:innen auf unserem Gebiet.“ Eine Schweizer Seite verspricht marktschreierisch „alles über die besten Schriftstellenden aus der Schweiz und ihre bekanntesten Werke“. Ein mittelfränkischer Landkreis vergibt seinen Literaturpreis nur an „Schriftstellende, die im Landkreis wohnen oder deren Leben und Werk eng mit dem Landkreis Roth“ verbunden ist. Auf der „Lesebühne“ der Stadt Pfaffenhofen werden demnächst „Schriftstellende ihre Bücher präsentieren“. Ein Lektorat gibt stolz bekannt, daß „Selbstverlegende, Schriftstellende & Übersetzende“ zu seinen Kunden gehören. Die Stadt Heidelberg meldet, daß der von ihr vergebene Hilde-Domin-Preis „alle drei Jahre an Schriftstellende vergeben“ werde, die „im Exil in Deutschland leben“. Eine andere Seite nennt uns „10 Schriftstellende, die ein Pseudonym verwenden“. Museenkoeln.de verkündet, der Verlag Ergo Pers bringe „Schriftstellende und Kunstschaffende zusammen, um verbale und visuelle Beziehungen zu erforschen“. Die Museen Tempelhof-Schöneberg veranstalten eine Führung durch die „idyllische Landgemeinde“ Friedenau, wo „sozialistische Schriftstellende“ und „moderne Künstler_innen“ gelebt haben. Eine Werkstätten-GmbH läßt „Schriftstellende und kreative Köpfe“ zu Wort kommen. Das Magazin Sumikai berichtet, daß der „Akutagawa-Preis für aufstrebende Schriftstellende“ an zwei Frauen vergeben wurde. An der Frankfurter Buchmesse 2022 haben, wie das Journal Frankfurt berichtet, „Schriftstellende aus über 80 Ländern“ teilgenommen. Auf der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hat schon im Jahr 2009 (!) laut taz nicht nur ein „mehrheitlich graumeliertes Publikum“ gesessen, es fanden sich auf dem Podium auch „ein Moderator und drei als jung vorgestellte Schriftstellende“. Im März dieses Jahres, berichten die Niederösterreichischen Nachrichten, lasen (der aufmerksame Leser wird es schon ahnen) „drei Schriftstellende“ Texte über Kafka. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth freut sich mit Salman Rushdie über dessen Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, erwähnt aber auch die Gefahr, der „mutige und leidenschaftliche Schriftstellende weltweit“ ausgesetzt seien. Der Licher Literaturpreis, der, wie das Börsenblatt berichtet, 2022 zum ersten Mal vergeben wurde,

zeichnet deutschsprachige Schriftstellende aus, die oder der mit einem Werk oder einer Werkphase einen besonderen Beitrag zur zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet hat.

Man betrachte die kreative, ja kühne Syntax des Börsenblatts: obgleich sich der Relativsatz auf den an sich schon kreativen Plural „Schriftstellende“ bezieht und folglich mit „die“ beginnen müßte, spaltet das Blatt ihn mit der Formel „die oder der“ einfach in zwei Singulare auf und macht damit die jahrhundertelang unsichtbare Frau endlich auch grammatisch sichtbar. Das ist hohe Sprachkunst!

Gefreut haben wir uns auch über die Meldung der Zentralbibliothek Zürich, daß an der Lesung „Liebe, Lesen, Sex und Glitter“ im Juni neben Liliia Zhernova und Zora del Buono auch „Donat Blum, eine schriftstellende Person“ teilgenommen hat. Weit in die Zukunft führt uns „radio klassik Stephansdom“ mit folgender Frage:

Vor dem Hintergrund der Klima- und Biodiversitätskrise und des rasanten Tempos technologischer Entwicklungen wurden österreichische Schriftstellende gemeinsam mit Schriftstellenden aus der ganzen Welt eingeladen, sich in Dialog-Projekten mit der Frage auseinanderzusetzen, in welcher Welt wir 2040 leben wollen.

