Gerade in einer Zeit, in der überall – in China, in Rußland, in Venezuela und jetzt gerade in der Türkei – lauter große Menschen lauter große Taten vollbringen, ist es vielleicht nicht unangebracht, einmal einen radikalen Gegenentwurf zu dieser Großmannsucht anzuhören. Er stammt von Adalbert Stifter. In einem Albumblatt für das Freifräulein Emilia von Schlechta hat er dieses „sanfte Gesetz“, wie er es an anderer Stelle nennt, 1947 so formuliert:
Die großen Thaten der Menschen sind nicht die, welche lärmen, obgleich zuweilen die Wunder des Augenbliks, z.B. plötzliche Aufopferung, Hingebung und dergleichen groß seyn können; aber in der Regel sind die Eingebungen von Affekten, die eben so gut und sogar meistens Schwäche seyn können; das Große geschieht so schlicht, wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides – darum ist irgend eine Heldenthat unendlich leichter und auch öfter da, als ein ganzes Leben voll Selbstbezwingung, unscheinbaren Reichthum und freudigen Sterben.