Die Globalisierung macht vor nichts halt – auch nicht vor der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Wie kaum ein anderer Schriftsteller war sie ein Kind ihrer Landschaft und des Adelsgeschlechts, in das sie auf Burg Hülshoff hineingeboren wurde.
Das ficht aber eine Organisation nicht an, die sich im schönsten Deutsch „Burg Hülshoff Center for Literature“ (CfL) nennt. Erst durch seine Arbeit, schreibt das „Center“,
transformieren sich Burg und Landhaus zu offenen Foren.
Auf geheimnisvolle Weise ist dieses Center freilich mit einer Gruppe verbunden, die sich Shield & Shine – Die Vielen nennt und sich auf der Droste-Seite in aller Ausführlichkeit so vorstellen darf:
Der Kampf gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und
antidemokratische Stimmen organisiert sich, wird laut und setzt Zusammenhalt, Vielfalt, Engagement, Empowerment und Solidarität gegen Spaltung, Entrechtung, Ausgrenzung, Abschiebung, Verdrängung und Gewalt.
Man sieht schon aus diesen wenigen Worten, wie feinfühlig hier das Wesen der Drosteschen Dichtung erkannt und interpretiert wird. Im Flyer der VIELEN heißt es weiter:
Die Kunst viele zu bleiben, schafft gemeinsame Räume: Vom kleinsten Raum eines Gespräches unter einem Schirm über Diskussionen und Austausch im Foyer oder auf der großen Bühne bis hin zu Performances oder Flashmobs auf Marktplätzen und im öffentlichen Raum. Ein Schirm ist viele Schirme!
Jawohl – ein Schirm ist viele Schirme! Das mußte einmal gesagt werden. Die Droste hätte es nicht besser sagen können! Und mehr noch, die VIELEN Drosteforscher bieten auch allerlei Praktisches an:
Materialien, Hilfestellungen und Werkzeuge – mit und ohne glänzenden Schirmen, mit oder ohne goldenen Rettungsdecken.
Man achte einmal darauf, wie kühn hier die deutsche Sprache revolutioniert wird: „ohne glänzenden Schirmen“ und „ohne goldenen Rettungsdecken“! Das ist höchste Sprachkunst, in der Dativ und Akkusativ sich gleichsam dichterisch auflösen. Und das ist nur ein Beispiel von VIELEN! Es wird also niemand widersprechen, wenn das Center for Literature schreibt:
Die Arbeit des CfL macht das Erbe Droste-Hülshoffs für eine diverser werdende, mehrsprachige Gesellschaft, für ein internationales Publikum lesbar.
Ja! So wie die Frau an sich jahrhundertelang unsichtbar war und erst durch das Gendersternchen sichtbar wurde, so ist Annette von Droste-Hülshoff erst durch das hochdotierte Geschwafel und Geschwurbel dieses Centers lesbar geworden.
Die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, so kann man in der Wikipedia lesen,
ist eine nach der Dichterin Annette von Droste zu Hülshoff benannte Stiftung, die dem Erhalt der Wasserburg Hülshoff, der Förderung der mit der Namensgeberin verbundenen kultur- und literaturhistorischen Werte sowie der Unterstützung von Kunst, Kultur, Bildung und Erziehung verpflichtet ist. Die Stiftung wurde im Herbst 2012 gegründet und am 28. September 2012 von der Stiftungsbehörde anerkannt.
Alle drei Links zur Stiftung, die am Ende des Wikipedia-Artikels angegeben werden, führen ins Nichts. Das ist vielleicht besser so.
PS: Ich bin der Droste vor mehr als einem halben Jahrhundert in einer Vorlesung des Gießener Professors Clemens Heselhaus zum ersten Mal begegnet. Es war eine jener Vorlesungen, an die man sich auch nach einem halben Jahrhundert noch erinnert. Heselhaus hat in der Reihe Die Bibliothek deutscher Klassiker als Band 35 Droste-Hülshoffs Werke in einem Band herausgegeben. Sie bekommen dieses 1180 Seiten umfassende Buch inzwischen antiquarisch für ein paar Euro. Greifen Sie zu!