Ein Fundstück über die „Thorheit“

Es stammt aus dem dritten Buch der Essais von Michel de Montaigne (1533-92):

Die Thorheit ist eine böse Eigenschaft: allein, sie nicht vertragen können, sich darüber erzürnen und grämen, dieß ist eine andere Schwachheit, die nicht weniger beschwerlich, als die Thorheit, ist.

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Cathérine Deneuve, #metoo und die unerträgliche Hysterie in den Asozialen Netzwerken

Die Empörung über wirkliche sexuelle Belästigungen (wie in der Kölner Silvesternacht) und wirkliche Vergewaltigungen ist nicht nur berechtigt, sie wird von jedem normalen Menschen geteilt. Sie sind eine Sache für den Staatsanwalt, und wo die Gesetze nicht ausreichen, müssen die Gesetze angepaßt werden. Unter solchen Taten leiden die Opfer oft noch nach Jahren, und es ist gut, wenn Frauen, ermuntert durch immer neue Berichte in der Presse, den Mut finden, darüber zu reden.

ABER – und dieses Aber ist sehr wichtig! – man muß zwei Dinge dabei im Auge behalten.

Erstens:
Es geht nicht an, daß sich irgendwelche Gruppen in den Asozialen Netzwerken (immer unter dem Schutz der Anonymität!) an die Stelle der ordentlichen Gerichte setzen. Die Unschuldsvermutung gilt für jeden, ob er nun Kevin Spacey oder Max Mustermann heißt. Ob sich ein Mensch der Belästigung oder Vergewaltigung schuldig gemacht hat, kann nur, ich wiederhole: nur! ein Richter entscheiden. Und erst wenn dessen Urteil rechtskräftig geworden ist, steht seine Schuld fest. Alles andere wäre Lynchjustiz, es wäre sogar mit der hysterischen Hexenjagd früherer Jahrhunderte vergleichbar – und genau damit haben wir es jetzt zu tun. Der Rechtsstaat, eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie, wird ausgehebelt und dem dubiosen „Volksempfinden“ von selbsternannten Aktivistinnen untergeordnet. Da kann jeder einen Prominenten mit Vorwürfen denunzieren, und noch ehe sich ein Gericht damit beschäftigt hat, ist er in seiner zivilen Existenz schon vernichtet: ohne Anklage, ohne Urteil – nicht „im Namen des Volkes“ also, sondern „im Namen eines Hashtags“. Kachelmann ist es so ergangen, und auch Spacey wird ganz ohne ordentlichen Prozeß vernichtet, und das heißt: er kann sich nicht einmal gegen die Anschuldigungen aus dem Internet wehren, er ist zu einer Unperson geworden. Seine Serie wird abgesetzt, seine Rolle aus geplanten Filmen entfernt, und vielleicht wird man auch seine großen Leistungen für alle Zeit verschweigen, die Auszeichnungen zurückverlangen – und seinen Namen schwärzen, wie man es im alten Rom mit den unliebsamen Kaisern gemacht.

Wie diese Infamie funktioniert, kann man an der Reaktion auf den in Le Monde veröffentlichten Diskussionsbeitrag von hundert französischen Frauen ablesen. Auch Cathérine Deneuve, die große Schauspielerin, hat ihn unterzeichnet. Hier sind ein paar Auszüge, den gesamten Text im Wortlaut habe ich immer noch nicht gefunden:

Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression.

Dieses Fieber, die ‚Schweine‘ zur Schlachtbank zu führen (…), dient in Wahrheit den Interessen der Feinde sexueller Freiheit, der religiösen Extremisten, der schlimmsten Reaktionäre und derjenigen, die meinen (…), dass Frauen ‚besondere‘ Wesen sind, Kinder mit Erwachsenengesicht, die nach Schutz verlangen.

Die Frauen um Deneuve fordern „die Freiheit, jemandem lästig zu werden („une liberté d’importuner“), die „für die sexuelle Freiheit unerlässlich“ sei. Wohlgemerkt: das französische Verb „importuner“ heißt „lästig sein“ und hat mit unseren viel enger definierten Wörtern „sexuelle Belästigung“ oder englisch „sexual harassment“ nichts zu tun. Gemeint sind eben die dummen Sprüche von dummen Männern, die natürlich lästig sind, aber doch um Himmels willen kein Fall für den Staatsanwalt. Was macht nun unsere fortschrittliche Presse aus dieser vernünftigen Entgegnung auf die amerikanische #metoo-Hysterie?

Nur zwei Beispiele:

Männer müssen belästigen dürfen (Stern)

Catherine Deneuve fordert „Freiheit zu belästigen“ (Tagesspiegel)

Hier wird die Aussage der Frauen bewußt verfälscht, um eine reißerische Überschrift zu erzeugen: Fake News.

