Stephen Hawking – Gibt es eine Schöpfung ohne Schöpfer?

Das ist nicht nur eine semantische Frage. Hawking beläßt es bei der Beschreibung der Welt zwar beim alten Begriff Schöpfung, aber einen Schöpfer, das hat er vor drei Jahren in seinem Buch „Der Große Entwurf“ schwarz auf weiß niedergeschrieben, einen Schöpfer braucht man dazu nicht. Die Schöpfung sei „nicht auf die Intervention eines übernatürlichen Wesens oder Gottes angewiesen“.

Nun ist es so eine Sache mit den Physikern (besonders den Astrophysikern): sie haben es von Berufs wegen mit dem gesamten Kosmos zu tun, deshalb verfallen viele von ihnen einer Hybris, die sie alle Grenzen der Erkenntnis mißachten läßt. Sie glauben, daß sie – nur weil sie Physiker sind – gleichzeitig sichere Urteile oder doch zumindest wohlbegründete Vermutungen über jenen Bereich des Seins abgeben können, der bisher das Reich von Philosophie und Theologie war. Sie usurpieren also ohne viel Federlesens benachbarte Disziplinen, ohne dafür das nötige Rüstzeug zu haben.

Wenn sich ein Physiker wie Hawking über Gott oder die Zeit vor dem Urknall äußert, dann tut er das – und das kann man gar nicht entschieden genug hervorheben – nicht mehr als Physiker, sondern als Mensch wie jeder andere.

Das ist sein gutes Recht, wie das jedes vernunftbegabten Menschen, aber seinen Ruhm als Physiker darf er in diesen fremden Bereich nicht mitnehmen. Deshalb nennt man dieses Reich ja Transzendenz, also eben das, was die Grenzen der menschlichen Vernunft übersteigt.

Wenn Hawkins meint, er habe jetzt die Nichtexistenz Gottes bewiesen (oder doch zumindest plausibel gemacht), dann erliegt er wie viele Naturwissenschaftler vor ihm eben dieser Respektlosigkeit vor den Grenzen seiner Wissenschaft.

Aber nicht jeder Astrophysiker denkt so. Der Münchener Astrophysiker Harald Lesch zum Beispiel geht mit den Grenzen seiner Wissenschaft viel entspannter um. Er diskutiert gerne (und auch öffentlich) mit Freunden aus Philosophie und Theologie, und er respektiert die Mauer, die niemand – und hätte er auch den schärfsten Verstand – überschreiten (lat. transcendere) kann.  Das macht auch seine Sendungen im Fernsehen so interessant.

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