Das Limburger Diözesanzentrum – eine „optische Bereicherung“ der Stadt?

Die Stadt Limburg hat sich jetzt im Streit um das neue „Diözesane Zentrum“ des Bischofs Tebartz-van Elst zu Wort gemeldet. Wenn man weiß, daß Städte, Gemeinden und Bürgermeister mit Inbrunst das Geschwätz der Architekten nachäffen, darf man sich über die Einlassungen der Sprecherin der Stadt Limburg  nicht wundern.

Alle bisher veröffentlichten Bilder zeigen, daß dieses „Ensemble“ neben einem der schönsten Dome in Deutschland eine Ausgeburt der Häßlichkeit ist. Die Stadt Limburg ist anderer Meinung – weiß der Himmel warum.

Es sei „optisch eine Bereicherung“, sagt die Sprecherin. Ja, hat sie dieses Machwerk einmal mit offenen Augen betrachtet? Hat sie nicht wahrgenommen, was für eine Dissonanz von ihm ausgeht? Oder hat sie, wie es heute in den Kommunen üblich ist, die Lyrik des Architekturbüros kritiklos übernommen?

Die meisten Sakralbauten der letzten fünfzig, sechzig Jahre sind in ihrem Versuch, „modern“ zu sein, von geradezu erschütternder Häßlichkeit. Das kann nur bestreiten, wer keinen Sinn mehr für Schönheit und Ästhetik hat. Die Erbauer der alten Dome und Kirchen hatten diesen Sinn noch. Sie haben – von der großen Kathedrale bis hinab zur Dorfkirche – Bauten geschaffen, auf denen das Auge heute noch mit Wohlgefallen ruht. Ihnen ist es eben nicht um Extravaganz, um Stilbrüche, Dissonanzen und Modernität gegangen, sondern um Schönheit und Harmonie.

Warum dieses häßliche, ohne ästhetische Maßstäbe zusammengewürfelte „Ensemble“ (man muß es in Anführungszeichen setzen, weil ein Ensemble ja gerade eine Harmonie zwischen den einzelnen Teilen voraussetzt) eine Bereicherung für Limburg sein soll, kann ich nicht begreifen. Es ist – ganz im Gegenteil – eine Verschandelung, die angesichts des schönen Doms in unmittelbarer Nähe das Auge förmlich beleidigt.

Limburg ist so eine schöne Stadt – und da muß man ausgerecht diese architektonische Sünde als „optische Bereicherung“ bezeichnen?

Vielleicht liegt es daran, daß das Stadtbauamt als Genehmigungsbehörde während der ganzen Bauzeit „in enger Verbindung mit dem Bauherrn“ gestanden hat. Da muß man die Sache natürlich ein bißchen schönreden. Mit den Baukosten habe Limburg ohnehin nichts zu tun: „Es liegt in der Hand des Bauherren, welche Materialien er auswählt.“ Architektonisch sei die Anlage „durchaus gelungen“ und passe in die Altstadt.

Ob die Sprecherin selbst glaubt, was sie da sagt?

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