In Syrien sind sieben Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds verschleppt worden, vier von ihnen sind gottlob wieder freigekommen – aber nicht davon will ich berichten, sondern von einem merkwürdigen Wort. So liest es sich:
Entführte Nothelfer in Syrien freigelassen (Spiegel)
Von den in Syrien verschleppten Nothelfern sind vier wieder in Freiheit (Zeit)
IKRK-Nothelfer in Syrien entführt (Basler Zeitung)
Sieben Nothelfer in Syrien vermisst (Welt)
IKRK-Nothelfer in Syrien entführt (Tagesanzeiger)
Die Tatsache, daß fast alle Zeitungen zumindest in der Überschrift das Wort „Nothelfer“ verwenden, legt die Vermutung nahe, daß es von einer Nachrichtenagentur in Umlauf gesetzt wurde.
Aber müssen denn fast alle deutschen Zeitungen ein selten dummes und völlig falsches Wort einfach übernehmen? Nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung, hinter der offenbar wirklich kluge Köpfe stecken, hat auf das Wort verzichtet.
Das Wort Nothelfer, liebe Journalisten, ist ein durch und durch christliches Wort. Es bezeichnet Heilige, die man anrufen kann, wenn man in Not ist. Jeder einzelne der vierzehn Nothelfer ist für ganz besondere Nöte zuständig: der eine für Koliken, der andere für die Todesstunde, wieder andere für die Gebärenden oder die Epileptiker. Wer schon einmal in der prächtigen Basilika Vierzehnheiligen war, wird sie alle gesehen haben.
Nur eines sind alle diese Nothelfer nicht: Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.
Ich vermute, da hat sich irgendein Agenturmitarbeiter gedacht: „Nothelfer“, das klingt irgendwie gut, viel besser als das einfache „Helfer“.
Und schon schreiben alle unsere Journalisten diesen Schmarrn nach.