Vielleicht in einer Welt, in der es keine Schriftstellenden mehr gibt, sondern nur noch Schriftsteller, Autoren, Dichter?

Aber auch wenn mancher Leser jetzt verdrießlich dreinschaut, wollen wir unsere Auflistung des grausamen Neudeutsch noch ein wenig fortsetzen. Da haben wir zum Beispiel das Museum für angewandte Kunst in Wien, das zu einem geheimnisvollen

Open Häkeln / Poetry by (young) MAK und mit Die Große [sic!]

einlädt. Wer da häkelt, erfahren wir nicht, nur daß „junge Schriftstellende“ ihre Texte vortragen dürfen. Das Hotel de Russie in Rom wirbt mit seiner Lage an der Piazza del Popolo und fügt nicht ohne Stolz hinzu:

Kein Wunder also, dass Kunstschaffende, Schriftstellende, Stars und Menschen aus der Politik bereits seit 1917 hier gern ein und aus gehen.

Wobei man getrost davon ausgehen kann, daß im gesamten 20. Jahrhundert nicht ein einziger Schriftstellender in diesem Hotel genächtigt hat – allenfalls ein Schriftsteller.

In dem Landkreis, in dem ich aufgewachsen bin, hat sich der Landrat in den 70er Jahren an jedem Haus, jeder Brücke, jeder Schule in Stein verewigen lassen. So waren Landräte damals. Der Landrat des Landkreises Augsburg ist da bescheidener, er läßt sich inmitten der Bilder einer Ausstellung fotografieren und schreibt:

Kultur ist für eine Region unverzichtbar. Ob professionelle Kunstschaffende, Musikschulen, Theatergruppen oder Schriftstellende; sie alle leisten einen großen Beitrag zur Lebensqualität in unserem Landkreis.

Ach, ich sehe schon, lieber Leser: es reicht Dir so langsam! Ehrlich gesagt: mir auch. Setzen wir dem ewigen Einerlei des Dummdeutschen also ein Ende, wenigstens in diesem Beitrag. Nur eines würde mich noch interessieren: weiß jemand, wer das Wort Schriftstellender als erster verwendet hat? Wer war der (Sprach-) Patient Zero? Die früheste Erwähnung, die ich gefunden habe, ist der Artikel der taz vom 26. Mai 2009.

PS: Auch ich habe den Niedergang der deutschen Sprache, des Geistigen überhaupt in unserem Land, viel zu spät erkannt. Von der Germanistik mit ihrer Abgehobenheit und ihren Diskussionen im Elfenbeinturm rede ich gar nicht, da ist alles vetrocknet und unfruchtbar. Aber wo sind die Deutschlehrer, die noch in der Lage sind, ihren Schülern (wenigstens auf dem Gymnasium!) beizubringen, wie armselig es ist, mit einem Rumpfvokabular wie „mega“ oder „super“ auszukommen? Haben die Lehrer selbst schon aufgegeben? Oder stammen viele von ihnen bereits aus einer Generation, die mit der Schönheit von Sprache und Literatur nichts am Hut hat, so daß sich die kulturelle Abwärtsspirale immer weiter beschleunigt? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist die Zeit gekommen, darüber nachzudenken, ob man sich nach Kastalien zurückziehen sollte – damit die Flamme wenigstens weiterglimmt.

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Putin der Barbar

DIE RUSSEN KOMMEN! Das war – nur Menschen in meinem Alter werden sich daran noch erinnern – in den 50er Jahren ein verbreiteter Schreckensruf in der alten Bundesrepublik. Daß „die Russen“ dann doch nicht gekommen sind, um sich nach der Ostzone auch noch Westdeutschland einzuverleiben, lag nur daran, daß der damalige Bundeskanzler Adenauer mit der (von der SPD und vielen „Friedensfreunden“ heftig bekämpften!) Westintegration und dem Beitritt zur NATO 1955 dafür sorgte, daß den Russen das Risiko einer Konfrontation mit den USA denn doch zu hoch war. Seitdem gehörte die Unantastbarkeit der europäischen Grenzen zur Staatsraison Rußlands (!) und seiner Satelliten. Und das blieb so bis zum (verdienten) Ende der Sowjetunion.

