Kaiser Franz und die Sklaverei

Gagarin, der erste Mensch im Weltraum, soll nach seiner Rückkehr gesagt haben, er habe Gott dort nicht gesehen – das war für ihn (und natürlich für die atheistische Sowjetunion) der Beweis, daß es Gott nicht geben kann.

Er hat ihn ja nicht gesehen!

Franz Beckenbauer sagte kürzlich über Qatar, wo die „Gastarbeiter“ beim Bau der Fußballstadien fast wie Sklaven gehalten werden:

Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Qatar gesehen. Die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendwelchen Büßerkappen auf dem Kopf.

Es gibt also keine Sklaven dort. Er hat sie ja nicht gesehen!

Es ist immer ein bißchen peinlich, wenn man Zeuge wird, wie ein Mensch geistig und moralisch an seine Grenzen stößt.

Si tacuisses …

Hätte Beckenbauer, ehe er vor den Kameras den Mund aufmachte, ein bißchen nachgelesen (und sei es nur im Internet!), er hätte gewußt, daß die Araber über Jahrhunderte hinweg eine Nation von Sklavenhändlern waren. Das sollte man übrigens in einer Zeit, in der Muslime mit vorwurfsvollem Timbre in der Stimme von den christlichen Kreuzzügen sprechen, getrost aussprechen dürfen.

Der Handel mit Schwarzafrikanern war bis ins 20. Jahrhundert hinein eine bedeutende Einkommensquelle arabischer Kaufleute. In Qatar, um das es hier geht, wurde die Sklaverei erst 1952 (!) abgeschafft – zumindest offiziell. Bis heute besteht dort das System der Kafala: ausländische Arbeiter sind fast rechtlos, sie müssen ihre Pässe abgeben und dürfen ihren Aufenthaltsort nur mit Erlaubnis des Arbeitgebers wechseln. Ihr Status ähnelt dem von Zwangsprostituierten, und die qatarischen Firmen, die sie ausbeuten, handeln nicht viel anders als gewöhnliche Zuhälter.

Aber vielleicht stimmt das alles ja auch gar nicht, denn – der Kaiser Franz hat nichts gesehen.

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