Europa ist kaputterweitert worden

Das muß man sich einmal vorstellen: da bettelt ein Land lieber Putin an, als die erpresserischen Auflagen der reichen Europäer hinzunehmen. Politisch klug ist das nicht, denn wenn Zypern von Putin überhaupt Geld bekommt, dann wird es vergiftetes Geld sein – aber verstehen kann man es doch. Man lebt und arbeitet doch nicht für die Banken und die Finanzmärkte!

Merkel und all die anderen Führer der reichen Nationen haben kein Gespür dafür, daß auch kleine und arme Länder wenigstens einen Rest an Stolz und Würde behalten wollen. Sie handeln nach einem Prinzip, das man nach einem Buch des amerikanischen Senators Fulbright arrogance of power nennen könnte: kalt, ohne Empathie und Mitgefühl wird ein Finanzplan exekutiert, wo man doch schon mit etwas Küchenpsychologie wissen müßte, daß man damit nur ohnmächtigen Zorn erzeugt. Und dieser Zorn, auch wenn er oft das Maß der guten Sitten überschreitet, ist mehr als berechtigt.

Wie kommt es denn, daß in Griechenland, das in seiner ganzen Geschichte immer die größten Sympathien für Deutschland hatte, auf einmal so ein Haß auf Merkel, Schäuble & Co. entstanden ist? Weil Merkel und die anderen Regierungen mit unbarmherziger Kälte exekutieren, was ihnen die Finanzmärkte nahelegen. Das Griechenland, das ich seit Jahrzehnten kenne, gibt es  heute nicht mehr. Es ist von uns ohne jedes Mitleid zu einem Land der Dritten Welt degradiert worden.

Was ist das aber für ein elendes Zerrbild von Europa, wenn Märkte und dubiose Rating-Agenturen über das Wohl und Wehe ganzer Nationen entscheiden! Und was sind das für Politiker, die in ihrer ungeheuerlichen Dummheit sagen, wenn der Euro scheitere, dann scheitere Europa! Dieses Europa, wie wir es heute haben, kann nicht mehr scheitern, es ist schon gescheitert. Es ist ein aufgeblähter Moloch, maßlos erweitert bis zur Handlungsunfähigkeit.

Die Summe von Egoismen macht nämlich noch kein Bündnis, erst recht keinen Bundesstaat. Es ist alles zu groß geworden, zu unförmig. Wo es in einem kleinen Kreis von sechs oder acht Staaten noch möglich gewesen ist, auch die größten Probleme zu lösen,  herrscht jetzt eine Zentrifugalkraft, die sich immer mehr verstärkt. Nur ein entschlossener Rückbau dieses Gebildes, wie ihn Enzensberger gefordert hat, könnte Europa – vielleicht! – retten.

Aber dazu haben die Politiker, die uns heute regieren, nicht den Mut. Wenn dann, wie im Fall Merkel, das Herumwursteln ohne Konzept und Verstand auch noch mit hohen Umfragewerten belohnt wird, muß man alle Hoffnung fahrenlassen.

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