Der herzensgute Justizminister der Vereinigten Staaten, Eric Holder, hat in einem Brief an seinen russischen Amtskollegen geschrieben, der „Verräter“ Snowdon müsse „nicht mit der Todesstrafe rechnen“. Und – man höre und staune! – er „würde auch nicht gefoltert“.
Das ist aber jetzt wirklich lieb vom Justizminister der mächtigsten Nation der freien Welt. Es stärkt mein Vertrauen in die USA ungemein, wenn sie nicht einmal einen so bösen Menschen wie Snowdon foltern will.
Apropos Snowdon: wir haben so viele hochdotierte Preise für fast alles – Literaturpreise, Kunstpreise, einen Karlspreis, einen Friedenspreis usw. Da müßte sich doch einer finden lassen, den man Snowdon (möglichst bald!) verleihen könnte. Und dann aber nicht nur freies Geleit zusichern, sondern politisches Asyl auf Lebenszeit für einen Menschen, der unter Einsatz seines Lebens die kriminellen Machenschaften des US-Geheimdienstes aufgedeckt hat.
Oder soll Snowdon etwa für den Rest seines Lebens in einem dieser dubiosen südamerikanischen Staaten leben?
Wir geben fast jedem Armutsflüchtling Asyl (oder wenigstens eine Duldung), der nur von unserem Sozialsystem profitieren will – und Snowdon weisen wir zurück? Das ist erbärmlich. Auch der Bundespräsident, der erst jetzt Snowdon ein bißchen „Respekt“ zollt, hat sich in dieser Sache nicht so verhalten, wie man es von ihm erwartet hätte.
Wir sollten diese peinliche Haltung, dieses devote Kuschen vor dem American friend, endlich aufgeben. Ja, mehr noch: die europäischen Staaten müßten eigentlich darin wetteifern, wer von ihnen Snowdon eine sichere Heimstatt gewähren soll.
Das ist – auch – eine Sache der Ehre.
Hier geht es darum, unsere Verfassung und die Bürgerrechte gegen einen hochgradig kriminellen Angriff eines Geheimdienstes zu verteidigen.
Auf die Kanzlerin, das hat man wieder einmal gesehen, wird man sich dabei nicht verlassen können. Sie will sich, wie immer, einfach nur durchmogeln.