Der Tugendfuror – oder: #user sind doof

Selten habe ich mich über ein Wort so gefreut – und erst recht, weil unser Bundespräsident es geprägt hat. Seine Europarede fand ich eher enttäuschend, mit vielem war ich ganz und gar nicht einverstanden. Aber „Tugendfuror“ – das ist wunderbar!

Wenn so ein Tugendfuror herrscht, bin ich weniger moralisch, als man es von mir als ehemaligem Pfarrer vielleicht erwarten würde.

Ich selbst kann die Tugendhaftigkeit dieser „User“ (etwa in der Sexismusdebatte) kaum mehr ertragen. Der User an sich stinkt mir einfach. Er ist inzwischen so empörungsbeflissen wie ein rechtgläubiger Muslim, nur nach der anderen, der fortschrittlichen Seite hin. Und er ist immer zornig! Er wartet nur auf einen falschen Zungenschlag, auf ein falsches Wort. Und dann geht es los – aber heidudeldei! Da brummt einem der Schädel vor #hashtags, shit storms und anderen Schweinereien.

Ach, ihr Userinnen und User, ihr Kämpferinnen und Kämpfer – macht doch einfach mal halblang. Der Brüderle z.B. ist sicher kein begnadeter Flirter, und ein besonders guter Politiker ist er auch nicht. Aber ist das ein Grund, über ihn nur noch mit Schaum vor dem Mund zu reden?

Immerhin ist er damals um Mitternacht leibhaftig in der Hotelbar gewesen – und nicht virtuell in Twitter, Facebook oder sonstwo. Das finde ich – abgesehen von seinem dummen Spruch – schon an sich sympathisch. 

Auch der eine oder andere Riesling, den er vorher getrunken hat, war wohl nicht virtuell.

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