Elke Heidenreich mitsamt ihrer populären Sendung „Lesen!“ hat das ZDF von einem Tag auf den anderen aus dem Programm gestrichen. Obwohl sich Frau Heidreich für ihre – mehr als berechtigten! – Angriffe auf den Sender entschuldigt hat, es hat ihr nicht geholfen. Kleine Geister, die in diesem Sender offenbar an den wichtigen Schaltstellen sitzen, nehmen alles persönlich, und wer ihre Eitelkeit kränkt, gegen den setzen sie ihre ganze administrative Macht ein.
Aber man muß sie nicht einmal kränken: offenbar genügt es schon, eine wirklich geistreiche, d.h. geistig tiefe Sendung zu machen, die über den Horizont der Senderbürokratie hinausgeht. So ist es dem Philosophischen Quartett ergangen: mit Begründungen, die an Peinlichkeit kaum zu übertreffen waren, hat man Sloterdijk und Safranski mit einem Fußtritt vor die Tür gesetzt und als Nachfolger den feschen Richard David Precht inthronisiert. Zu dessen Sendung („Precht“) erübrigt sich jeder Kommentar.
Und jetzt also ZDFkultur. Ich war gerade auf dessen Seite, und da liest man, als sei nichts geschehen:
Mit dem Digitalkanal ZDFkultur hat sich das ZDF einen Kulturbegriff erobert, den das öffentlich-rechtliche Fernsehen bislang nicht kannte. Hier haben die Spielformen der digitalen Popkultur ihre mediale Heimat.
Da war das Ende des Spartensenders schon beschlossen. Es mag sein, daß dieser Sender kein großer Wurf war, aber es ist bezeichnend, daß beim ZDF auch jetzt wieder der Rostift an der Kultur angesetzt wird.
Die endlosen Sportübertragungen an den Wochenenden bleiben unangetastet, und die teuren Shows auch. Die Tendenz geht also weiter zum Seichten und zum Sport. Wenn die Nachrichtensendungen – heute und heute-journal – nicht wären und die vielen guten Journalisten, man müßte an diesem Sender verzweifeln.