Die Mörder von Boston

Einen größeren Kontrast kann man sich kaum vorstellen. Am Morgen auf CNN die Suche nach den Mördern von Boston gesehen, und dann am Abend: ein Konzert unserer Musikschule. Während das Orchester Solveigs Lied aus Peer Gynt spielte, mußte ich immer wieder an die beiden armseligen Kreaturen aus Tschetschenien denken, deren Lebensziel es wurde, möglichst viele unschuldige Menschen zu töten – oder wenigstens zu verstümmeln. Die beiden waren ja kaum älter als die jungen Musiker auf der Bühne, aber offenbar hatte ihnen niemand beigebracht, was ein glückliches, erfülltes Leben ausmacht. Sie hatten jede Möglichkeit dazu, aber sie sind den anderen Weg gegangen.

Jetzt schreit ihr Onkel in die Mikrophone, und die Eltern behaupten trotzig, irgendein „Bastard“ habe ihre Kinder in eine Falle gelockt. Sie seien doch wahre Engel gewesen.

Es ist wie immer (genau wie bei den Amokläufen): niemand will schuld daran sein, daß so viele junge Männer ihr Leben vergeuden – die Brüder nicht, die Eltern nicht, und auch die Imame und Prediger nicht. Ja, wir wissen es: Islam heißt Friede, Islam heißt Toleranz. Aber seien wir einmal ehrlich: niemand kommt von selbst auf die Idee, so ein abscheuliches, heimtückisches Verbrechen zu begehen. Niemand freut sich, wenn anderen Menschen die Gliedmaßen zerfetzt werden. Es braucht eine lange Zeit (und ein entsprechendes Umfeld), bis man ein solches Stadium der Verrohung erreicht hat. Vieles gehört zu diesem verhängnisvollen Umfeld: die Erziehung zum Haß, vor allem gegen den „Westen“, also Israel und die USA, die dummen Rituale der Männlichkeit, völliger Mangel an Mitgefühl und Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen – und auch eine starre Religion, die der Gewalt sozusagen den Segen von oben gibt.

Warum hat der Onkel, der sich jetzt lautstark von seinen Neffen absetzt, ihnen nicht, als sie kleiner waren, gezeigt, wie schön das Leben sein kann? Warum hat er ihnen – nur als Beispiel – nicht ein Instrument gekauft und sie in die Musikschule geschickt? Warum hat er ihnen nicht gezeigt, wie spannend es ist, ein Buch zu lesen oder in ein Museum zu gehen?

Das alles ist mir durch den Kopf gegangen, als die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne so schön musiziert haben. Von ihnen, da bin ich sicher, wird niemand irgendwo auf der Welt in einen Dschihad ziehen.

Gewalt – das kann man gar nicht oft genug sagen – ist niemals ein Zeichen von Stärke, es ist ein Zeichen äußerster Schwäche. Ein selbstbewußter Mensch hat Gewalt nicht nötig.

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