Et ego in Novolandia – oder: Die abenteuerliche Reise unseres Innenministers ins Neuland

Ja, wahrhaftig – auch er hat sich, wie Angela Merkel, ins Neuland gewagt!

Unser Innenminister, der vor ein paar Tagen die USA mit seinen „offenen Worten“ über das Ausspionieren der Deutschen in Angst und Schrecken versetzt hat, weiß jetzt, wie man die Ausspähung durch unsere amerikanischen Freunde verhindern kann. Das Schöne dabei: die Politik muß gar nichts tun!

Aber fangen wir einmal bei der philosophischen Grundlage seiner Argumentation an:

Die technischen Möglichkeiten zur Ausspähung existieren nun einmal, deshalb werden sie auch genutzt.

Tja, da kann man nichts machen, nicht wahr? Auch die technischen Möglichkeiten, einen Menschen zu ermorden (Pistolen, Messer, Gift), existieren nun einmal – deshalb werden sie auch genutzt. Was also tun?

Da die Regierung Merkel nichts tun kann (oder will) und beim atlantischen Partner auf Granit beißt, bleibt nur eines: der Bürger schützt sich selbst! Aber wie? Das hat uns Friedrich noch nicht verraten – jedenfalls habe ich alle Zeitungen abgegrast, ohne irgendetwas Konkretes über diesen Selbstschutz zu erfahren. Überall lese ich nur immer wieder das neue Mantra des Innenministers: der Bürger muß sich selbst schützen!

Jetzt darf man freilich mit Friedrich nicht zu hart ins Gericht gehen – das Internet ist schließlich Neuland für ihn, und daß er da einiges durcheinanderbringt, sollte man ihm nicht verübeln. Er meint wahrscheinlich, daß man in sozialen Netzwerken usw. nicht zuviel von sich preisgeben sollte. Das ist ein frommer Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird, denn wenn niemand mehr etwas von sich preisgibt, gibt es auch keine sozialen Netzwerke mehr.

Mit der Ausspähung der ganzen Welt durch Obamas Geheimdienste hat das freilich nur am Rande zu tun. Sie speichern ja die gesamte Kommunikation jedes einzelnen Bürgers: alles, was er schreibt, mailt, am Telefon sagt, jede Internetseite, die er besucht, jeden Dialog über Whatsapp oder Outlook – einfach alles.

Wenn sich der Bürger selbst dagegen schützen soll, müßte er vollständig aufhören, mit irgendjemandem auf der Welt noch zu kommunizieren. Also: keine Briefe mehr verschicken, Laptop und Smartphone in den Müll werfen, nicht mehr telefonieren, nur noch still und stumm im Kämmerlein sitzen.

Nein, lieber Onkel Friedrich, das geht gar nicht.

Es ist schließlich die vornehmste Aufgabe der staatlichen Organe, unsere Verfassung gegen jeden Angriff zu verteidigen. Diese Pflicht kann man nicht auf die Bürger abwälzen.

Das muß im übrigen auch für einen Minister gelten, der seine ersten Schritte im Neuland macht.

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