Der Anfang vom Ende des Springer-Verlags

Ein Verlag richtet sich zugrunde – und wir können sagen, wir sind dabeigewesen.

Springer verscherbelt sein Tafelsilber, darunter Blätter wie die Hörzu, das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost – ein Paket von fast einer Milliarde Euro. Damit hat sich der Verlag „publizistisch selbst entkernt“, wie der Spiegel zurecht schreibt. Die Witwe des Verlegers, Friede Springer, die als Mehrheitsaktionärin im Verlag das Sagen hat, hat diesem geschäftlichen Harakiri offenbar zugestimmt. „Das Alte ist vergangen, wirklich vergangen“, sagt sie.

So einfach ist das.

In Wirklichkeit ist es so, daß man im Vorstand des Springer-Verlags offenbar von einer Art Cyber-Imperium ohne gedrucktes Wort träumt, einem deutschen Google oder Amazon vielleicht, auf jeden Fall aber von einem Online-Imperium ohne das, was das Herz eines Zeitungsverlags ausmacht: gute Journalisten.

Es ist dies ein Irrweg, den der Springer-Verlag, der jetzt nur noch Bild und die schwächelnde Welt hält, teuer bezahlen wird.

Alles nämlich, was journalistisch gut ist im Internet, stammt von den Journalisten der gedruckten Blätter. Ohne sie kann man kein gutes Blatt, ohne sie kann man auch keine Gewinne machen. Wer Traditionsblätter mitsamt ihren Journalisten ausgerechnet an einen Konzern verkauft, der selbst Mitarbeiter entlassen muß, zeigt damit nur, wie wichtig ihm seine Journalisten sind.

Das Alte ist vergangen? Nein – man hat es verscherbelt.

Jetzt könnte man Vergleiche zu einem der bedeutendsten deutschen Buchverlage ziehen, der auch von einer Witwe geführt wird. Aber das verkneife ich mir. Es wäre frauenfeindlich, männlich-chauvinistisch und überhaupt politisch völlig unkorrekt.

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