Der Papst und die Zärtlichkeit

Unsere jungen, durch und durch säkularisierten und in ihrer Arroganz nicht nur geistlich armen User wird das nicht interessieren, aber für sie schreibe ich nicht, und sie interessieren mich auch immer weniger. Sie haben sicher auch kein Interesse dafür, daß der Papst das Verhältnis Josefs zu Maria so beschreibt:

Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht.

Also, das ist nicht gerade die Beschreibung eines deutschen Internetusers. Rücksichtsvoll? Demütig? Treu? Und das alles auch noch im Stillen?

Nichts liegt dem User ferner. Der User ist nicht still, der User schreit. Und was schreit er? LESBEN! SCHWULE! TRANSSEXUELLE! KONDOME!

Aber lasset die User toben.

Ich habe mir heute einmal die Predigt von Papst Franziskus angeschaut, die er am Tag seiner Amtseinführung gehalten hat. Sein Kernsatz ist:

Non abbiate paura della tenerezza.

Das heißt auf deutsch: „Habt keine Angst vor der Zärtlichkeit!“ Es ist ein merkwürdiges Wort in einer Papstpredigt, aber es steht da nicht zufällig. Sechsmal kommt das Wort Zärtlichkeit in seiner kurzen Predigt vor.

Tenerezza. Ist das nicht ein schönes Wort?

Der Papst verwendet es, um die Gefühle Josefs für Maria zu beschreiben, die er nach dem Willen des Engels behüten soll. Im Alten Testament hatte es noch geheißen: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Aber Josef bekommt ausdrücklich den Auftrag, custos zu werden, also: seine Frau zu behüten. Franziskus sagt dazu (hier nachzulesen):

Das sich Kümmern, das Hüten verlangt Güte, es verlangt, mit Zärtlichkeit gelebt zu werden. In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!

Ich kann nur staunen, welche Persönlichkeiten immer wieder innerhalb der katholischen Kirche heranwachsen. Johannes Paul II., Benedikt XVI. – und jetzt Franziskus. Alle in ihrer Persönlichkeit völlig verschieden voneinander, aber doch: große Päpste alle drei.

Ja, auch Franziskus, obgleich er erst wenige Tage im Amt ist. Auf sein Pontifikat kann man sich schon freuen.

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