Der Fall Barilla – oder: werden die „User“ immer mehr zu hemmungslosen Stoßtrupps?

Zunächst einmal der Auslöser des neuesten shitstorms.

Der Chef des italienischen Nudelkonzerns Barilla, Guido Barilla, hatte in einem Radiointerview folgendes gesagt:

Wir werden keine Werbung mit Homosexuellen schalten, weil wir die traditionelle Familie unterstützen. Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen.

Sein Konzern habe „eine etwas andere Kultur“, die Familie sei „einer der zentralen Werte“ seines Unternehmens.

Das war also alles? Ja, so etwas genügt heute, damit bei den „Usern“ die Hölle losbricht. Boykottaufrufe, Häme, üble Beschimpfungen. Warum? Weil jemand sagt: die Familie, die ganz normale Familie aus Vater, Mutter und Kindern ist das wichtigste Gut in unserer Gesellschaft. Ja, ist sie das denn nicht? Natürlich ist sie das. Aber um das zu verstehen, braucht man schon das Wissen um ein paar tausend Jahre Kulturgeschichte. Man braucht ein bißchen Verstand. Zum Tanzen auf dem Christopher Street Day braucht man keinen Verstand. Zu einem feigen shitstorm im Internet im Schutz der Anonymität braucht man weder Mut noch Verstand.

Diese User werden immer mehr zu den Muslimen der westlichen Welt: sie warten förmlich auf Anlässe, um sich zu erregen, ja sie sind immerfort in einem Zustand ständiger hochgradiger Erregtheit. Nichts ist ihnen fremder als Besonnenheit, Nachdenklichkeit und gelebter common sense.

Und sie fühlen sich als Ankläger und Richter in einer Person, obwohl sie keinerlei demokratische Legitimation haben. Gerade das macht die Sache so gefährlich. Jedes halbstarke Bürschchen – wir haben es ja erlebt! – kann im Netz zur Lynchjustiz aufrufen. Es wäre damals fast zu einer Katastrophe gekommen, zum Angriff auf einen nachweislich Unschuldigen.

Wir sollten deshalb endlich aufhören, das Internet als einen Hort der Demokratie und der Freiheit zu sehen.

Man kann in diesem Medium fast alles tun oder lassen, ohne eine Verantwortung dafür zu übernehmen. Ein Vorbild für das wirkliche Leben ist das wahrhaftig nicht.

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