Die evangelische Kirche, das weiß man, springt gern auf aktuelle Trends. Das hat sie auch jetzt wieder mit ihrer „Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie bewiesen. Wenn alles nur noch von „Schwulen, Lesben, Transsexuellen“ redet, will sie nicht zurückstehen.
Ihr „erweiterter Familienbegriff“ umfaßt zum ersten Mal – jetzt sozusagen auch kirchenamtlich – homosexuelle Partnerschaften. Der Begriff der Familie, der sprachlich und historisch immer eindeutig war, wird damit völlig entwertet: die traditionelle Familie ist nur noch eine von hundert möglichen (und gleichwertigen!) Formen des Zusammenlebens. Als könne sie nicht nur über ihre Theologie, sondern auch über die deutsche Sprache verfügen, macht die protestantische Kirche aus dem Wort „Familie“ eine Worthülse, in die man jeden, wirklich jeden Inhalt füllen kann.
Eines sollte sie aber wissen: es macht einen Unterschied, ob man einer Minderheit das Recht gibt, frei und ohne Diskriminierung so zu leben, wie sie das will – oder ob man vor lauter Unterwürfigkeit gegenüber dem Zeitgeist die ganze Welt nur noch mit den Augen dieser Minderheit sieht.