Erdogan will also „Stärke demonstrieren“?

So liest man es, zum Beispiel hier.

Ach, lieber Erdogan, Du willst also die letzten Bäuerchen aus Anatolien herankarren, um es der undankbaren Jugend einmal so richtig zu zeigen? Und das hältst Du für Stärke?

Und die Polizisten, die Du überall auf die Demonstranten hetzt, damit sie für Dich die Drecksarbeit erledigen (sechs von ihnen haben in den letzten Tagen Selbstmord begangen, weil sie den Druck nicht mehr ertragen haben) – auf ihrem Rücken willst Du also „Stärke“ demonstrieren?

Nein, das ist wirklich keine Stärke.

Alles, was Du in den letzten Jahren getan hast, war Teil eines Masterplans, den man mit einem einzigen Wort beschreiben kann: Islamisierung. Du hast Dich dabei sehr geschickt angestellt, das muß man Dir lassen. In ganz kleinen Schritten bist Du vorgegangen, in baby steps sozusagen, aber das Ziel hast Du nie aus den Augen verloren. Erst hast Du die alte kemalistische Elite ins Gefängnis geworfen, dann die letzten aufmüpfigen Journalisten. Das Fernsehen ist Dir inzwischen so untertan, daß es über die Unruhen, die sich wie ein Flächenbrand ausgebreitet haben, nicht einmal mehr berichtet. Die Schere ist in ihrem Kopf! Sie wissen: der Onkel Erdogan kann sehr ungemütlich werden, wenn man ihn reizt. Also schweigt man lieber – und berichtet über Pinguine.

Aber, noch einmal gefragt: ist das Stärke?

Wahrhaftig nicht.

Du hältst Dich für einen großen Staatsmann, das kann man jeder Deiner Reden entnehmen. Aber jetzt werde ich Dir ein Geheimnis verraten, lieber Onkel Erdogan: Du bist kein Staatsmann, und ein großer schon gar nicht. Staatsmännisch wäre es nämlich gewesen, die streitenden Parteien in Istanbul und anderswo an einen Tisch zu bringen und über die Zerstörung der alten Städte zu diskutieren. Aber nichts liegt Dir ferner als das. Wir vom „Christenklub“ (so nennst Du uns ja immer liebevoll) können uns da auf ein Wort berufen, das nicht nach Deinem Geschmack sein wird – Du kannst es bei Matthäus (5,9) nachlesen:

Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.

Frieden zu stiften – das wäre Deine Aufgabe als wirklicher Staatsmann gewesen. Statt dessen drohst Du großmäulig, daß Du eine halbe Million Deiner Anhänger auf die Demonstranten hetzen kannst. Natürlich kannst Du das – wer zweifelt denn daran? So machen es doch alle: Ahmadineschad im Iran, Putin in Rußland, Mursi in Ägypten. Das sind Politiker von Deinem Schlage. Und so wirst Du also am Wochenende Deine Anhänger zu Hunderttausenden in die Schlacht schicken, damit sie der unbotmäßigen Jugend Deines Landes den Garaus machen.

So ein Staatsmann bist du!

Es kann gut sein, daß es Dir auch diesmal gelingt, mit Bauernschläue und Gewalt den Widerstand zu ersticken. Aber selbst wenn es so weit kommt – verloren hast Du jetzt schon. Denn alle Welt sieht jetzt, wie klein Du – der selbsternannte Lehr- und Zuchtmeister der ganzen islamischen Welt – in Wirklichkeit bist.

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