Zweitens:
Die #metoo-Kampagne reduziert die Frauen auf eine fragwürdige Opferrolle und möchte am liebsten um jede Frau einen Stacheldrahtzaun errichten, dem man sich als Mann nur unter größter Vorsicht nähern darf (so wie etwa die männliche Spinne seiner Partnerin). Schweden zum Beispiel will in Zukunft jeden Sex als Vergewaltigung ahnden, dem nicht alle Beteiligten „ausdrücklich“ zugestimmt haben. Andernfalls (so ist hier nachzulesen)

droht eine Verurteilung wegen Vergewaltigung, auch ohne erkennbare Auseinandersetzung oder Gewalt. In welcher Form die Zustimmung erfolgen muss, ist bislang unklar.

Vielleicht auf einem Formblatt, das man für alle Fälle mit sich führt? „Im Grunde“, so der schwedische Regierungschef, sei die Botschaft einfach:

Man bringt in Erfahrung, ob der, mit dem man Sex haben will, auch Sex haben will. Ist das unsicher, lass es sein.

Jeder weiß, daß der Puritanismus zum festen Erbe der amerikanischen Gesellschaft gehört. Aber warum dulden wir, daß diese religiöse Bigotterie jetzt auch Europa erfaßt? Und was ist das überhaupt für ein Menschenbild, das die Aktivistinnen diesseits und jenseits des Atlantiks uns allen aufdrängen wollen? Doch offensichtlich, daß die Frauen arme, schwache Wesen sind, die ohne besonderen Schutz nicht existieren können.

Aber das ist ja das eigentlich Schlimme an dieser postfeministischen Kampagne: daß sie alles in einen Topf wirft – von der dummen Anmache bis zur Vergewaltigung. Alles, einfach alles ist Sexismus. Soll also in Zukunft jede Annäherung eines Mannes an eine Frau unter der Fuchtel des Staatsanwalts stehen?

Als ob man so etwas Schönes, Aufregendes, Abenteuerliches wie die Sexualität in eine prüde, auf juristischem Weg durchgesetzte Moral zwängen könnte!

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Eine äußerst intelligente Buchkritik bei Amazon – Gratulation!

Wir verschweigen das besprochene Buch und den Namen des Rezensenten, aber die Kritik selbst ist so schön, daß wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:

alles perfekt genau wie vorgestellt produkt passt lieferzeit passt details passen alles gut alles perfekt genau wie vorgestellt produkt passt lieferzeit passt details passen alles gut.

Wunderbar! Alles gut! Alles paßt! Perfekt!

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Die primitive Strategie von Gauland, Storch & Co. – und alle fallen darauf herein!

Das geistige und politische Potential dieses Haufens, der sich AfD nennt (und der mit der guten alten Lucke-AfD nun wirklich gar nichts mehr zu tun hat!), ist eher bescheiden. Eine einzige Taktik beherrscht diese „Partei“ aber perfekt: provozieren und dann die dadurch ausgelöste Empörung als Beweis der eigenen Positionen verkaufen.

Diesmal hat man die Frau von Storch vorgeschickt mit ihren „gruppenvergewaltigenden Männerhorden“. Es beginnt das bekannte Ritual: alle fortschrittlichen, linken, grünen Menschen regen sich furchtbar auf (ja, haben die denn von der AfD ausgewogene, sachliche Diskussionsbeiträge erwartet?) und rufen nach dem Staatsanwalt. Daß Storchs Twitter-Account zeitweise gesperrt wird, läßt die Strategie der AfD vollends gelingen. Jetzt kommt nämlich die Litanei von der „Zensur“ und der „Lügenpresse“ („darf man das in Deutschland nicht mehr sagen?“) – ein in den Augen der dummpopulistischen Taktiker gelungenes quod erat demonstrandum.

Die Reaktion der „fortschrittlichen“ Menschen in unseren Parteien beweist, daß sie es in der politischen Dummheit durchaus mit der Gegnerin aufnehmen können.

Voll hereingefallen!

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Allen meinen Lesern

wünsche ich ein frohes, gesundes und glückliches Jahr 2018!

Neujahr, Jahr, Silvester, Jahreswende

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Positive Nachricht Nr. 3: Wir sind die „alten Freunde“ des Sultans

Alle Jahre wieder: zwischen Heiligabend und Neujahr gibt es hier in meinem Giftgrünen Tagebuch nur positive Nachrichten!

