Ulf Poschardt, 45, von der Welt muß in einem anderen Universum leben. Vielleicht war er ja früher einmal ein Sportredakteur, ich meine: einer, der noch wußte, was Sport ist. Das muß lange her sein.
Heute ist er wohl eher Wirtschaftsredakteur. In seinem Artikel über den neuen Bayern-Trainer Guardiola redet er immer nur von „Exzellenz“ (übrigens einem der dümmsten Wörter des beginnenden 21. Jahrhunderts) und wie man als „Gewinner“ aus dem „globalisierten Wettkampf“ hervorgeht. Und er berauscht sich an wirtschaftlichen Daten:
Der FC Bayern ist nicht nur ein Fußballverein, sondern eine vorbildlich geführte Aktiengesellschaft mit einem Jahresumsatz von 322 Millionen Euro.
Er redet vom „Exzellenzniveau“ von Bayern München, vom „stählernen Ehrgeiz“ des Uli Hoeneß, der neue Trainer ist für ihn gar „ein hocheleganter Modernist des zeitgenössischen Fußballs“. (Das Feuilleton beherrscht der Herr Redakteur auch!)
Jetzt muß sich alles, alles ändern – sogar München wird für den neuen Trainer von Grund auf umgekrempelt:
München muss eine andere Stadt werden, wenn ein Weltmann wie Guardiola künftig das „Schumann’s“, den „Fischmeister“ am Starnberger See oder Eduard Meiers legendäres Schuhgeschäft betritt.
Und selbst die CSU muß jetzt – wegen eines Fußballtrainers! – „weltläufiger werden“, meint Poschardt. Daß er 2005 zur Wahl der FDP aufgerufen hat, erklärt wenigstens zum Teil den besonders dummen Schluß seines Artikels:
Die zivilreligiöse Fixierung auf soziale Gerechtigkeit zwingt das Land oft genug, in politischen Debatten fast ausschließlich nach unten zu blicken, zu den Schwachen und Hilfsbedürftigen. Das ehrt uns und stärkt den Gemeinsinn, aber der FC Bayern sendet ein wichtiges Signal in das Land: Zukunftsfähig sind wir nur, wenn wir kompromisslos Exzellenz einfordern.
Es scheint, als möchte Poschardt unbedingt der Philipp Rösler des deutschen Journalismus werden. Aber vielleicht ist er es ja schon.