Schon vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle über den Homo hystericus berichtet, eine neuentdeckte Säugetierart, die vor allem in Deutschland ihr Unwesen treibt. Die Hoffnung, daß man ihre Ausbreitung eindämmen könne, war leider vergebens, im Gegenteil: ihre Zahl scheint sich immer weiter zu erhöhen. Die Ursache mag vor allem darin liegen, daß diese Tierart leicht reizbar ist und sich aus diesem Grunde immer neue Opfer für ihre Bissigkeit sucht. Besonders die Männchen fletschen gern die Zähne.
Wenn man der Primatenforschung Glauben schenken kann, hat sich inzwischen eine neue Unterart herausgebildet: der Homo hystericus ssp. dieselophobus. Er verfügt über einen hochentwickelten und spezialisierten Geruchssinn, der ihn befähigt, mit Diesel betriebene Kraftfahrzeuge schon aus großer Entfernung wahrzunehmen. Wissenschaftler haben beobachtet, daß die Tiere dabei sofort Anzeichen von enormer Aggressivität zeigen: die Gesichtszüge entgleisen, Männchen schlagen sich trommelnd auf die Brust, selbst die Weibchen stellen sich drohend auf die Hinterbeine. Kommt ihnen ein Dieselfahrzeug zu nahe, kreisen sie es ein und schüchtern es durch Scheinangriffe ein.
Aber wie kommt es zu einem so auffälligen und irrationalen Verhalten? Was macht diese Unterart des Homo hystericus so aggressiv? Sind es vielleicht die Duftstoffe, die in diesem Kraftstoff enthalten sind?
Die Ethologen sind sich nicht einig. Der in Deutschland weitverbreitete Homo hystericus ist ja trotz allem ein vernunftbegabtes Säugetier. Einige Wissenschaftler machen deshalb noch nicht entdeckte Hormone für sein Verhalten verantwortlich, andere – und das halte ich für plausibler – glauben eher an eine genetische Veranlagung, also an eine Art Hysterie-Gen, das diese Primaten auf einem anhaltend hohen Erregungsniveau hält. Die Ambivalenz dieses Zustandes liegt darin, daß die eigentlich negativen, an Aggressivität geknüpften Emotionen im Homo hystericus zugleich (womöglich mithilfe von Dopaminausschüttungen) starke Glücksgefühle auslösen.
Es macht ihn glücklich, hysterisch zu sein – so könnte man diesen Deutungsversuch zusammenfassen.
Eine inzwischen wohl ausgestorbene Unterart des Homo hystericus war übrigens die vor einem halben Jahrhundert noch überall häufige ssp. waldsterbenianus. Ihr Bestand dürfte inzwischen erloschen sein. Auch um die ssp. energiewendianus, die vor sechs, sieben Jahren noch in großer Individuenzahl über die deutschen Fluren streifte und manchen Wanderer erschreckte, ist es ruhig geworden. Ab und zu freilich kann man sie auch heute noch in freier Wildbahn beobachten, wenn sie sich etwa – vor allem in der Nähe von Kohlekraftwerken – zu kleinen Gruppen zusammentun und sich dabei in jenen beglückenden, rauschhaften Erregungszustand versetzen, der nur ihnen eigen ist.
Auf jeden Fall sollte der Homo hystericus von der Wissenschaft viel intensiver erforscht werden, als es bisher geschehen ist.