Hier ist die Nr. 3:

Ach, Freundschaft ist doch etwas Schönes! Da wird einem ganz warm ums Herz, etwa, wenn der großmächtige Sultan aus seinem Munde folgende Worte spricht:

Wir haben keine Probleme mit Deutschland, den Niederlanden oder Belgien. Im Gegenteil sind die Regierenden in diesen Ländern meine alten Freunde.

Also, wer hätte das gedacht?

Es gab Probleme, aber unsere letzten Gespräche waren überaus gut.

Ist der „Hans“ also doch kein alter Nazi mehr?

Da möchte man mit Schiller ausrufen: Wie schön ist es, „eines Freundes Freund zu seyn“!

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Positive Nachricht Nr. 2: Aus dem schönen Alpenland

Alle Jahre wieder: zwischen Heiligabend und Neujahr gibt es hier in meinem Giftgrünen Tagebuch nur positive Nachrichten!

Hier ist die Nr. 2:

Das „Alpenpanorama“ (fast jeden Morgen von 7.30 bis 9 Uhr auf 3sat zu sehen) ist für mich eine der schönsten Fernsehsendungen überhaupt. Es sendet anderhalb Stunden lang Live-Schwenks aus den Alpen. Jeder Schwenk dauert ca. 45 Sekunden – und ist immer für Überraschungen gut: manchmal kriechen Spinnen oder Fliegen über die Kameralinse, oder der Schwenk funktioniert nicht richtig und zeigt statt eines Panoramas einen häßlichen Hinterhof. Im Moment ist die erste Viertelstunde am schönsten, da ist es noch dunkel, und man sieht in den kleinen Dörfern, die sich oft in eine Mulde drücken, nur die beleuchteten Fenster. Später werden die Berge, wenn das richtige Wetter da ist,  langsam in Rosa getaucht, ehe die Sonne aufgeht und den Schnee zum Glänzen bringt.

Wunderschön!

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Positive Nachricht Nr. 1: Aus dem schönen Erdoganistan

Alle Jahre wieder: zwischen Heiligabend und Neujahr gibt es hier in meinem Giftgrünen Tagebuch nur positive Nachrichten!

Hier ist die Nr. 1:

Die Türkei muß ein glückliches Land sein. Da hat Erdogan nach dem Putsch 150.000 Bedienstete aus dem Staatsdienst entlassen, mit einem Federstrich. Und es hat wunderbar funktioniert! Das stelle man sich einmal in Deutschland vor: eine Flut von Klagen, Prozessen vor den Arbeits- und Verwaltungsgerichten bis hinauf zum Europäischen Gerichtshof wären die Folge. Das gesamte öffentliche Leben würde zusammenbrechen.

Und in der Türkei? Alles paletti!

Aber der Sultan setzt noch eins drauf: im kommenden Jahr will er auf einen Schlag mehr als 110.000 neue Staatsbedienstete einstellen. Auch das stelle man sich einmal in Deutschland vor: bis da so viele geeignete Kandidaten gefunden und gründlich nach den strengen rechtlichen Vorschriften ausgebildet wären, bis man auch ihre Finanzierung gesichert hätte – da würden Jahrzehnte vergehen.

Nicht so in der Türkei. Da genügt ein Befehl des Sultans. Warum? Weil überall  zwischen Istanbul und dem Van-See Zehntausende von staatstreuen, gut ausgebildeten Menschen schon bereitstehen und nur auf den Ruf des Sultans warten.

Und wer ist deshalb ganz furchtbar neidisch? Natürlich – der Hans.

Der „Hans“ – das sind wir. So nennt der Sultan nämlich die Deutschen, weil das bei uns heutzutage einer der häufigsten Vornamen ist.

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Frohe Weihnachten

Weihnachten, Weihnachtsbaum, Christbaumund ein glückliches neues Jahr wünsche ich allen meinen Lesern!

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Gustav Stresemann oder Horst Wessel?

Die Redewendung kennt jeder: daß sich ein Toter „im Grabe umdreht“, weil er sich gegen posthume Vereinnahmung nicht mehr wehren kann. Giordano Bruno gehört zu diesen armen Verblichenen, er wird von den plumpesten Atheisten unserer Zeit als Namensgeber einer „Giordano-Bruno-Stiftung“ mißbraucht. Jetzt also Stresemann: denn (man höre und staune!) ausgerechnet die AfD möchte zur Einsparung von Steuern eine gemeinnützige Stiftung gründen und nach dem Nobelpreisträger Gustav Stresemann benennen.

Ich habe seit Jahren AfD-Reden (fast bis zum Erbrechen!) gehört – und finde, daß eine

Horst-Wessel-Stiftung e.V.

dieser Partei viel angemessener wäre.

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