In der gestrigen Ausgabe hat der F.A.Z.-Feuilletonredakteur Christian Geyer eine (nicht gerade originelle) Art von Greisenbeschimpfung über alte Menschen am Steuer veröffentlicht. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er sich am Vortag über einen bedächtig dahinfahrenden Menschen im vorgerückten Alter geärgert. Es ist eben alles eine Sache der Perspektive.
Daß junge Männer zwischen 18 und 28 die größte Gefahr im Straßenverkehr darstellen, könnte ihm jeder Statistiker erklären, aber gegen die, lieber Herr Geyer, kommt man nicht an, gell? Das versuchen wir gar nicht erst. Aber die Alten, die kann man von Arzt zu Arzt schicken, und am besten geben sie ihren Lappen gleich freiwillig ab. Was es heißt, nach all den gesundheitlichen Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt, auch noch auf die letzte Mobilität zu verzichten, das können Sie sich mit Ihren 53 Jahren offenbar noch nicht vorstellen.
Aber keine Angst – das alles wird auch auf Sie zukommen.
Mir jedenfalls wird eher übel, wenn ich die jungen Herren am Steuer sehe, mit dröhnenden Boxen, die selbst bei geschlossenen Fenstern noch die Umgebung zum Vibrieren bringen, mit Handy und Zigarette in der Hand und quietschenden Bremsen vor der roten Ampel. Und ich empfinde auch keine Freude, wenn ich an die vielen toten jungen Menschen denke, die Woche für Woche nachts auf der Heimfahrt von der Disco den jungen (noch ganz unvergreisten!) Autofahrern zum Opfer fallen.
Geradezu absurd wird Geyers Artikel, wenn der Autor seine Angst vor der „lobbyistisch vermachteten Debatte über einen Führerschein-Check für Senioren“ bekennt. Eine Lobby für Senioren? Ach, schön wär’s ja – aber so etwas gibt es leider nicht. Und mit ein paar unfreundlichen Leserbriefen wird ein F.A.Z.-Redakteur doch wohl umgehen können.
So malt der Herr Redakteur das Zerrbild des „halsstarrigen Rentners“ (so wörtlich!), unterstützt vom Verkehrsminister, der sich „dumm stellt“, und dem bösen ADAC, der „auf Freiwilligkeit setzt“. Alle unterstützen sie auch noch den gefährlichen Greis, der einen Unfall nach dem anderen baut! Nur der Herr Feuilletonredakteur, der traut sich, die Wahrheit zu sagen – denn nicht in vino, sondern im Feuilleton liegt die Wahrheit.
Warum freilich das Feuilleton der F.A.Z. einem so einseitigen und ganz offensichtlich aus persönlicher Animosität heraus geschriebenen Meinungsbeitrag Platz auf der ersten Seite einräumt, erschließt sich mir nicht.