Und heute? Heute ist Putin der Alleinherrscher über alle Reußen, und anders als die früheren Generalsekretäre der KPdSU, die immerhin noch ihrer Partei gegenüber verantwortlich waren und jederzeit abgesetzt werden konnten, ist seine Macht praktisch unbeschränkt. Es gibt keine freie Presse, keine unabhängige Justiz, und die russische Duma ist nur das lächerliche Zerrbild eines Parlaments. Wer ein unvorsichtiges Wort sagt und denunziert wird, findet sich für Jahre im aktivierten Archipel Gulag wieder, unter Bedingungen, die menschenunwürdig zu nennen, eine fürchterliche Untertreibung wäre.

Und dann – nach der brutalen Zerstörung Grosnys, dem Überfall auf Georgien, der Besetzung des Donbass und der Eroberung der Krim, nach all diesen frechen, völkerrechtswidrigen Straftaten, denen niemand Einhalt geboten hat – nun der Vernichtungskrieg gegen das Nachbarland Ukraine, das für ihn nur noch „Rest-Ukraine“ ist, genauso wie für Hitler, nachdem er das Sudetenland „befreit“ hatte, der noch unbesetzte Teil Tschechiens die „Rest-Tschechei“ war. Und sage niemand, man könne Putin doch nicht mit Hitler vergleichen! Natürlich kann man das. Putins „Juden“ sind die „Nazis in Kiew“, die er vernichten will – und zwar buchstäblich. Sein Hündchen Medwedew, die Stimme seines Herrn, möchte am liebsten, wie er abends zur besten Sendezeit immer wieder verkündet – den gesamten Westen „in Asche“ verwandeln. Die Gewißheit, daß nur Minuten später auch Rußland nicht mehr existieren würde, dürfte ihn noch eine Weile von der Verwirklichung seiner Phantasien abhalten.

Wer aus Habgier oder Mordlust einen einzigen Menschen tötet, den nennt man Mörder. Und wie nennt man jemanden, der aus Großmannssucht Hunderttausende in den Tod schickt, der die junge Generation gleich zweier Nationen an der Front kaltblütig umkommen läßt?

Man nennt ihn Putin. Putin der Barbar.

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Ich aber sage euch: „Is halt so!“

Man sollte einmal – nach dem Vorbild von Mao Tsetungs kleinem roten Buch aus den 60er Jahren – ein Büchlein mit dem Titel „Worte des Vorsitzenden Habeck“ zusammenstellen. Oder gibt es das schon?

Gerade hat Robert Habeck bei einem Bürgerdialog den bayerischen Ministerpräsidenten Söder einer „tiefen Ahnungslosigkeit“ in fachlichen Dingen bezichtigt.

Hören wir doch einfach einmal ein paar Worte des Vorsitzenden Habeck, die seine fachliche Überlegenheit deutlich zeigen – er hat sie in seinem Wahlkreis geäußert (hier nachzulesen). Es geht um fehlende Milliarden (!) im Haushaltsplan:

Der Bundeshaushalt ist mit 450 Milliarden groß, grob gesprochen, da wird man drei Milliarden schon noch finden können.

Aber wir haben sie halt jetzt nicht gefunden. Das ist so ein bisschen – boah, wie soll ich sagen – is‘ halt so, ne.

Erinnert mich ein bißchen an Trump, der zwar keine Milliarden gesucht und nicht gefunden hat, aber 11.780 Wählerstimmen in Georgia. Was soll’s! Is ja beides kein großes Ding.

