Angela Merkel – eine Frau mit Vergangenheit?

Die Treibjagd geht also weiter, und die Jäger haben sich jetzt ein echtes Stück Großwild vorgenommen: die Kanzlerin. Haben sie ihr Wild auch erlegt?

Ich habe das Buch von Ralf Georg Reuth und Günter Lachmann nicht gelesen, aber was die Presse (zum Beispiel hier) darüber schreibt, ist so aufregend wie altbackenes Brot.

Angela Merkel war FDJ-Funktionärin? Nein, das gibt’s doch wohl nicht! Abgründe tun sich auf! Das alles hat sie zwar schon hundert Mal selbst erzählt („Ich war keine Heldin, ich habe mich angepaßt“), aber wenn man keine Fakten hat hat, wird halt geraunt, vermutet, angedeutet:

Wie nah stand die junge Merkel dem SED-Regime, dass sie Reisen machen, studieren und wissenschaftlich arbeiten durfte?

Das ist die übliche Masche im investigativen Journalismus: dunkle Fragen, geheimnisvolles Raunen, Stochern im Nebel – irgendetwas wird schon hängenbleiben.

Ich bin wirklich kein Freund von Angela Merkel, im Gegenteil: ich halte ihre Energie- und Finanzpolitik für verhängnisvoll. Aber wenn jetzt selbstgerechte, in einem freien Land aufgewachsene Journalisten prominente Politiker bis in ihre Kindheit hinein verfolgen und in Archiven wühlen, um ihnen etwas anzuhängen, dann finde ich das zutiefst unanständig.

Man kann doch nicht einen Menschen, der in Nazideutschland oder in der DDR aufgewachsen ist, 50 Jahre später dafür anklagen, daß er kein Widerstandskämpfer war! Widerstandskämpfer waren immer nur einige wenige, denn dazu gehört viel, viel Mut, und kaum einer der Journalisten, die heute so selbstgerecht investigativ arbeiten, da bin ich sicher, hätte diesen Mut gehabt.

Also: bitte ein bißchen weniger investigativ, wenn es geht! Es gibt an der Merkelschen Politik genug zu kritisieren, dazu muß man nun wirklich keine verstaubten Akten aus der DDR einsehen.

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2 Antworten zu Angela Merkel – eine Frau mit Vergangenheit?

  1. Kalix sagt:

    Aber richtig daneben; es geht nicht um Widerstand gegen das SED-Regime, es geht um aktive Mitarbeit in erster Reihe; wo sie als Schülern im Garten von Habermann photographiert wurde, als dieser von der STASI rundum beobachtet wurde. Im Gymnasium war sie verantwortlich für Agitation und Propaganda; hat zusätzlich für Geldspenden geworben, die für Waffenkäufe an terroristischen Gruppen in Afrika gesammelt wurden. Während ihres Studiums war sie in Moskau; nur möglich bei „ganz“ strammer Parteihaltung und IM-Verpflichtung; gerade in Moskau bei dem großen Bruder hat die STASI alles ausgeforscht, was auszuforschen war. Nach Rückkehr zur „Akademie der Wissenschaften“ war Frau Merkel sofort verantwortlich für Agitation und Propaganda. Ein schweizer Satiremagazin aus Bern veröffentlichte einen Artikel über die DDR-Karriere der Frau Merkel mit einem Photo; orientiert an die Fahndungsposter im „Wilden Westen“; „WANTED“ Das Urteil des Kantonsgerichtes in Bern: Das Photo darf wegen der Persönlichkeitsrechte nicht weiter veröffentlicht werden; der Artikel bleibt wie er ist; „es ist dem Bundeskanzleramt nicht gelungen zu beweisen, dass Frau Merkel nicht IM Erika ist“. Im Bundeskanzleramt zu Lasten des Steuerzahlers ist eine ganz Abteilung nur damit beschäftigt, Angriffe auf Merkel wegen ihrer DDR-Vergangenheit abzuwehren; dass zu verniedlichen als FDJ-Mitgliedschaft, ist schon perfid.

    • Lupulus sagt:

      Mitarbeit in erster Reihe? Das ist mehr als übertrieben. War sie mit Erich und Margot befreundet? Nach über 60 Lebensjahren bin ich allergisch gegen solche haßerfüllten, mit dunklen Andeutungen gespickten Vermutungen. Aber jagt ruhig weiter, ihr Freunde der großen Treibjagden.

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