Ich hatte ja schon vor einiger Zeit versprochen, an dieser Stelle ein paar Gedanken aus dem klugen Buch von Hamed Abdel-Samad („Der Untergang der islamischen Welt“, Knaur Taschenbuch 2011) vorzustellen.
Hier ist also das erste Zitat:
Was den Islam betrifft, mag er in seinem jetzigen Zustand manches sein, nur eines ist er meines Erachtens gewiß nicht: er ist nicht mächtig. Er ist im Gegenteil schwer erkrankt und befindet sich sowohl kulturell als auch gesellschaftlich auf dem Rückzug. Die religiös motivierte Gewalt, die zunehmende Islamisierung des öffentlichen Raums und das krampfhafte Beharren auf der Sichtbarkeit der islamischen Symbole sind nervöse Reaktionen dieses Rückzugs. Es sind klare Zeichen des Mangels an Selbstbewußtsein und Handlungsoptionen. Es handelt sich nur um das verzeweifelte Anstreichen eines Hauses, das kurz davor steht, in sich zusammenzustürzen.
Aber Abdel-Samad fügt warnend hinzu:
Auch der Zusammenbruch eines Hauses bleibt gefährlich, und das nicht nur für seine Bewohner.
Wenn man – auch aus Literatur und Geschichte – weiß, daß bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Muslime geradezu der Inbegriff von Gelassenheit und innerer Ruhe waren, kann man Abdel-Samads Worten nur beipflichten.
Aber wie ist es so weit gekommen? Und woher rührt dieses mangelnde Selbstbewußtsein, das sich so oft in Haß und fürchterlicher Gewalt entlädt?
Darüber ein andermal mehr.