31 Millionen zum ersten, zum zweiten … 40 Millionen! – Oder: Der arme, herzensgute Bischof und die böse Presse

Große Bauvorhaben laufen neuerdings ständig aus dem Ruder: Stuttgart 21, die Elbphilharmonie, der Hauptstadtflughafen. Kostenvoranschläge sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Selbst einfachste Additionen (Pisa!) werden offenbar nicht mehr beherrscht. Jede dieser Fehlkalkulationen ist ein Ärgernis, aber sie sind offenbar immer folgenlos: schon beim nächsten Bauprojekt beginnt das böse Spiel von neuem.

Der Fall Tebartz-van Elst liegt freilich anders. Während man von Politikern ohnehin nicht viel Gutes erwartet, muß man an einen Kirchenmann doch wohl höhere moralische Anforderungen stellen. Natürlich ist auch er ein Mensch, und damit fehlbar wie alle Menschen, aber in einem solchen Fall sollte er in sich gehen und Reue zeigen. Davon ist leider nichts zu merken. Trotzig beharrt er darauf, daß alles gut sei – und schiebt, obgleich er selbst den Bau bis ins kleinste Detail beeinflußt und immer wieder verändert hat, die Verantwortung für die ausufernden Kosten dem Generalvikar und dem Vermögensverwaltungsrat zu. Sein ganzes Verhalten im Lauf dieser Affäre – das jahrelange Vertuschen der wahren Kosten, das Leugnen der eigenen Verantwortung, die Flucht vor der Öffentlichkeit, auch der heimliche Flug nach Rom, um Erzbischof Zollitsch zuvorzukommen – zeigt, soviel Psychologie mag erlaubt sein, einen schwachen, uneinsichtigen und unreifen Menschen, der in dieses Amt nicht gehört. Um sein eigenes Amt zu retten, nimmt er ungerührt in Kauf, daß nicht nur sein Bistum, sondern die ganze Kirche Schaden nimmt.

In der causa Tebartz-van Elst trennt sich auch unter den Amtsbrüdern des Bischofs die Spreu vom Weizen. Während die große Mehrheit vorsichtig, aber doch deutlich vernehmbar von ihm abrückt, gibt es doch auch Freunde, die in der Not zu ihm halten. Kardinal Meisner zum Beispiel, der auch in diesem Fall sein schlichtes Weltbild zeigt. Für ihn sind die Medien schuld, die sich gegen den braven Bischof verschworen haben. Und vor allem Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der einflußreiche Präfekt der römischen Glaubenskongregation, den Papst Franziskus leider im Amt bestätigt hat. Das alles sei nur eine Medienkampagne und eine „Erfindung von Journalisten“, meint er.

Wer so redet, wo doch die Wahrheit in Dokumenten und glaubwürdigen Aussagen überall zu greifen ist, dem muß man ein ähnlich getrübtes Verhältnis zur Wahrheit unterstellen wie dem Limburger Bischof selbst.

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