Bin ich eigentlich der einzige, der mit Staunen registriert, wie unser Land immer kindischer wird?
Man sieht es vor allem daran, wie und worüber wir lachen. Man kann über Valentin und Polt und Loriot lachen Und man kann – über Mario Barth lachen. Dazwischen liegen Welten. Das hat ganz und gar nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern nur mit Niveau.
Aber die Sache mit dem Kindischen geht noch viel tiefer. Man hat manchmal das Gefühl, als seien viele Menschen auf der Flucht vor der Wirklichkeit, vor dem „Ernst des Lebens“. Auch das ist noch nichts Schlimmes, die kleinen Fluchten hat es immer gegeben, man braucht sie auch. Wenn aus den vielen kleinen Fluchten aber eine große, das ganze Leben bestimmende Flucht wird, dann wird es bedenklich. Dann gibt es nur noch die läppischen Witzchen, das Herumkaschperln, das Pubertieren, und man drückt sich vor allem, was im Leben groß und wichtig ist.
Nur nicht erwachsen werden! Im Fernsehen, in der Werbung, sogar in der Kirche – wir werden überall angesprochen, als wären wir kleine Kinder.
Humor ist etwas ganz Anderes. Humor setzt immer eine tiefe Einsicht in das Menschliche und seine Abgründe voraus. Über wirklichem Humor schwebt ein großes trotzdem: wir kennen alles, auch die Nachtseite des Menschen, seine dauernde Gefährdung – und wir sind trotzdem guter Dinge.
Wenn wir also lachen, dann lachen wir trotzdem.
Das Kindische in unserer Zeit ist etwas völlig Anderes. Es beruht nicht auf Einsicht, sondern auf Verweigerung und Verdrängung. Alles, was dem menschlichen Leben erst Statur und Tiefe und Würde gibt, wird ausgeblendet oder lächerlich gemacht. Deshalb auch die Konzentration auf den Unterleibswitz, das Zotige, das sich bei diesen Comedians (wie sie sich dreist nennen) immer mehr in den Vordergrund drängt.
Wie ein Harnisch, wie ein eherner Zwang legt sich diese dumme Albernheit um die Menschen und schnürt sie ein.
So kommt eine ganze Generation, die nicht mehr gelernt hat, was Humor wirklich ist, über das blöde Grinsen nicht hinaus.