Janukowitsch ist in ernsthaften Schwierigkeiten. Das undankbare Volk will ihn in die Wüste schicken. Gut, daß er da seinen Blutsbruder Putin hat. In den nächsten Tagen, so läßt Janukowitsch mitteilen, werde er Putin in Moskau aufsuchen.
Nun hat der Genosse Putin schon mit dem kleinen, aber aufmüpfigen Georgien kurzen Prozeß gemacht und kurzerhand seine glorreiche Armee hineingeschickt. Was, wenn ihn nun der Präsident der Ukraine um Hilfe bittet, weil er sich des aufmüpfigen Volks nicht mehr erwehren kann?
Was tun, Genosse Putin? Wäre es nicht schön, Mütterchen Rußland im Westen zu arrondieren und die Ukraine wieder dem russischen Reich zuzuführen? Noch dazu mit der Krim und ihrer subtropischen Wärme? Gell, da kommst du ins Grübeln, Wladimir Wladimirowitsch?!
Andererseits: deine Genossen Soldaten sind ja 1968 auch in die Tschechoslowakei einmarschiert. Erinnerst du dich noch? Da warst du noch ein junger Bursch von 16 Jahren. Auch damals haben irgendwelche „Persönlichkeiten“ deine Armee „um Hilfe gerufen“. Das hat dann amtlicherseits, also von der sowjetischen Nachrichtenagentur Tass, so geklungen:
TASS ist bevollmächtigt zu erklären, daß sich Persönlichkeiten der Partei und des Staates der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik an die Sowjetunion und die anderen verbündeten Staaten mit der Bitte gewandt haben, dem tschechoslowakischen Brudervolk dringend Hilfe, einschließlich der Hilfe durch bewaffnete Kräfte, zu gewähren.
Ach, das waren noch Zeiten, gell, Wladimir Wladimirowitsch? Da tut man sich heute schon ein bißchen schwerer. Mit den Frauen von Pussy Riot nimmst du es natürlich auf, die sind im Arbeitslager, ehe sie sich’s versehen (obwohl das ja eigentlich keine Heldentat von dir war), auch eine Handvoll Greenpeace-Aktivisten verschwindet mir nichts, dir nichts im Gefängnis. Aber das halbe ukrainische Volk?
Das überlegt man sich.
Ich höre dich seufzen, Wladimir Wladimirowitsch: ach, wenn man könnte, wie man wollte!