Wer regelmäßig oder wenigstens hin und wieder einen evangelischen Gottesdienst besucht, weiß um das Problem. Wer Zeitung liest, auch.
Man fragt sich immer wieder: ist das überhaupt noch eine Kirche, der es um Gott geht? Oder ist es eine Art Linkspartei, geführt von überaus fortschrittlichen Frauen, mit dem Schwerpunkt „Schwule, Lesben, Transsexuelle“, Regenbogen, alternative Lebensentwürfe, Segen für alle und alles? Will hier eine Konfession noch linker sein als Die Linke und noch fortschrittlicher als die Grünen?
Ich selbst, das muß ich hier öffentlich eingestehen, bin weder schwul noch transsexuell. Ich weiß, das ist ein Makel, und manche Pfarrerin wird an dieser Stelle die Stirn runzeln. Aber es kommt noch schlimmer: ich lebe – als Mann! – seit über 30 Jahren mit einer Frau (!) zusammen. Dafür möchte ich mich, nach Lektüre des Positionspapiers ohnehin zerknirscht, ausdrücklich entschuldigen. Es hat sich halt so ergeben. Ich kann nichts dafür. Wenn ich gewußt hätte, wie wichtig es ist, schwul, lesbisch oder wenigstens transsexuell zu sein, hätte ich der evangelischen Kirche diesen Wunsch erfüllt. Bestimmt!
Aber kommen wir jetzt zu Günther Beckstein. Er hat schon 2009 Praeses der Synode werden wollen, ist damals aber durchgefallen. Ein Mann an der Spitze der Synode – das geht gar nicht. Immerhin wurde er, ein bißchen wohl aus Mitleid mit einem alten Mann, zum Stellvertreter von Katrin Göring-Eckardt gewählt. Jetzt hat sich Beckstein nach dem Rücktritt von Göring-Eckardt erneut beworben – und ist wieder durchgefallen.
Das hat drei Gründe.
Erstens ist er immer noch ein Mann.
Zweitens ist er immer noch alt – sogar noch älter als bei seiner letzten Bewerbung.
Und drittens nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er ist, wie man früher gesagt hätte, ein Franke „von altem Schrot und Korn“. Bei mehreren Gelegenheiten soll er sogar das „Positionspapier“, das fortschrittliche Protestantinnen so lieben, weil es die alternativen Lebensentwürfe heiligt, heftig angegriffen haben. Und mehr noch: er hat die evangelische Kirche aufgefordert, „frommer“ zu werden. Frommer! Ja, in welcher Welt lebt denn der alte Mann? Und dann spricht er auch noch von einer „Theologie der Energiesparlampe“ und macht sich frech über den Fortschritt lustig.
Das geht gar nicht!
Also haben die fortschrittlichen Synodalinnen und Synodalen ihn scheitern lassen und statt seiner – Irmgard Schwaetzer gewählt. Was ausgerechnet sie jetzt zu dieser Position besonders befähigen könnte, habe ich trotz mehrfacher Lektüre ihrer Biographie noch nicht herausgefunden.
Wahrscheinlich genügt es, daß sie evangelisch und – eine Frau ist.