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„Burg Hülshoff Center for Literature“ oder: Ein Schirm ist viele Schirme ist viel Geschwurbel

Die Globalisierung macht vor nichts halt – auch nicht vor der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Wie kaum ein anderer Schriftsteller war sie ein Kind ihrer Landschaft und des Adelsgeschlechts, in das sie auf Burg Hülshoff hineingeboren wurde.

Das ficht aber eine Organisation nicht an, die sich im schönsten Deutsch „Burg Hülshoff Center for Literature“ (CfL) nennt. Erst durch seine Arbeit, schreibt das „Center“,

transformieren sich Burg und Landhaus zu offenen Foren.

Auf geheimnisvolle Weise ist dieses Center freilich mit einer Gruppe verbunden, die sich Shield & Shine – Die Vielen nennt und sich auf der Droste-Seite in aller Ausführlichkeit so vorstellen darf:

Der Kampf gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und
antidemokratische Stimmen organisiert sich, wird laut und setzt Zusammenhalt, Vielfalt, Engagement, Empowerment und Solidarität gegen Spaltung, Entrechtung, Ausgrenzung, Abschiebung, Verdrängung und Gewalt.

Man sieht schon aus diesen wenigen Worten, wie feinfühlig hier das Wesen der Drosteschen Dichtung erkannt und interpretiert wird. Im Flyer der VIELEN heißt es weiter:

Die Kunst viele zu bleiben, schafft gemeinsame Räume: Vom kleinsten Raum eines Gespräches unter einem Schirm über Diskussionen und Austausch im Foyer oder auf der großen Bühne bis hin zu Performances oder Flashmobs auf Marktplätzen und im öffentlichen Raum. Ein Schirm ist viele Schirme!

Jawohl – ein Schirm ist viele Schirme! Das mußte einmal gesagt werden. Die Droste hätte es nicht besser sagen können! Und mehr noch, die VIELEN Drosteforscher bieten auch allerlei Praktisches an:

Materialien, Hilfestellungen und Werkzeuge – mit und ohne glänzenden Schirmen, mit oder ohne goldenen Rettungsdecken.

Man achte einmal darauf, wie kühn hier die deutsche Sprache revolutioniert wird: „ohne glänzenden Schirmen“ und „ohne goldenen Rettungsdecken“! Das ist höchste Sprachkunst, in der Dativ und Akkusativ sich gleichsam dichterisch auflösen. Und das ist nur ein Beispiel von VIELEN! Es wird also niemand widersprechen, wenn das Center for Literature schreibt:

Die Arbeit des CfL macht das Erbe Droste-Hülshoffs für eine diverser werdende, mehrsprachige Gesellschaft, für ein internationales Publikum lesbar.

Ja! So wie die Frau an sich jahrhundertelang unsichtbar war und erst durch das Gendersternchen sichtbar wurde, so ist Annette von Droste-Hülshoff erst durch das hochdotierte Geschwafel und Geschwurbel dieses Centers lesbar geworden.

Die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, so kann man in der Wikipedia lesen,

ist eine nach der Dichterin Annette von Droste zu Hülshoff benannte Stiftung, die dem Erhalt der Wasserburg Hülshoff, der Förderung der mit der Namensgeberin verbundenen kultur- und literaturhistorischen Werte sowie der Unterstützung von Kunst, Kultur, Bildung und Erziehung verpflichtet ist. Die Stiftung wurde im Herbst 2012 gegründet und am 28. September 2012 von der Stiftungsbehörde anerkannt.

Alle drei Links zur Stiftung, die am Ende des Wikipedia-Artikels angegeben werden, führen ins Nichts. Das ist vielleicht besser so.

PS: Ich bin der Droste vor mehr als einem halben Jahrhundert in einer Vorlesung des Gießener Professors Clemens Heselhaus zum ersten Mal begegnet. Es war eine jener Vorlesungen, an die man sich auch nach einem halben Jahrhundert noch erinnert. Heselhaus hat in der Reihe Die Bibliothek deutscher Klassiker als Band 35 Droste-Hülshoffs Werke in einem Band herausgegeben. Sie bekommen dieses 1180 Seiten umfassende Buch inzwischen antiquarisch für ein paar Euro. Greifen Sie zu!

