Stephen Hawking fliegt nicht nach Israel

Auch unter Künstlern und Intellektuellen gibt es Moden. Der Geist der Zeit weht kräftig in Bücher und Wissenschaften hinein, und erst recht in politische Meinungen.

Zur Zeit sind Angriffe auf Israel en vogue. Damit wird eine Tradition wieder aufgenommen, die besonders unter linken Intellektuellen schon immer beliebt war. Der bisher schlimmste Ausdruck dieses Ungeistes war das bösartige Gedicht „Was gesagt werden muß“ von Günter Grass. Jetzt hat sich auch der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking in die Schar der Kritiker eingereiht.

Um Kritik geht es freilich nicht: die ist nicht nur erlaubt, sie ist sogar dringend nötig. Gerade die israelische Siedlungspolitik, die eine friedliche Lösung des Problems fast unmöglich macht, kann nicht entschieden genug kritisiert werden.

Trotzdem: die Kritik hinterläßt oft einen üblen Nachgeschmack. Man kritisiert an Israel – immerhin die einzige Demokratie im Nahen Osten – fast alles, an seinen Nachbarn fast nichts. Und was sind das für Nachbarn? Despotische, feindselige Regime, die – ob sie es nun offen aussprechen oder nicht – allesamt den Staat Israel von der Landkarte tilgen möchten. Wer darüber kein Wort verliert und immer nur Israel angreift, sollte einmal darüber nachdenken, warum er Israel und seine Gegner mit so unterschiedlichen Maßstäben mißt.

Stephen Hawking hat jetzt offenbar seine Teilnahme an einer bedeutenden Konferenz in Israel abgesagt. Er schloß sich damit, wie Reuters meldet,

zahlreichen Akademikern an, die mit ihrem Boykott Israel auf internationaler Bühne isolieren wollen.

Deutlicher kann man die radikale Einseitigkeit der Kritik, die aus einer geradezu perfiden Doppelmoral gespeist wird, nicht ausdrücken. Wie im Grass’schen Gedicht macht man auch hier Israel zum Täter und deckt über die Verbrechen seiner Gegner den Mantel des Schweigens. Da schwingt auch immer noch die fast romantische Verklärung der Palästinenser mit, wie man sie in der linken Bewegung seit den 60er Jahren gepflegt hat.

Israel darf man nach Herzenslust kritisieren. Aber dann sollte man auch einmal seinen Mund aufmachen, wenn es um Hamas und Hizbullah, um die Muslimbrüder und um all die anderen Regime, Bewegungen und Gruppen geht, die das Volk Israel lieber heute als morgen ins Meer treiben möchten.

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