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Die Dragqueens samt Bacchus beim letzten Abendmahl – dumm und geschmacklos

Es war eine von Dutzenden von Szenen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris, und manchem wird sie in dem Allerlei gar nicht aufgefallen sein. Auch ich bin erst durch die Kritik der Kirchen auf sie aufmerksam geworden.

Da wird also, wie die Kritiker sagen, das letzte Abendmahl nachgestellt, aber die Szene ist doch eher bevölkert mit allem, was die queere Regenbogenszene hergibt: neben Bacchus eine sehr dicke Frau, ein Transgender-Model, merkwürdige Figuren, wohin man schaut – also ein Gruselkabinett, eine Art Freakshow, wie die Neue Zürcher Zeitung diese Szene zurecht nennt. Soll man sich jetzt darüber furchtbar aufregen? Eher nicht. Es ist einfach nur der schlechte Geschmack, wie man ihn von Regisseuren, bildenden Künstlern, Architekten und Eventmanagern immer öfter serviert bekommt – und natürlich ist es die mit Sexualität aufgheladene Ideologie, die mit tatkräftiger Unterstützung eines bestimmten politischen Lagers inzwischen in alle Bereiche des Lebens – wie ein Gift! – eingesickert ist. Was uns da laut und schrill anbrüllt, ist eher deshalb so ärgerlich, weil es alle Maßstäbe in der Kunst außer Kraft setzt.

Mario Vargas Llosa hat das in seinem (höchst lesenswerten!) kulturkritischen Buch „Alles Boulevard – Wer seine Kultur verliert, verliert sich selbst“ so formuliert:

Zu allen Zeiten gab es Gebildete und Ungebildete und zwischen den beiden Polen Menschen, die leidlich gebildet waren oder leidlich ungebildet, und diese Zuordnungen waren recht klar.

Heute ist das alles anders. Der Kulturbegriff wird derart weit gefasst, dass die Kultur sich verflüchtigt hat. Sie ist zu einem ungreifbaren Phantom geworden, einer bloßen Metapher. Denn kein Mensch ist mehr gebildet, wenn alle es zu sein glauben oder wenn der Inhalt dessen, was wir Kultur nennen, so verwässert ist, dass alle mit gutem Recht davon ausgehen können, dass sie gebildet sind.

Aber wer wie ich fast ein Dreivierteljahrhundert sehenden (und oft staunenden!) Auges auf der Welt ist, weiß zweierlei: erstens wird es Menschen mit schlechtem Geschmack (und auch richtig abscheuliche, böse, niederträchtige Menschen!) immer geben. Ob das jetzt mit der nicht ganz geglückten Schöpfung, dem freien Willen oder der Evolution zusammenhängt, tut nichts dazu. Zweitens: es ist alles endlich, alles ist einmal gekommen und wieder vergangen: die Dumpfheit der Adenauerzeit, die Sechziger mit ihrer Aufbruchsstimmung und ihrer wunderbaren, unerhörten Musik, die ein Geschenk der Geschichte (oder gar der Götter?) war, dann die Arroganz und Verbohrtheit der Achtundsechziger, der Niedergang der Jugendkultur in die Oberflächlichkeit von Markenkleidung und Kommerzmusik – bis hin zu den offfenbar nur noch am Sexuellen interessierten pressure groups unserer Tage, denen man nach ihrem (hoffentlich baldigen!) Abgang keine Träne nachweinen wird.

Und das ist vielleicht das Schönste und Wertvollste am Alter, daß man nicht nur die eigene Vergänglichkeit immer vor Augen hat, sondern auch das Dahinschwinden all der dummen Moden und Lächerlichkeiten, die sich selbst natürlich ungeheuer ernst nehmen.

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Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Das sind die USA – da kann nämlich ein Mann mit dem Wortschatz eines Achtjährigen zu einem aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten werden!

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